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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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wunderschöne dunkle Haar seiner Frau plötzlich in die eine und dann in die andere Richtung, als heiße und heftige Windstöße an ihm zerrten. Ihre Augen schlossen sich, und ihre Hände griffen ziellos mal hier, mal dort in die Flammen.
    In diesem Augenblick beschleunigte sich Richards Wahrnehmungder Welt wieder. Sein Hörvermögen kehrte zurück. Er vernahm eine weitere Explosion und sah die Flammen emporlodern.
    Aber erst ein anderes durch und durch erstaunliches Geräusch brachte ihn wieder ganz zur Besinnung: die kühle, ruhige Stimme des Mannes im Autoradio, das er nicht mehr sehen konnte. Sie verlas immer noch die Nachrichten. Dann war es auch damit vorbei.
    Richard fasste nach unten und schob die Hände unter Clares wild fuchtelnde Arme. Mit einer Kraft, die ihm aus Panik, Liebe und dem Urbedürfnis erwuchs, die eigene Frau am Leben zu erhalten, wuchtete er Clare vom Sitz und stieß sie durch die Türöffnung auf ihrer Seite.
    Dabei fingen die Ärmel seines Jacketts Feuer.
    »Ich spüre keinen Schmerz«, sagte er sich laut und verwundert. »Nicht den geringsten.«
    Auf einer Seite seines Gesichtsfelds wurde es plötzlich dunkel. Die Hitze hatte das Auge versengt.
    Richard drehte sich wieder nach hinten. Verzweifelt versuchte er, auch Katherine zu befreien, doch vergebens. Halb hechtete, halb fiel er hinter Clare aus dem Wagen, hob sie vom Boden hoch und schleifte sie auf den Grünstreifen, wo sie außer Gefahr war. Dann kehrte er zum Wagen zurück. Instinktiv rannte er zu Katherines Tür, um sie zu öffnen und seine Tochter herauszuholen.
    Aber der Türgriff hatte sich vor Hitze bereits schwarz verfärbt.
    In diesem Moment kam Jack, der auf den Randstreifen geschleudert worden war, endlich zu sich und setzte sich ruckartig auf.
    Seine Augen erfassten das Autowrack und dann auf dem Grünstreifen gegenüber etwas, das wie eine Stoffpuppe aussah, die ganz langsam die Hände bewegte. Mit Entsetzen erkannte er die Frau, die Mutter des Mädchens.
    Näher bei ihm, aber auf der anderen Seite des Wagens, sah er eine in Flammen gehüllte Gestalt, die versuchte, die Tür des Mädchens zu öffnen.
    Katherine saß noch auf ihrem Platz, obwohl die Tür auf seiner Seite fehlte und der Teil des Innenraums, in dem er gesessen hatte, nur noch ein Gewirr aus Sprungfedern und Metallstreben war.
    Er zögerte keine Sekunde länger und stürzte zu dem brennenden Wagen. Die Flammen griffen bereits von den Vordersitzen auf dieRückbank über, auf der sie noch immer gefangen war. Jeder Schritt schien ihm eine halbe Ewigkeit zu dauern.
    Er hörte sie schreien, als die Flammen sie fast erreicht hatten, und rannte noch schneller.
     
    Als der Schmerz Richard wieder einholte, drohte er ihn zu überwältigen, kündigte ein Eintauchen in eine Dunkelheit an, aus der es kein Zurück gab.
    Doch selbst jetzt noch war der Instinkt, das Leben seines Kindes zu retten, stärker als sein Selbsterhaltungstrieb.
    Er fasste nach dem Griff von Katherines Tür, doch als sein Hand das heiße Metall umschloss, stieg ihm der Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase. Der Schmerz stieg ins Unermessliche, als seine Finger sich zusammenzogen und unbrauchbar wurden. Er blickte in Katherines Gesicht, das ihn durch die Scheibe hindurch anstarrte und das jetzt so voller Angst, so voller Entsetzen war, wie es das eines Kindes niemals sein sollte …
    Dann kroch die Dunkelheit in seinen gepeinigten Körper. Mit ihr kam ein Augenblick furchtbarer, tiefer Traurigkeit, ein Gefühl der Verzweiflung, das seine letzte Empfindung hätte sein können, hätte er nicht noch gesehen, wie Katherine das Gesicht von ihm abwandte, in die andere Richtung blickte und dem Jungen die Hand entgegenstreckte. Dem Jungen, der plötzlich da war, um ihr zu helfen, da war, um sie in Sicherheit zu bringen.
    Dies war das Letzte, was Richard wahrnahm, bevor die Dunkelheit kam, der Schmerz ging und er nicht mehr war.
     
    Im selben Augenblick erreichte Jack das schartige Loch, das dort klaffte, wo vorher die Autotür gewesen war. Durch die Scheibe gegenüber sah er den Mann, eine dunkle, orange umhüllte Gestalt, die jetzt langsam wegsackte und auf der anderen Seite des Wagens seinem Blick entschwand.
     
    Katherine hörte Jack schreien, drehte sich in seine Richtung und streckte ihm die Hand entgegen. Jack ergriff sie, doch es wollte ihm nicht gelingen, Katherine von der Stelle zu bewegen. Er beugte sich weiter hinein, packte sie am Arm und zog noch fester. Endlichschnappte der Verschluss

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