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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Wollust tat und seine Sache gut machte, verstörte sie.
    Schon bald machte im Dorf regelmäßig die Runde, was er zuletzt zubereitet hatte, und die Frage nach dem Rezept wurde zum Gegenstand der Diskussion und sogar der Belehrung. Eines seiner Talente war, wie es sich für einen Koch gehört, die Beschaffung von Zutaten. Aber noch fähiger war er darin, die Möglichkeiten, die in neuen Dingen steckten, zu erkennen und schöpferische Wege zu finden, verschiedene Aromen auf neue Weise miteinander zu kombinieren.
    Der Bedarf an Zutaten für eine abwechslungsreiche Diät, die den Hochaltermann auf Schlankheitskurs hielt, ohne dass er allzu sehr hungern musste, brachte Parlance in anregenden Kontakt mit den Dorfbewohnern und Lieferanten aus dem weiteren Umland. Der Umstand, dass Wardine einen anspruchsvollen Küchenmeister beherbergte, der für den Hochaltermann kochte und etwas von seinem Handwerk verstand, spornte Leute aus der Umgebung dazu an, ihm besondere Lebensmittel zum Probieren zu schicken, kostenlos und in der Hoffnung, dass er sie anschließend kaufte.
    Eines Tages fand Parlance Festoon an seinem Tisch, wie er gerade ein Praline aß.
    »Nein, Mylord, das dürfen Sie nicht, hören Sie sofort damit auf! Falls Sie, was ich befürchte, schon mehrere gegessen haben …«
    »Haben Sie Mitleid, Parlance, sie standen plötzlich auf meinem Tisch wie vom Himmel gesandt, zusammen mit einem Herzen, geflochten aus Weinrosenblüten, und nach Rosen duftendem Marzipan und Sahnebonbons … Wie hätte ich da widerstehen können?«
    »Wie viele, Mylord,
wie viele?«
    »Das ist die letzte, Parlance, und sehen Sie, ich werfe sie weg!«
    »Wie viele?«
    »Elf ohne diese. Nur elf!«
    »Elf? Ihr Abendessen heute ist gestrichen, Mylord, und es ist fraglich, ob Sie ein Frühstück verdienen. Was ein Jammer wäre, denn ich hatte einen besonderen Leckerbissen geplant.«
    »Einen Leckerbissen?«, sagte Festoon todtraurig. »Was für einen Leckerbissen?«
    »Brot, Mylord. Herrliches, köstliches Brot.«
    »Brot?«, flüsterte Festoon. »Aber seit einer Woche habe ich nicht einmal eine dünne Scheibe bekommen.«
    »Nein. Und ich sollte Ihnen auch dieses nicht gestatten, obwohl …«
    »Parlance, so reden Sie doch!«, flehte Festoon, denn er spürte, dass sein Gegenüber erregt war und darauf brannte, ihm von einer kulinarischen Entdeckung zu berichten.
    »Ich habe eine neue Quelle für Brot aufgetan, was mich sehr freut, denn es ist viele Jahre her, dass ich Brot gekostet habe, das besser war als mein eigenes.«
    Festoon witterte sofort seine Chance.
    »Lieber Freund, ich könnte mir denken, dass Ihnen an einer zweiten Meinung zu dem Brot gelegen wäre, aber natürlich wäre dazu jemand nötig, der über Urteilskraft und Geschmack verfügt. Und so fernab von Brum ist es, wie ich zu meinem Bedauern sagen muss, unwahrscheinlich, dass Sie eine solche Person finden. Das ist schade, und obwohl ich Ihnen normalerweise gern zu Diensten wäre, ist es mir diesmal aufgrund Ihrer Diät nicht möglich. So müssen Sie, was die Qualität des von Ihnen entdeckten Brotes angeht, im Zustand der Ungewissheit bleiben.«
    »Leider, Mylord«, seufzte Parlance. Wie gern hätte er sich seine Meinung von der einzigen Person in Engalond bestätigen lassen, deren Gaumen, wie er wusste, unfehlbar war.
    »Wenn Sie mir vielleicht ein winziges Stück von diesem Brot …«
    »Nein, Mylord.«
    »… ein oder zwei Krumen, etwas trockene Kruste, ein …«
    »Ich darf nicht, nein, ich darf nicht …«
    »Niemand wird es je erfahren … Wenn Sie nur kurz die Küchentür offen lassen, und das Brot liegt auf einem Brett, mit einem Messer zum Abschneiden, dann wird niemals …«
    »Na schön, Mylor!«, rief Parlance. »Sie sollen es zum Frühstück bekommen, aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass Sie nie wieder solche Pralinen essen!«
    Man einigte sich, und Tags darauf beim Frühstück kosteten Sie das Brot gemeinsam. Damit es besser rutschte, aßen sie erstklassiges Schmalz von gebratenen Schwanenschenkeln dazu. Einen Augenblick lang war es wie in alten Zeiten. Sie schwebten im siebten Feinschmeckerhimmel, kosteten etwas Neues und, wie sich herausstellte, etwas wahrlich Ausgezeichnetes.
    »Parlance«, erklärte Festoon, »dieses Brot übertrifft alle anderen Brote, selbst das, das Sie zu meinem Geburtstag gebacken haben! Von wem ist es?«
    »Von einer Dame, habe ich mir sagen lassen, aber mehr weiß ich nicht. Dieser Laib wurde zusammen mit anderen hier abgegeben, und ich

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