Der Frühjahrsputz
Debbies Theorie erinnerte.
Lois stieß verächtlich die Luft aus. »Woher soll ich das wissen? Als ob sie sich zum Frisieren hierher trauen würde.«
In dem Moment segelte Quinn zur Tür herein, voller Euphorie wegen ihres neuen Hauses. »Es ist so bezaubernd, Lois«, sagte sie übermütig und ließ sich in einen der Lehnsessel aus Avocadoholz fallen. »Heute morgen habe ich die Kreditunterlagen ausgefüllt, es ist also wirklich kein Traum.«
»Ich bin an dem Haus vorbeigefahren«, meinte Lois. » Bezaubernd ist es nicht gerade.«
Sie verließ das Zimmer, und Quinn fragte: »Was ist denn los mit ihr?«
»Sie trifft sich wieder mit ihrem Mann«, erklärte Darla. »Man sollte meinen, dass sie sich darüber freut, aber sie ist noch immer auf Barbara fixiert.«
»Sie trifft sich mit ihrem Mann?« Quinn runzelte die Stirn.
»Warum sollte sie sich darüber freuen?«
»Es ist etwas anderes, weißt du.« Darla unterdrückte den Gedanken an das etwas andere, das sie ihrer eigenen Ehe verleihen wollte.
»Was ist anders? Matthew war schon eine Niete, bevor Barbara sich ihn geschnappt hat. Ich kann verstehen, dass Lois Depressionen bekommt bei der Vorstellung, wieder mit ihm auszugehen.«
»Er ist ihr Mann«, wandte Darla ohne einen Funken Enthusiasmus ein.
»Stimmt«, erwiderte Quinn und füllte offensichtlich im Geiste die unausgesprochenen Lücken. »Nun, was willst du wegen Max unternehmen?«
»Irgend etwas«, sagte Darla. »Ich werde mir etwas einfallen lassen, aber nicht jetzt. Erzähl mir ein bisschen Klatsch. Hast du den Kredit durch Barbara bekommen? Wie sieht ihre Frisur aus?«
»Woher weißt du, dass sie eine neue Frisur hat?« wollte Quinn wissen. »Sie hat eine andere Haarfarbe. Sieht hübsch aus, so eine Art brauner Strähnchen. Aber irgendwie war es auch ein Schock. Sie ist immer blond gewesen, und nun sind ihre Haare eindeutig hellbraun.«
Darla verspürte einen Stich in der Magengrube. Irgend etwas stimmte hier nicht. Wenn Barbara hinter Nick her war, hätte sie sich die Haare so dunkelbraun wie Lisas tönen müssen. »Hellbraun?«
Quinn nickte. »Sie trägt einen Nackenknoten wie du, nur nicht ganz so fest. So ähnlich wie ein Gibson Girl. Sie sieht wirklich gut aus.«
Wie du.
»Darla?«
»Wie ich?«
»Lockerer als du. Irgendwie lässiger.« Quinn gestikulierte mit den Händen. »Eigentlich wie dein Haar, aber irgendwie auch anders. Mit kleinen Löckchen rund um ihr Gesicht, du weißt schon.«
Wobei sie allerdings diese Strähnen an der Seite heraushängen ließ, damit es richtig sexy wirkte , hatte Debbie gesagt. Die arme alte Bea sah aus, als hätte sie einen Bagel auf dem Kopf aber Barbara stand das großartig.
Darla befühlte ihren eigenen festen Nackenknoten, dieselbe ordentliche Frisur, die sie schon seit der High-School trug.
Langweilig.
Max.
»Geht es dir gut?« fragte Quinn.
»Natürlich«, sagte Darla. »Alles in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht«, sagte Quinn. »Rück schon raus mit der Sprache.«
»Das werde ich.« Darla griff nach ihrer Tasche. »Bei Max.«
Max stand gerade über einen Sunbird gebeugt, als sie in die Werkstatt kam, und Darla registrierte völlig ohne Leidenschaft, dass er immer noch einen tollen Hintern hatte. Das musste man den Gebrüdern Ziegler lassen: Ihre Körper hielten sie in Form.
Obendrein hatte sie den gutaussehenden erwischt. Nick war immer der Wilde gewesen, derjenige, dessen Gesicht schmal und so kantig war, dass er in der High-School älter aussah, als er tatsächlich war. Max war immer der Hübsche gewesen, der attraktive junge Mann, der stets ein Lächeln auf den Lippen hatte. »Du hast den Guten bekommen, er wird dir niemals Ärger bereiten«, hatte seine Mutter damals zu ihr gesagt. Nick waren alle mit ein wenig Skepsis begegnet, aber Max hatte jeder ins Herz geschlossen.
Und das war ganz offensichtlich noch immer so.
Er hob den Kopf und erschrak, als er sie sah. »Hey«, sagte er, »ich habe dich gar nicht hereinkommen hören. Was ist los?«
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass Barbara hinter dir her ist und nicht hinter Nick?« Sie sprach mit fester Stimme, in ihren Ohren jedoch schienen ihre Worte von weit her zu kommen, so als spreche jemand anders sie aus.
Er ließ die Motorhaube des Sunbirds zufallen und kontrollierte länger als notwendig, ob sie wirklich eingerastet war.
»Ich sah keinen Grund dazu.«
»Eine stadtbekannte Ehezerstörerin läuft meinem Mann hinterher, und du siehst keinen Grund dazu, mir das zu sagen?«
Weitere Kostenlose Bücher