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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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neue Titel und Ränge schwirrten ihm durch den Hinterkopf, als er sich wieder dem aktuellen Geschehen zuwandte.
    »Die Bilgener haben die Wassermassen nach Norden umgeleitet, freilich nicht ohne Bedenken, weil sie dadurch einen Teil ihrer eigenen Leute in Gefahr bringen, aber die Abschottung hat diese Maßnahme unausweichlich gemacht.«
    Brunte sagte sich, dass man sich dem alten Mallarchi, dem nicht zu unterschätzenden Oberhaupt der Bilgener, in irgendeiner Weise würde erkenntlich zeigen müssen. Die Kommandeure der Fyrd hatten alle den Fehler begangen, die Unterstützung der Bilgener nicht gebührend zu würdigen.
    Plötzlich bemerkte Brunte ein Schimmern an den schmutzigen, zerbrochenen Fensterscheiben seiner provisorischen Befehlsstelle, die er in einem leerstehenden Lagerhaus bei Digbeth High eingerichtethatte. Es war eine kluge und vorsichtige Wahl gewesen für den Fall, dass der Umsturz fehlschlug und seine Gegner die Kontrolle wiedererlangten und eine Fahndung nach ihm einleiteten. In der Oberwelt hätten sie sich schwergetan, ihn aufzuspüren, und noch schwerer, ihn anzugreifen.
    Die Örtlichkeit hatte noch einen weiteren Vorteil.
    Er hatte in einem der größeren Hochhäuser im Osten der Stadt einen Brand legen lassen, um die Aufmerksamkeit der Menschen vom Hochwasser abzulenken. Dies hatte den Bilgenern ihre Aufgabe beträchtlich erleichtert und seinen eigenen Leuten die Möglichkeit eröffnet, weitgehend ungestört den Vorbereitungen für ihr mörderisches Tun nachzugehen.
    »Ich glaube, wir sollten bald unsere Zelte hier abbrechen«, sagte er und setzte sich an den derben Bürotisch in Menschengröße, dem sie die Beine gekürzt hatten, ebenso wie den dazugehörigen Stühlen.
    »Sie«, das waren Brunte und sein Einsatzleiter, der in den letzten zwanzig Minuten kein Wort gesprochen hatte. Er schwieg auch jetzt, als Brunte weiter über verschiedene Fragen nachsann und den Schreibern befahl, sich darauf einzustellen, dass ihr Hauptquartier jeden Augenblick an einen Standort verlegt werde, der für die Ausübung der Herrschaft über New Brum günstiger gelegen war.
    Die Feuersbrunst in der Ferne war trotz des Regens gewaltig gewesen, verlor nun aber an Kraft. Grinsend nickte Brunte in die Richtung.
    »Die Menschen nennen so etwas Brandstiftung«, sagte er zu seinem schweigsamen Mitstreiter, »aber die Fyrd nennen es Taktik, und ich auch. Nun, ursprünglich hatte ich die Absicht, Festoon sofort meine Aufwartung zu machen, doch nun erscheint es mir klüger, abzuwarten, ob sich der River Rea auf der ganzen Strecke bis hinauf zum Waseley Hill aufstaut und …«
    »Sir«, sagte Hrap Dowty und brach damit sein Schweigen, »wir sollten abwarten, wer wiederkommt und den dritten Stuhl an diesem Tisch besetzt.«
    Seine Stimme klang ebenso nüchtern und sachlich wie schon die ganze Zeit in den hinter ihnen liegenden, langen Stunden, seit Brunte ihn völlig unerwartet zu seinem Stabschef befördert hatte.
    »Dowty«, fragte Brunte, »Sie haben nicht zufällig eine Schwäche fürs Wetten und Spielen?
    Hrap Dowty dachte darüber nach, kam zu dem Schluss, dass sein neuer Vorgesetzter scherzte, bedachte ihn mit einem halben Lächeln, obwohl er es gar nicht lustig fand, und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Nein«, sagte er, »habe ich nicht.«
    Brunte mochte Dowty. Er leistete tadellose Arbeit, hatte darüber hinaus keine persönlichen Ambitionen und fürchtete niemanden. Er war zuverlässig und stellte keine Bedrohung dar. Er wäre ein Langweiler gewesen, wäre da nicht sein obsessives Interesse an der Zeit, das einzige Thema, über das er sich endlos auslassen und für das er seine Zuhörer begeistern konnte. Dowty war niemand, mit dem man huren, zechen, Witze machen oder sonst allzu viel anfangen konnte. Doch bei einer Rebellion, wie Brunte sie durchgeführt hatte, und bei den noch bevorstehenden Kämpfen gegen die Fyrd und allem, was sorgfältige Organisation und Zeitplanung erforderte, war er der ideale Bundesgenosse.
    »Wären Sie ein Spieler, Dowty, würde ich mit Ihnen eine Wette darüber abschließen, wie lange es wohl dauert, bis der dritte Platz an unserem Tisch besetzt sein wird.«
    »Aha!«, sagte Dowty ohne Interesse. »Ist das denn wichtig?«
    »Nicht besonders«, räumte Brunte ein, »aber es bereitet mir Vergnügen, Dinge vorherzusagen.«
    »In diesem Fall gibt es zu viele unbekannte Variablen, um eine leidlich genaue Vorhersage zu machen, Sir.«
    »Aber was sagt Ihnen Ihr Gefühl?«
    Dowty sann

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