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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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zufielen.
    Zeitweise zuckten Blitze über den gesamten Nachthimmel vor ihnen, und die Verkehrsmeldungen wurden immer schlimmer. Sie wurden plötzlich von starken Seitenwinden geschüttelt, und immer wieder kam der Verkehr für längere Zeit völlig zum Erliegen. Trotz allem ging es irgendwie voran.
    »Müde?«, fragte Clare.
    »Es geht schon, keine Sorge.«
    Kurze Zeit später drosselte Richard erneut das Tempo.
    »Wir könnten die nächste Ausfahrt nehmen und nach Yorkshire zurückfahren, wenn du wirklich Bedenken hast, dass das Wetter noch schlechter wird«, sagte er. »Oder wir fahren an einem Rasthof raus und übernachten dort.«
    Clare dachte darüber nach und sagte schließlich schläfrig: »Lass uns weiterfahren.«
    Jack erwachte für einen Moment und murmelte etwas. Dann sagte er ziemlich deutlich: »… in Ordnung.«
    Clare drehte sich überrascht um und sah ihn an, aber er sank bereits wieder in Schlaf, den Rucksack auf seinem Schoß immer noch fest in den Armen.
    Wieder wurde der Wagen von Böen hin und her geworfen. Der Regen hielt unvermindert an. Die Fahrt war zur Tortur geworden, Meile um Meile von einem seltsamen schwarzen Loch in das nächste. Wenig später, kurz vor Birmingham, geriet der Verkehr abermals ins Stocken, und bald tauchten Verkehrspolizisten im Scheinwerferkegel auf und winkten sie auf die Standspur.
    Clare öffnete ein Fenster und erkundigte sich, was los sei.
    »Wollen Sie nach Süden?«, fragte ein Beamter. »Okay, dann folgen Sie den Umleitungsschildern. Die leiten Sie bei der nächsten Auffahrt auf die Autobahn zurück.«
    »Hat es einen Unfall gegeben?«
    »So was in der Art«, antwortete er ausweichend. »Fahren Sie einfach den Schildern nach.«
    Richard schmunzelte, als sie weiterfuhren und die Autobahn verließen. »In Birmingham haben sie doch einen ganz anderen Dialekt als in Yorkshire«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte Clare geistesabwesend, den Blick auf die Straße geheftet.
    Zunächst war der ausgeschilderten Umleitung leicht zu folgen, doch dann nahm der Regen wieder zu. Nun kam er direkt von vorn, sodass er die Sicht beeinträchtigte. Die Straßen wurden immer dunkler und schmaler. Und zuletzt verloren sie den Wagen vor ihnen aus den Augen.
    Etwas später, als sie kein weiteres Schild und in beiden Fahrtrichtungen kein Auto mehr gesehen hatten, wusste Richard, dass sie sich verfahren hatten.
    »Wir müssen ein Schild übersehen haben«, gestand er.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Clare.
    »Uns ein Navi kaufen«, antwortete er ironisch. »Aber bis dahin machen wir es auf die altmodische Art und halten nach einem WegweiserAusschau. So weit können wir doch nicht vom Weg abgekommen sein.«
    Clare sah nach hinten zu den Kindern. Anscheinend spürten sie, dass sie sich Sorgen machte, denn sie waren wieder hellwach. Katherine blickte ängstlich, Jack misstrauisch.
    Der Junge wandte sich Katherine zu. »Es ist alles in Ordnung«, sagte er wieder.
    Clare lächelte, richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße und hielt angestrengt nach einem Schild Ausschau. Aber sie sah nur schwarze Nacht und hohe Hecken, und dann einen Blitz. Der Donner folgte auf dem Fuß. Als wäre er ein Signal gewesen, öffnete der Himmel alle Schleusen. Sturzbachartige Regenfälle gingen auf sie nieder.
    »Alles wird gut«, sagte Clare leise, ebenso zu ihrer eigenen Beruhigung wie zu der aller anderen. Der Regen tobte, und die Scheibenwischer kamen mit der Arbeit nicht mehr nach, sodass die Straße vor ihnen plötzlich in Schlieren zerfloss.
    Clare beugte sich vor und spähte durch die Frontscheibe.
    »Richard, wir sollten lieber anhalten, man sieht ja überhaupt nichts mehr …«
    Die Scheinwerfer nützten in der tosenden Dunkelheit wenig, doch es war offensichtlich, dass die Straße zum Anhalten zu schmal war. »Bei der nächsten Gelegenheit fahre ich an die Seite«, sagte Richard, die Stimme angespannt vor Konzentration. »Dann warten wir, bis der Wolkenbruch vorbei ist.«
    Sie erreichten die Kuppe einer Anhöhe. Dahinter führte die Straße so plötzlich steil bergab, dass sie sich wie bei einer Achterbahnfahrt vorkamen. Nur im Dunkeln, und im Regen, der ihnen im Scheinwerferlicht entgegenpeitschte, als der Wagen beschleunigte.
    »Richard …?
Richard!«
    »Daddy!«
    Katherine riss vor Angst die Augen auf, als die Hecke zu ihrer Rechten auf sie zuflog und beinahe den Wagen streifte.
    Ein Blitz schlug so nahe am Auto ein, dass gleichzeitig der Donner grollte. Sein gewaltiges Krachen ließ den

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