Der Frühling - Hyddenworld ; 1
Dunkelwerden und nachdem Stort das Gelände durchkämmt und so gut es ging versucht hatte, aus dem Durcheinander schlau zu werden, saßen sie beieinander und sprachen über Herzensangelegenheiten, wie Junggesellen, die aneinander Gefallen gefunden haben und unverhofft Gelegenheit bekommen, jener Seelenpein Ausdruck zu verleihen, die ihresgleichen zu erdulden haben – zwei schüchterne Einzelgänger mit geringer Erfahrung in den Geheimnissen der Liebe und vermeintlich geringen Aussichten, welche zu sammeln.
Mister Barklice war nun Anfang vierzig und ein Forstmeister von hohem Ansehen. Tatsächlich sah er viel älter aus, als er war, so verwittert war sein Gesicht, so dürr seine strapazierte Gestalt. Er hatte weder eine Wyfkin noch überhaupt irgendwelche Angehörigen, hauptsächlich weil er seit seiner Jugend in und um Brum und in jüngerer Zeit auch weit darüber hinaus unablässig auf Reisen war und mit Rechtsangelegenheiten, häufig auch Streitsachen, zu tun hatte, deren Gegenstand Wälder und Forste waren, die von der Hyddenstadt aus verwaltet wurden.
Seine Vorgesetzten waren zwar Fyrd, die über alle städtischen Belange geboten, doch hatten sie diese schwierige Aufgabe klugerweise einem Hydden überlassen, der sich sein Leben lang damit beschäftigt hatte.
Barklice gehörte wie Brif zu den wenigen ehrlichen Hydden, die noch in der Verwaltung der Stadt Brum arbeiteten, die jetzt unter der korrupten Führung des schändlichen Festoon stand, eines fettleibigen Bevollmächtigten der Fyrd, deren Hauptverwaltung für Englalond sich in London befand – das allgemein nur die Stadt genannt wurde. Dass Barklice und Brif sich nicht den Mund verbieten ließen und unerschrocken auf ihre Unabhängigkeit pochten, duldete Festoon nur, weil sie mit Abstand die fähigsten Köpfe auf ihrem jeweiligen Gebiet waren.
In seiner Eigenschaft als Forstmeister hatte Barklice mehr Landstriche zwischen Brum und der Stadt bereist als jeder andere lebende Hydden. Er genoss uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und führte als Beweis einen zweiköpfigen Forstmeister-Stab mit sich.
In Ermangelung einer Partnerin oder Seelenfreundin zog er es vor, alleine zu reisen, es sei denn, ein besonderer Auftrag machte eine bewaffnete Eskorte erforderlich, dann ließ er sich am liebsten von Pike begleiten. War dieser verhindert, sprang einer von Pikes Freunden ein. Derer gab es viele. Die meisten waren unausstehliche, aber zuverlässige Gesellen, die für ihren Schutzbefohlenen bereitwillig ihr Leben aufs Spiel setzten.
Doch am liebsten verzichtete Barklice auf Gesellschaft, selbst wenn es in die höchst gefährlichen Gegenden weit westlich von Brum ging, die von den Menschen Wales genannt wurden. Zu Recht wurde ihm nachgesagt, er sei ein wahrer Meister in der Kunst des Versteckens. Wenn er wolle, so hieß es, könne er überall im Land herumreisen, ohne von Hydden oder Fyrd gesehen oder bemerkt zu werden, und müsse sich dabei nicht einmal sonderlich anstrengen.
Daher wurde er von Hydden und Fyrd gleichermaßen mit Respekt behandelt und konnte erwarten, in jedem bescheidenen Haus im Land Gastfreundschaft zu erfahren, wenn sie bisweilen auch reserviert ausfiel. Er missbrauchte dieses enorme Privileg niemals und nahm es ohnehin nur selten in Anspruch, denn wie jeder traditionsbewusste Hydden zog er es vor, auf Reisen unter freiem Himmel zu schlafen und die wunderbaren Gaben der Natur zu genießen, die jedem, der weiß, wo er nachsehen muss, zu jeder Zeit des Jahres im Überfluss zur Verfügung stehen.
Manchmal freilich kam es vor, dass der Forstmeister, wenn er allzu lange allein gewesen war und unter den Sternen genächtigt hatte, die Einsamkeit in der Natur als schmerzvoll empfand und dass sich seiner Brust der eine oder andere kummervolle Seufzer entrang, insbesondere in der Zeit der vier großen Feste im Jahr, wenn er gerne einen anderen an seinen Erfahrungen hätte teilhaben lassen.
So geschah es, dass Barklice an diesem Abend seinem jugendlichen Freund freimütig gestand, dass er, wenn er nur wüsste, wie sich eine Wyfkin finden ließe, die ihm Reisegefährtin und Seelenfreundin sein könne, ganz bestimmt alles dafür Erforderliche tun würde.
»Ach ja!«, rief Stort traurig, den offenbar ähnliche Gedanken beschäftigten. »Es ist in der Tat schwierig, eine Gefährtin zu finden!«
»Dann sprechen Sie aus eigener Erfahrung?«, staunte Barklice und musterte den schlaksigen, rothaarigen Hydden, der, wie viele behaupteten, das Zeug zum Genie
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