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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Ratsmitglieder.
    »Sub-Quentor«, sagte er zur Begrüßung, als Brunte, flankiert von seinen Leuten, hereinkam. Eine Welle der Angst schwappte über die Gesichter von Dowtys Gehilfen, doch seines blieb ungerührt.
    »Verehrter Rat«, erwiderte Brunte mit einem leichten Lächeln, »Ihr Bericht heute Morgen ist, denke ich, gut aufgenommen worden. Wird es tatsächlich zu einer Überschwemmung kommen?«
    »Unwahrscheinlich, nach dem augenblicklichen Stand der Dinge«, antwortete Dowty, »aber nicht ausgeschlossen. Die Abschottung war auf jeden Fall eine kluge Vorsichtsmaßnahme, von ihrer Nützlichkeit für Ihr eigenes Vorhaben einmal ganz abgesehen. Ich würde allerdings vorschlagen, die Maßnahme in Bälde aufzuheben. Hat das Fest begonnen?«
    »Ist in vollem Gang. Doch wenn man in Festoons Residenz etwas erfährt, bevor meine Arbeit getan ist, könnte es sein, dass einige fliehen und es sogar zu Gegenangriffen kommt. Auch Ihre Person dürftedann zur Zielscheibe werden, deshalb lasse ich Ihnen drei Wachen hier. Sie sollten nicht abrücken, bevor Sie von einem meiner Leute dazu aufgefordert werden, und auch Ihre Mitarbeiter sollten hierbleiben. Wenn Besucher kommen, dürfen sie nicht wieder fort, aber dafür werden meine Leute sorgen.«
    Leicht zitternd stand Dowty auf, schloss die Augen und öffnete sie wieder.
    »Sie sind dem Zeitplan drei Minuten und vier Sekunden voraus, Sub-Quentor. Das ist gut, aber Sie sollten sich jetzt auf den Weg machen, denn der Rea steigt bei Montague III schnell.«
    Er drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Die Stahlwand hinter ihm begann sich zu heben.
    »Wo ist das genau?«, fragte Brunte, dem auffiel, dass er Dowty mochte. Seine Genauigkeit und seine Ausdrucksweise gaben ihm ein Gefühl der Sicherheit.
    »Das ist hier«, antwortete Dowty. »Montague III ist unser Sektor.«
    Wässrig flirrendes, fleckiges Licht ersetzte die Stahlwand, die irgendwo weit über ihnen verschwand. Denn was nun zum Vorschein kam, war dickes Glas, hinter dem im unteren Teil der River Rea vorbeifloss. Im oberen Teil waren Gischt und ein Stück Himmel zu sehen, aber nicht viel mehr. Das anhaltende Tosen des Flusses war laut zu hören.
    »Nehmen Sie nicht die untere Route zur Curzon Street«, riet Dowty. »Nehmen Sie lieber die obere, die an der Proof House Lane vorbeiführt. Kennen Sie die?«
    Brunte bejahte. »Dann bis später«, fuhr er fort, »wenn wir etwas klarer sehen. Ihre Ablösung sollte sich bereitmachen, Stadtrat.«
    »Ist längst geschehen«, antwortete Dowty. »Aber wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, wir bekommen Berichte aus Deritend.« Er wandte sich ab, um sich ihnen zu widmen.
    Doch Brunte rührte sich nicht von der Stelle, plötzlich ein zorniges Funkeln in den Augen.
    »Stadtrat!«, rief er scharf.
    Dowty drehte sich wieder um, leichte Besorgnis im Gesicht.
    »Drehen Sie mir nie wieder den Rücken zu«, sagte Brunte. »Nie wieder. Das ist … unhöflich.«
    Dowty starrte ihn an und verarbeitete diese neue Information.
    »Es wird nicht wieder vorkommen«, versprach er.

72
SCHLUSS MIT LUSTIG
    D en Höhepunkt von Festoons Party bildete die Jungfernparade, bei der die Keuschen Schwestern vor seinem Scheinthron vorbeizogen, damit er eine von ihnen zu seiner Geburtstagsbraut küren konnte.
    Dieser Brauch war sehr alt und reichte bis ins Mittelalter zurück, als die Frage der Erbfolge für Städte wie Brum noch von großer Bedeutung war. Denn ohne Nachfolger gab es keine Kontinuität, und solange man nicht mehr als einen Erben hatte, herrschte Unsicherheit. Die Keuschen Schwestern waren die Jungfrauen unter den Barmherzigen Schwestern, und zur Sicherung der Thronfolge wurde alljährlich eine von ihnen vom Hochaltermann auserwählt.
    Die Auserwählte durfte eine einzige Nacht im Bett des Hochaltermanns verbringen, danach wurde sie neun Monate lang abgesondert und von den ranghöchsten Barmherzigen Schwestern bewacht. Die meisten schenkten keinem Erben das Leben und wurden wieder in den Orden eingegliedert. Die Kinder, die einige wenige zur Welt brachten, erbten den Brumer Thron. Von ihnen hing die Zukunft ab.
    Zu Raster Avons Zeiten hatte der Brauch diese traditionelle Bedeutung verloren und bot lediglich die Gelegenheit zu einem ausgelassenen Fest. Die Auserwählte war nur noch eine symbolische Braut des Tages, deren Belohnung nicht in einer gemeinsamen Nacht mit dem Herrscher bestand, sondern in einer Anhängerscheibe aus vergoldetem Metall, die so gestaltet und mit Edelsteinen besetzt

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