Der Frühling - Hyddenworld ; 1
war nichts zu sehen, doch irgendwas … irgendwas stimmte nicht.
Sein Herz begann zu klopfen. Eine Bewegung hinter ihm!
»Jack!«
Auch Katherine hatte etwas gehört und deutete zu den kleineren Bäumen neben ihm.
Er senkte die Taschenlampe, damit sich seine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnen konnten, und trat unter die Bäume.
»Nein, Jack, geh nicht …«, flüsterte Katherine beschwörend.
Doch es war zu spät. Er war bereits zwischen den Bäumen verschwunden. Sie stand auf, unschlüssig, ob sie ihm nachgehen oder im Schein des verglimmenden Feuers warten sollte.
Jack blieb stehen und blickte sich um.
»Es wird nicht lange dauern«, rief er, ohne zu bemerken, wie still sie plötzlich geworden war.
Als er sich ein zweites Mal zu ihr umdrehte, versperrten ihm die Bäume die Sicht. Nur noch der Widerschein des Freudenfeuers leuchtete zwischen ihren Stämmen.
»Ich bin gleich zurück. Bleib, wo du bist.«
Er drang weiter unter die Bäume vor und suchte mit den Augen die Dunkelheit ab.
»Ich sehe nur kurz nach«, murmelte er, obwohl ihn niemand hören konnte.
44
VERSCHWUNDEN
E isige Schatten begannen Katherine einzukreisen, während das Feuer immer weiter verglomm.
Zuerst fielen sie ihr kaum auf, und sie dachte, eine Wolke habe sich vor den Mond geschoben. Dann wurde es empfindlich kühl, als habe der Wind gedreht.
Mit einem Mal schwand der letzte Rest Wärme aus der Luft, und Katherine begann zu zittern, nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Angst.
Die Schatten wurden dichter und kälter und bewegten sich unablässig, sodass sie keinen richtig erkennen konnte. Sie drehte sich in die eine, dann in die andere Richtung, verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg. Schließlich stürzte sie vom Feuer fort und stieß sich schmerzhaft an einem Baum. Obwohl sie durch trockenes Laub lief, verursachten ihre Füße kein Geräusch.
Jack!,
versuchte sie zu rufen, doch ihre Stimme versagte den Dienst.
Dann veränderten sich die Schatten, nahmen festere Gestalt an, bekamen etwas Bösartiges. Doch ihre Stimme wollte einfach nicht gehorchen.
Die Schatten griffen nach ihr wie mit Fingern, verkrallten sich in ihr, zerrten an ihren Kleidern, ihrem Fleisch, zogen sie in eine Richtung, in die sie nicht wollte.
Ihre Kälte ließ Katherine innerlich erschaudern, wirbelte durch ihren Kopf, zog immer fester an ihr.
»Nein!«, versuchte sie zu schreien. »Jack!«
Aber die eisigen Schatten ließen ihren Mund und ihre Zunge erstarren, sodass sie keinen Laut herausbrachte. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich in seine Richtung zu drehen.
Jack hörte nichts von Katherines stummen Schreien, doch ihr Schweigen ließ nichts Gutes ahnen.
Er stand völlig reglos unter den Bäumen, wo er glaubte, ein Geräusch vernommen zu haben, und versuchte, seinen stoßweise gehenden Atem zu beruhigen, damit er ihn nicht verriet.
Wieder spürte er, dass jemanden in seiner Nähe war, wie schon einmal. Doch das Gefühl war jetzt viel stärker und bedrohlicher.
Jack drehte sich im Kreis, schlug mit den Händen nach den eisigen Schatten, als wollte er sie aus dem Weg stoßen, zerrte an ihnen, um sie aus seinem Kopf zu vertreiben, und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Nacht, die sich in einen Albtraum verwandelt hatte, den er nicht verstand und der ihn mit tiefer Furcht erfüllte.
Wieder das Knacken von Zweigen, dann eine Bewegung, die über sein Gesicht strich wie Finger, die verletzen wollten. Ein Schwall kalter Luft strömte an ihm vorbei.
Jack konzentrierte sich und wurde wieder Herr seiner Sinne.
Er spürte etwas und wirbelte herum. Vor ihm schimmerte etwas Schwarzes, und die Luft war unnatürlich kalt.
Da schwebte ein Schatten langsam auf ihn zu und schoss dann plötzlich auf Augenhöhe vorüber. Er versuchte, seine Bewegung zwischen den Bäumen zu verfolgen, verlor ihn jedoch fast sofort aus den Augen. In der Hoffnung, ihn wieder zu entdecken, eilte er ihm nach. Er achtete darauf, dass er nicht auf Zweige trat oder trockenes Laub zum Rascheln brachte, doch der Schatten war schneller und blieb verschwunden.
Er nutzte den Augenblick, um festzustellen, wo genau er sich befand. Der beißende Geruch des Feuers, den der Wind herbeitrug, wies ihm die richtige Richtung. Er drehte den Kopf weiter und erspähte zu seiner Linken das erleuchtete Haus. Mit Schrecken begriff er, dass ihn jeder Schritt, den er jetzt machte, weiter von Katherine entfernte.
Wieder tauchte ein Schatten vor ihm auf. Jack warf sich wütend auf
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