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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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umgegraben und auf die Hälfte geschrumpft und lag teilweise unter der Oberfläche des Sees einer nahen Kiesgrube. Das Henge sah so aus, als sei es zu nichts mehr zu gebrauchen. Doch Stort war sich da nicht so sicher.
    »Die Römer waren die Ersten, die diese Stätte entweiht haben«, erklärte er. »Dann haben im Lauf der Jahrhunderte zunächst die Angelsachsen und dann verschiedene andere Eindringlinge und Einwanderer bis in die Gegenwart hinein hier Kies abgebaut und dazu beigetragen, dass der See einen beträchtlichen Teil unter Wasser gesetzt hat.«
    Barklice nahm die »Beweise« skeptisch in Augenschein.
    »Master Stort, es ist nahezu unmöglich, irgendwelche Spuren eines Henges zu erkennen, sieht man einmal von dem großen Stein ab, neben dem wir hier stehen!«
    Stort hob eine Hand und strich voller Zuneigung über den Menhir. Er kam nicht annähernd bis zur halben Höhe. Selbst ein ausgewachsener Menschenmann hätte neben dem Stein wie ein Zwerg gewirkt. »Es ist schon merkwürdig«, sinnierte Barklice, »dass man ihm einen so seltsamen Namen wie Devil’s Quoits gegeben hat.«
    »Ah! Ich bin froh, dass Sie die Frage stellen …«
    »Das war eigentlich keine Frage, Master Stort, nur eine Feststellung, und überhaupt finde ich, dass wir Besseres zu tun haben als …« Doch es war zu spät. Stort kam schon wieder in Fahrt.
    »… Quoits sind nämlich flache Wurfringe aus Metall, die man bei einem Spiel auf Stäbe warf, um Punkte zu erzielen, was Ihnen selbstverständlich bekannt ist.«
    »Hmmm«, brummte Barklice, was alles bedeuten konnte.
    »Den Aufzeichnungen zufolge, die ich in den Brumer Archiven eingesehen habe, gab es hier zwei Henges, eins im anderen. Sie bildeten die ›Quoits‹. Außerdem gab es Menhire. Das waren die Stäbe, über die der Teufel die Quoits geworfen haben soll. Aber wie Sie sehen können, ist nur ein Stein erhalten geblieben.«
    Barklice nickte vage.
    »Natürlich neigten frühe Christen zu der Ansicht, dass alles, was sie nicht verstanden, Teufelswerk sei, nur um die Leute von ihrem alten Glauben und Brauchtum abzubringen. Das begann etwa um die Zeit des großen Beornamund. Heute ist zwar ein Großteil der Anlage zerstört, doch ich glaube, dass etwas von ihren einstigen Kräften erhalten geblieben ist.«
    »Ich verstehe«, sagte Barklice, jetzt eine Idee interessierter. »Wie zum Beispiel?«
    »Sie dienten als Zeitanzeiger, als Versammlungsort für religiöse Zeremonien, als Hinrichtungsstätte für Verbrecher, und in früheren Zeiten, bevor diese Kunst in Vergessenheit geraten ist, boten sie Hydden und Menschen die Möglichkeit, zwischen ihren Welten hin- und herzureisen.«
    Bei diesen Worten schaute Barklice noch interessierter, aber nach einem Blick in die Runde sah er sich zu der Bemerkung genötigt: »Das behauptet man, aber besonders vielversprechend sieht mir das hier nicht aus. Auf jeden Fall bin ich froh, ein Hydden zu sein, Stort. Was sollte ich denn anfangen, wenn ich plötzlich zu Menschengröße heranwachsen würde? Zum Beispiel würden alle meine Kleider aus den Nähten platzen!«
    Barklice hielt das für lustig, Stort aber nicht.
    »Ich arbeite daran«, erwiderte Stort. »Wenn die Leute früher hin- und herreisen konnten, können wir es auch wieder tun!«
    Er verstummte, und Barklice hielt es für das Beste, dasselbe zu tun, allerdings nicht ohne vorher mit einem Augenzwinkern hinzuzufügen: »Master Stort, Sie sind wahrhaft ein wandelndes Lexikon. Es wundert mich, dass Master Brif all die verstaubten Bücher nicht einfach wegräumt und Sie dafür ins Regal legt, damit man Sie, wann immer nötig, zu Rate ziehen kann. Aber jetzt zum Praktischen. Master Brif wollte, dass wir uns alle hier treffen, und hier sind wir! Wir brauchen uns nur hinzusetzen und zu warten.«
    »Sind Sie sicher, dass sie alle Wegzeichen finden, die Sie für sie hinterlassen haben?«
    Barklice hatte viel Zeit darauf verwendet, Markierungen anzubringen, die Brif und seine Begleiter, wie er hoffte, bequem an diesen Ort führten, der sonst schwer zu finden war.
    »Die Herren Pike und Brif wissen ganz genau, wie sie meine Wegzeichenzu lesen haben«, erwiderte Barklice, »also werde ich uns einen Trunk zubereiten, solange wir warten.«
    Barklice bereitete gern einen Trunk, um gute wie schlechte Momente zu begehen, besorgte Gemüter zu beruhigen oder sich in Ziel und Zweck seines Tuns zu bestärken. Das Spezialgebräu half gewöhnlich in all diesen Fällen.
     
    Später, ein oder zwei Stunden vor dem

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