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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Gesicht, als sei er krank, und seine Gelenke schmerzten.
    Von seinen offenen Wunden drohte weiteres Unheil, doch sonderbarerweise blieben sie sauber und zeigten keine Anzeichen einer Entzündung. Doch sobald eine Wunde sich schloss, brach eine andere auf, als tobe unter der geschädigten Haut eine schreckliche Wut.
    Sein Zustand war unerklärlich, und die Frage nach der richtigen Behandlung ein Rätsel, für das man im Dorf keine Lösung hatte.
    Mister Kipling konnte nicht mehr tun, als Jack und denen, die ihn besuchten, um zu helfen, ein freundlicher Gastgeber zu sein. Er konnte Jack vorlesen oder sich mit ihm unterhalten wie Stort. Katherine konnte sich neben ihn legen, wenn er es zuließ, und versuchen, ihn zu trösten. Aber das schmerzte ihn häufig mehr, als es ihm half, und er wurde zornig und sagte zu ihr, sie solle gehen.
    Sie wusste noch, wie geduldig er ihre Launen ertragen hatte,als ihre Mutter gestorben war, und wie ruhig er bei ihren Zornausbrüchen geblieben war, nun aber musste sie feststellen, dass es ihr schwerfiel, es ihm nachzutun. Sie fühlte sich durch seine Beschimpfungen gekränkt, erboste sich über seine Ungerechtigkeit und bekam gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, weil sie so empfand.
    Seine Krankheit lag wie eine dunkle Wolke über Wardine. Selbst an den heißesten Sommertagen, wenn Schwanenfamilien den Severn heruntertrieben, wie sie es seit jeher taten, und an ruhigen Stellen nahe dem Schilf und den Schwertlilien Fische an die Oberfläche kamen, hatte Wardine nichts Sommerliches.

82
DIÄT
    D och es gab auch Lichtblicke und erfreulichere Gesprächsthemen. Eines davon waren Lord Festoon, sein Koch und ihre Diät.
    Die beiden hatten unten am Fluss ein Haus bezogen, in dem einst ein alteingesessener Fischhändler und -verarbeiter gewohnt hatte.
    Das Geschäft war im Erdgeschoss geführt worden, und in diesen hallenden und schäbigen Räumen hauste nun Lord Festoon. Parlance hatte sich in der Wohnung darüber einquartiert.
    Überall roch es streng nach Fisch, was Festoon seltsamerweise begrüßte, denn der Geruch half, seinen Appetit zu zügeln. Zudem ermunterte er ihn dazu, auf dem alten Anlegeplatz des Grundstücks am Severn frische Luft zu schnappen. Dort wanderte Festoon umher, indem er sich auf den diversen Fischfässern, Vertäupfählen oder dem kleinen Handkran abstützte, sobald ihn Kurzatmigkeit und Schwäche befielen.
    Die Küche, ein armseliges Loch im Vergleich zu der riesigen und gut ausgestatteten in Brum, lag im Erdgeschoss und war nur über eine schmale Hintertreppe, die Parlance benutzte, zu erreichen. Die Verbindungstür zu Festoons Räumen wurde verriegelt, um seinen Gelüsten nach einer Zwischenmahlzeit vorzubeugen, die ihn um Mitternacht und auch zu jeder anderen Stunde überkamen.
    Parlance wusste natürlich, dass sein Herr in den ersten Tagen seiner Diät zu schwach sein würde, um bis zur Küchentür zu gelangen, geschweige denn, sich durch Klopfen bemerkbar zu machen. Doch der Tag würde kommen, an dem er dafür stark genug war – ein Tag, den der Koch von ganzem Herzen herbeisehnte –, und Parlance wünschte keinerlei Verzögerung. Dafür nahm er es gern in Kauf, Festoons karge, aber ausgewogene Kost auf Umwegen durch eine ehemalige Bootsreparaturwerkstatt, um das Haus und dann durchdie Vordertür zu ihm zu bringen. An warmen Tagen wurde dem Hochaltermann das Mittagessen auch auf dem Kai serviert. Zu diesem Zweck hatte Parlance aus dem Schwert eines morschen Ruderboots eine Tischplatte gezimmert und auf einen abgesägten Pfosten genagelt, der sich in bequemer Nähe eines runden Teerfasses befand, das groß und stabil genug war, um Festoons Gewicht zu tragen.
    Von manchen Gewohnheiten wollte der Küchenmeister nicht lassen, und dazu gehörten seine Kochmütze, die weiße Jacke und die karierte Hose. Und das Niveau seiner Speisendarreichung, die tadellos blieb, selbst wenn das Frühstück seines Herrn aus nicht mehr bestand als einem einzigen pochierten Ei, bestreut mit einem gerösteten und zerriebenen Lorbeerblatt.
    Natürlich hatten die Bewohner von Wardine-on-Severn in ihrem Leben nie zuvor ein solches Treiben gesehen, und der Anblick, der sich ihnen dreimal am Tag bot, erregte zunächst Verwunderung, dann Interesse und schließlich Heiterkeit.
    Die Wyfkin von Wardine hielten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg, wenn es um Heim und Herd ging. Dass ein Mann überhaupt kochte, versetzte sie in Staunen, aber dass er es augenscheinlich auch noch mit wahrer

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