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Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Der Fruehling des Commissario Ricciardi

Titel: Der Fruehling des Commissario Ricciardi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio de Giovanni
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Sternen.
    »Mein Mann hat niemanden umgebracht, Commissario. Nur sich selbst. Ich weiß das, seine Mutter weiß es. Die Kinder wissen es auch.
    Also wollen wir Ihnen unsere Zusammenarbeit anbieten. Wir beide haben miteinander gesprochen. Sie und der Brigadiere hier scheinen uns vertrauenswürdig zu sein. Sie haben uns Hilfe angeboten und es war offensichtlich, dass Ihnen leid tat, was mit meinem Mann passiert ist. Wir sind arme Leute, wissen kaum, wie das Leben weitergehen soll; einen Anwalt können wir uns nicht leisten. Aber den Kindern können wir nichts weiter als den Namen geben und deshalb muss er makellos sein.«
    »Signora«, sagte Ricciardi, »unsere Aufgabe besteht darin, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Was auch immer die Wahrheit ist, auch wenn sie unbequem ist oder weh tut. Wir nehmen für niemanden Partei, wir müssen bloß herausfinden, was passiert ist. Wenn Sie uns dabei helfen wollen, freuen wir uns. Wenn wir allerdings feststellen sollten, dass ... dass ihr Mann schwere Schuld auf sich geladen hat, wird es für Sie noch schlimmer sein, begreifen Sie das? So wie die Lage jetzt ist, können wir einen letzten Zweifel nicht ausschließen, wenn wir die Ermittlungen einstellen. Wenn wir allerdings weitermachen, werden am Ende alle Zweifel ausgeräumt sein. Sind Sie sich also sicher?«
    Nachdem sie einen kurzen Blick mit ihrer Schwiegermutter gewechselt hatte, antwortete Concetta.
    »Ja, Commissario. Deshalb sind wir hier bei Ihnen, während mein Mann noch tot im Krankenhaus liegt wie ein Landstreicher ohne Familie. Man wird Ihnen gesagthaben, dass er etwas gerufen hat, als ... als es geschah? Er sagte: Meine Kinder! Das ist nun unsere Pflicht: Für das Wohl seiner Kinder zu sorgen. Wir sind uns sicher, Commissario.«
XLV
    Ruggero bereitete sich mental darauf vor, an Emmas Tür zu klopfen. Er versuchte, seine Kräfte zu sammeln. Zuvor hatte er sich gewaschen, rasiert, umgezogen und lange im Spiegel betrachtet. Sein äußeres Erscheinungsbild zurückgewonnen zu haben, jenes, an das er gewöhnt war und das den Leuten Respekt und Angst einflößte, beruhigte ihn und war gut für sein seelisches Gleichgewicht.
    Doch die Prüfung, der er sich noch stellen musste, war nicht leicht, vielleicht sogar die schwierigste von allen.
    Wie lange schon redete er nicht mehr mit seiner Frau? Sicher tauschten sie während des Abendessens ein paar kurze Höflichkeiten aus oder besprachen Dinge, die mit der Haushaltsführung oder dem Personal zu tun hatten, aber das konnte man kaum reden nennen, und auch in die Augen sahen sie sich nicht mehr.
    Mit der Zeit hatten sich die unterschiedlichen Territorien gefestigt. Unsichtbare Wände waren entstanden: Arbeitszimmer und grüner Salon für ihn, Schlafzimmer und Ankleide für sie. Gemeinsam waren nur das Esszimmer und die Nächte ohne Liebe. Die übrigen Zimmer waren abgeschlossen oder wurden von der Dienerschaft bewohnt.
    Aber jetzt mussten sie reden. Die Zeiten des Unausgesprochenen, der versteckten Wahrheiten, des verbitterten Schweigens waren nun vorbei.
    Es war nötig, miteinander zu reden.
    Bevor alles für immer verloren war.
    Ruggero klopfte an Emmas Tür.

    Ricciardi dachte nach und wandte sich dann an Concetta Iodice.
    »Gut. Ich werde Ihnen ein paar Fragen stellen. Sprechen wir zunächst einmal über das Geschäft, die Pizzeria. Wie hat Ihr Mann sie eröffnet? Mit welchem Geld?«
    »Teils mit unseren Ersparnissen und dem Geld aus dem Verkauf des Wagens. Den anderen Teil hat er sich geliehen. Von Carmela Calise.«
    »In welcher Art von Beziehung stand Ihr Mann zur Calise?«
    »Ich bin nie da gewesen und weiß nicht einmal, wo sie wohnte. Ein Freund hatte meinem Mann von ihr erzählt: Sie sollte anders sein als ... als die Leute, die einem gleich alle Knochen brechen, wenn man nicht zurückzahlt. Sie kennen ja die Geschichten ... Also, sein Freund sagte, diese Frau sei irgendwie ... menschlicher, wenn man nicht das ganze Geld gleich beisammen hatte, konnte man ihr einen Teil auch später bringen, sie verlängerte die Fristen.«
    »Und musste Ihr Mann seine Frist je verlängern lassen?«
    Concetta senkte den Blick.
    »Zweimal. Das Geschäft lief nicht gut. Und neulich ... an jenem Tag war er zu ihr gegangen, um einen weiteren Aufschub zu erbitten. Zwei Tage lang hatte er sich Mut gemacht; er glaubte, ich wüsste nichts davon, aber ich sah, dass er nachts nicht schlief. Da habe ich mir natürlich meinen Teil gedacht.«
    »Und wirkte er verzweifelt auf sie?«
    »Nein, aber

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