Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
Vom Netzwerk:
drang aus dem brennenden Wrack ein äußerst seltsames Geräusch, das so schrill war, dass es alles andere übertönte, sogar den Wind. Es war das Klingeln eines Mobiltelefons.
    Dann hörte es einfach wieder auf.

18
IN SORGE
    R oger Lynas, der für Jacks Fall zuständige Beamte vom Jugendamt, starrte den Telefonhörer an, den er soeben aufgelegt hatte. Das Wetter draußen wurde immer schlechter. Die Verkehrsmeldungen waren besorgniserregend. Und was noch schlimmer war, die Shores nahmen seine Anrufe nicht entgegen.
    Dieser Fall war von Anfang an merkwürdig gewesen, und aus unerfindlichen Gründen fühlte er sich überfordert und fürchtete, dass ihm die ganze Sache entglitt.
    Nur gut, dass ihm Dr. Richard Shore und seine Familie bekannt waren.
    Der zweite, erfreuliche Punkt war, dass die polizeiliche Überprüfung der mysteriösen Foales, deren Telefonnummer man auf Jacks Rucksack gefunden hatte, positiv ausgefallen war. Keine Vorstrafen, keine Verfehlungen irgendwelcher Art, durchweg nur gute Referenzen. Wie sich herausgestellt hatte, war Arthur Foale sogar so etwas wie eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, oder war es zumindest gewesen. Lynas glaubte sich zu erinnern, ihn einmal in einer Fernseh-Talkrunde zum Thema Mittelalter gesehen zu haben.
    In welcher Beziehung er und seine Frau zu dem jungen Jack standen, war Roger Lynas nicht bekannt, aber er hatte die Absicht, es herauszufinden. Sie waren mittlerweile seine vielversprechendste Spur, was Jack anbelangte, und das Wohl des Jungen stand für ihn an erster Stelle.
    Er hatte versprochen, Mrs. Foale auf dem Laufenden zu halten, so griff er erneut zum Telefonhörer. Diesmal wurde sofort abgehoben. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Jack sich auf dem Weg nach London befindet. Sobald er angekommen ist, gebe ich Ihnen Bescheid. Wenn Sie morgen vielleicht Zeit hätten …«
    »Ich habe immer Zeit«, erwiderte Margaret Foale, »aber …« Sie zögerte.
    »Ja?« Lynas war darauf geschult, auf jede Kleinigkeit zu achten.
    »Das Wetter. Es ist jetzt schon schlecht, und laut Vorhersage soll es noch schlechter werden. Nicht gerade ideale Bedingungen zum Fahren. Hätte man Jack nicht morgen bringen können?«
    Lynas schmunzelte. Sie redete wie eine besorgte Mutter. Das war ein gutes Zeichen. »Ich bin sicher, dass er wohlbehalten ankommen wird«, sagte er.
    Der Wind schlug so heftig gegen die Seite des Gebäudes, dass es unter der Wucht erzitterte.
    Lynas trat ans Fenster und spähte in die stürmische Nacht einer gleichgültigen Welt hinaus: Bäume, Menschen, Häuser, Autos, Wolken und dahinter, weit dahinter, das Universum.
    »Sie haben recht, Mrs. Foale, heute Abend ist es sehr stürmisch, aber Jack fährt mit einer Arztfamilie mit. Ich kenne sie. Bei ihnen ist er gut aufgehoben.«
    »Na … dann ist es ja gut«, erwiderte Margaret Foale immer noch skeptisch.
    »Ganz bestimmt«, sagte Lynas in der Hoffnung, dass seine Worte auf sie beruhigender wirkten als auf ihn selbst.
    Als er das Gespräch beendete, erbebte das Gebäude erneut unter einer kräftigen Böe.

19
FLAMMEN
    R ichard Shore kam langsam wieder zu Bewusstsein. Er saß noch auf dem Fahrersitz, aber das Dach des Wagens war weggerissen und darüber hing ein dunkler Fleck Himmel. Rings um ihn schlugen Flammen empor, und das Zischen verdampfenden Regens hüllte das Auto ein.
    Verwirrt und bestürzt, aber noch ohne den Schmerz irgendwelcher Verletzungen oder Verbrennungen zu spüren, richtete er sich auf. Sein Sicherheitsgurt schmorte weg, und der Airbag, der sich aufgeblasen hatte, erschlaffte wieder.
    Er drehte sich ganz langsam zur Seite, während Flammen an seinem Unterkörper leckten, und sah, dass seine Frau Clare vergeblich an der Schnalle ihres Sicherheitsgurtes zerrte. Er fasste durch die Flammen nach unten, um sie loszumachen, doch es gelang ihm nicht, und sein Haar begann in der glühenden Hitze zu knistern.
    Er drehte sich noch ein Stück weiter und schaute nach hinten. Jack war unerklärlicherweise verschwunden, aber Katherine war noch da. Sie saß reglos auf ihrem Platz, wahrscheinlich unter Schock, allem Anschein nach aber unverletzt.
    Er drehte sich zurück zu Clare, wobei er sich so langsam bewegte, als sei die Zeit außer Kraft gesetzt. Sie hatte sich halb umgewandt und streckte die Hände nach Katherine aus, konnte sie aber nicht erreichen, da der Gurt sie daran hinderte.
    Sie schrie ihn verzweifelt an, doch ihre Worte blieben tonlos, er konnte sie nicht hören.
    Dann flog das

Weitere Kostenlose Bücher