Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag

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macht dann eineinhalb Groschen für jeden, Gentlemen!«
    »Oder fünf für die ganze Gruppe«, erwiderte Barklice entschieden. »Und Master Brif und meine Wenigkeit bekommen in Anbetracht unserer Stellung einen Sonderpreis. Damit wären es vier. Einverstanden?«
    Arnold machte ein gequältes Gesicht. »Sie feilschen hart, MisterBarklice, aber fair, denn ich weiß, dass Sie immer ein großzügiges Trinkgeld geben. Abgemacht?«
    Es schien so.
    Das Geld wurde bezahlt. Daraufhin öffnete sich die Tür, und der Weg in die wunderbare Wärme und verlockende Gastlichkeit dahinter war frei.
    »Jack«, sagte Arnold und hielt ihn an der Tür auf, »das ist für dich!«
    Er drückte ihm ein Geldstück in die Hand.
    »Bugleute bekommen immer einen Anteil, und ich schwöre beim Spiegel, dass ich nie einen Anfänger gesehen habe, der besser war! Jetzt hör gut zu, denn wir Luggerbill-Boys haben gewisse Bräuche. Wenn dies dein erster Bootslohn ist, dann gib ihn ein Jahr lang nicht aus, wenn möglich viel länger. Verwahre den Groschen gut bis zu dem Tag, an dem du ihn wirklich brauchst. Er mag nicht viel wert sein, aber er ist ehrlich und anständig verdient. Wenn also der Tag kommt, gib ihn klug und mit Verstand aus. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, sagte Jack.

66
IGOR BRUNTE
    E s war Mitternacht, und der Wasserpegel stieg unablässig.
    Noch lagen keine Berichte von Überschwemmungen vor, und die Bilgener hatten die Lage im Griff. Doch es waren weitere schwere Regenfälle vorausgesagt, und da der kräftige Wind auf westliche Richtung drehte, war es fast sicher, dass der River Rea sich bald aufstauen würde.
    Aus diesem Grund hielt der Zehnerrat, das oberste Gremium der Stadt, eine Dringlichkeitssitzung ab. Eine solche Zusammenkunft war am Abend vor dem Geburtstag des Hochaltermanns nie willkommen, denn die meisten, die dazu erscheinen mussten, hätten lieber acht Stunden durchgeschlafen, ehe sie sich auf die Festlichkeiten am kommenden Nachmittag vorbereiteten.
    Doch es musste sein, und Ratsmitglied Hrap Dowty, zuständig für den Bereich öffentlicher Verkehr, hatte die Lage mittlerweile noch weiter verkompliziert. Der blasse, wortkarge Verkehrsfachmann mit einer Besessenheit für Details und Zeitpläne hatte nämlich, was nur alle zehn Jahre einmal vorkam, den Vorschlag unterbreitet, New Brum von Old Brum abzuschotten. Die von ihm vorgebrachte Begründung war zwingend.
    Größere Straßenbauarbeiten, die in der Innenstadt von den Menschen vorgenommen würden, so führte er aus, hätten die Umleitung bestimmter Abwasserkanäle erforderlich gemacht. Dies erhöhe unter den gegenwärtigen Umständen die Gefahr unvorhersehbarer, flutartiger Überschwemmungen in Deritend und Digbeth, die freilich auch auf die bevorzugten Wohngegenden im Norden und Osten übergreifen könnten … wo die meisten Mitglieder des Zehnerrats wohnten.
    Allerdings würde eine Abschottung in Old Brum zu weitaus größeren Schäden führen. Überdies würde sie mit großer Wahrscheinlichkeitauch Todesopfer fordern, da die Bewohner eingeschlossen würden.
    Dowty beendete seinen Bericht und nahm wieder Platz. Wer ihn genau beobachtete, konnte sehen, dass er unwillkürlich einen flüchtigen Blick zu dem niedersten Beamten warf, welcher der Sitzung beiwohnte, nämlich Sub-Quentor Brunte. Brunte selbst bemerkte es, so wie alles andere auch.
    Wie ein wildes Tier, dessen Überleben von seiner Fähigkeit abhängt zu wittern, was in seinen Rivalen vorgeht, besaß Brunte die Gabe, die Beweggründe und Gedanken anderer zu erraten.
    Er schnupperte jetzt, und was ihm in die Nase stieg, waren die üblichen widerstreitenden Gerüche von Eigennutz unter den versammelten Mitgliedern des Zehnerrats. Alle wollten ihre prächtigen Villen und ihre Geschäfte schützen und würden aus diesem Grund einer Abschottung zustimmen.
    Doch jeder Einzelne wusste auch, dass eine solche Maßnahme unpopulär war, da sie Tod und Zerstörung über die schutzlosesten und schwächsten Mitglieder der Brumer Bevölkerung bringen würde. Die Stadt war seit jeher eine Hochburg der Widerspenstigkeit und Radikalität, in der es unter der Oberfläche gärte, deshalb drohte eine solche Abschottung das grimmige Gespenst der Revolution zum Leben zu erwecken, das die Sinistral und die Fyrd schon immer am meisten fürchteten.
    Das Überleben eines Imperiums hängt, wie das einer Bank, von seiner Vertrauenswürdigkeit und seiner Macht ab. Beide müssen als unerschütterlich erscheinen, auch wenn sie es niemals