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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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ihres Sicherheitsgurtes auf, und gerade als aus dem vorderen Fußraum erneut Flammen hervorschossen, zerrte er sie über sich hinweg aus dem Wagen.
    Sie fiel auf die Straße neben dem brennenden Auto, und er landete mit einem dumpfen Geräusch auf ihr.
    Sie wälzte sich unter ihm hervor, und als er versuchte, sich aufzurappeln, packte ihre Hand ihn an der Jacke und zog ihn hoch.
    Dann waren sie auf den Beinen und rannten, verfolgt von den Flammen, fort von der Straße und dem explodierenden Wagen in Richtung der Böschung, zogen, schoben und stießen sich gegenseitig durch das glitschige Gras nach oben ins Dunkel.
    Jack spürte etwas wie heißes Wasser seinen Rücken hinunterlaufen, und er hielt sich hinter ihr, schirmte sie mit seinem Körper gegen das Schlimmste ab, bis sie mit letzter verzweifelter Anstrengung die Kuppe der aufgeschütteten Böschung erreichten und glücklich in das Dunkel auf der anderen Seite taumelten.
    Als Jack die Sinne schwanden, hielt ihn Katherine mit einer Hand fest und ergriff mit der anderen den kleinen Lederrucksack, als sei er inmitten dieser Tragödie, inmitten von Leid und Tod das Allerwichtigste. Dann schaute sie auf und sah sie zielstrebig über die Wiese kommen, drei Fremde in Schwarz. Sie waren nicht viel größer als sie selbst, aber breiter in den Schultern, kräftiger – und allem Anschein nach erwachsen.
    Sie ließ Jack und den Rucksack los und richtete sich in der Dunkelheit auf. Die Flammen des verunglückten Wagens erhellten noch den Himmel auf der anderen Seite der Böschung, die sie heruntergestolpert waren. Sie stellte sich vor Jack, wie um ihn vor den Fremden zu beschützen.
    »Nein!«, sagte sie ruhig.
    Doch die drei Fyrd kamen immer näher und blieben erst kurz vor ihnen stehen. Ihre Gesichter glänzten im Feuerschein, und ihre dunkel umrandeten Augen funkelten. Der Anführer war größer als die anderen, hatte glattes Haar und ein unangenehmes Grinsen, das im flackernden Licht der Flammen noch verzerrter wirkte. Seine Augen blickten kalt.
    »Wir wollen nicht dich, sondern den Jungen!«, drang seine Stimme wie eisiges Flüstern aus der Dunkelheit.
    »Nein!«,
sagte sie wieder.
    Die beiden anderen traten noch näher.
    Einer war ein gewöhnlicher Fyrd in den Dreißigern, drahtig, mit strengem Gesicht und stumpfem, gefühllosem Blick. Der Letzte war anders. Er war jünger und stämmiger, hatte ein breiteres Gesicht mit einem natürlichen Lächeln, dunkel gelocktes Haar, nussbraune Augen und eine freundliche Art. Doch gleichzeitig waren seine Augen stechend, die Hände groß und kräftig, und sein Auftreten war entschieden. Er trug die graue Uniform eines frisch gebackenen Fyrd, der einem höheren Offizier zur Seite gestellt war, um von ihm zu lernen. Die einzigen Waffen, die solche Neulinge führen durften, waren Messer. Er trug zwei, eines vorn und eines hinten.
    So stand er schweigend und ehrerbietig neben seinem Anführer.
    Es war der andere, der jetzt sprach.
    »Wir wollen uns den Jungen ansehen«, sagte er.
    »Nein!«,
rief Katherine wieder, sah ihn trotzig an und schirmte Jack mit ihrer kleinen Gestalt ab.
»Neiiiin!«,
schrie sie.
    Und genau in diesem Augenblick erschien Bedwyn Stort.
    Um noch vor den Fyrd bei Katherine und Jack zu sein, war er in seiner Hast die Böschung förmlich heruntergestürzt.
    Noch ganz außer Atem, zerkratzt vom Brombeergestrüpp, die Hosen halb heruntergerutscht und die Jacke von Stacheldraht zerfetzt, stieß er Katherine hinter sich und reckte den Fyrd die Fäuste entgegen, als wolle er alle drei gleichzeitig angreifen.
    Verdutzt wichen sie zurück, setzten dann aber gleich wieder ein freches Grinsen auf und überlegten, was sie mit einem Gegner anfangen sollten, der ihnen körperlich weit unterlegen und obendrein unbewaffnet war und ganz offensichtlich nie zuvor in seinem Leben gegen jemanden gekämpft hatte.
    Wohl in der Annahme, dass hier mit Charme mehr zu erreichen sei als mit Drohungen, kauerte sich der jüngere Fyrd vor Stort nieder, setzte sein falsches Lächeln auf, bedachte Katherine mit einem abschätzenden Blick und sagte, indem er an beiden vorbei zu Jack blickte: »Wir wollen dem Jungen nur helfen.«

20
VOM RAND DES UNIVERSUMS
    P ike reagierte auf Storts unbesonnenen Entschluss, sich unten einzumischen, schnell. Kaum hatte er begriffen, was sein Schützling beabsichtigte, alarmierte er die anderen. Er befahl Brif und der Händlerin, sich nicht vom Fleck zu rühren, und stieg mit den Knüppelmännern so geräuschlos

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