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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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ihn, musste aber feststellen, dass er ohne jede Substanz war. Nur die Luft, wo er hätte sein sollen, fühlte sich bitterkalt an.
    »Jack!«
    Sofort bereute er, dass er Katherine allein gelassen hatte, und kehrte um. Doch im nächsten Augenblick spürte er ein Zittern in der Luft, sah ein helles Flirren, dann eine deutliche Bewegung direkt in seiner Blickrichtung, die ihn zum Blinzeln brachte.
    Er blieb stehen, im ersten Moment wieder verwirrt. Ihm war, als sei er auf eine List hereingefallen, auf irgendeinen Trick eines raffinierten Zauberkünstlers, der mit den Händen wedelt und einen Gegenstand verschwinden lässt, obwohl die Zuschauer genau wissen, dass er noch da sein muss.
    »Katherine?«, rief er, unschlüssig, welche Richtung er nun einschlagen sollte.
    Er erschnupperte, in welcher Richtung das Feuer lag, sah sich wieder nach dem Haus um und rannte dann, ohne die trügerischen Schatten zu beachten, zwischen den Bäumen hindurch zum Feuer.
    »Katherine …?«, rief er ängstlich.
    Aber Katherine war verschwunden.
     
    Jack stand fassungslos an der Stelle, an der sie auf ihn gewartet hatte. Er wollte nicht glauben, dass sie fort war.
    Er war doch nur kurz weg gewesen und auf ihren Ruf hin sofort zurückgekommen. Er hätte es doch bestimmt bemerkt, wenn sie sich vom Feuer entfernt hätte!
    »Katherine!«, rief er wieder und rannte zu ihrem Stuhl, als genüge es, ihn zu berühren, um sie auf wundersame Weise zurückzuholen. Doch sie erschien nicht.
    »Wo bist du?«, rief er.
    Er hielt wieder inne und konzentrierte sich. Da kam ihm etwas zu Bewusstsein, das die ganze Situation tausendmal schlimmer machte. Er konnte sie nicht sehen, aber er
spürte
, dass sie in der Nähe war, so nahe, dass er nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren.
    Es war, als sei sie gar nicht verschwunden. Als sei sie für ihn nur unsichtbar geworden.
    Er drehte sich um die eigene Achse, sah aber nur diese wabernden Schatten, die ihn ständig umkreisten und doch nie ganz in seine Reichweite kamen.
    Sein Atem ging mühsam und stoßweise, als er wieder ihren Namen rief. Noch widerstand er der Versuchung, zum Haus zurücklaufen, denn er war sich sicher, dass Katherine noch hier war, irgendwo in der Nähe. Wenn er zum Haus rannte, war die Chance, sie zu finden, vielleicht für immer dahin.
    Er zwang sich, stehen zu bleiben und in Ruhe zu überlegen.
    Er hatte sie einmal seinen Namen rufen hören, vielleicht würde sie es wieder tun.
    Er vernahm nichts.
    Schließlich rannte er doch zum Haus zurück, vergewisserte sich, dass sie weder in der Küche noch auf ihrem Zimmer war, schaute bei Mrs. Foale vorbei, die in der Bibliothek saß, und war wieder draußen und im Garten, bevor sie etwas sagen konnte.
    Katherine war nirgends zu sehen.
     
    Mrs. Foale war verdutzt, als Jack in die Bibliothek platzte und gleich wieder hinausflitzte.
    Verwundert schüttelte sie den Kopf, stand auf und ging zur Bibliothekstür.
    »Jack?«, rief sie ihm nach, doch er war bereits verschwunden.
    »Katherine?«
    Keine Antwort. Ihre Augen weiteten sich.
    Als sie die Tür des Wintergartens erreichte, sah sie gerade noch, wie Jack in Richtung Freudenfeuer rannte.
    »Jack!«
    Er hörte sie nicht.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Etwas war geschehen, etwas, wovor Arthur sie gewarnt hatte. Aber doch nicht schon jetzt, doch bestimmt nicht heute Nacht …
     
    Wieder am Feuer bemerkte Jack sofort, dass sich etwas verändert hatte. Die Kälte schien zu weichen, und die Schatten entfernten sich in Richtung des Henges.
    Hoch über den Bäumen stand die Sichel des Mondes und leuchtete so hell, dass das Licht der letzten Kerze, die noch am Boden zwischen den Bäumen brannte, dagegen matt und trist wirkte.
    Dennoch erregte die Kerze Jacks Aufmerksamkeit. Sie flackerte leicht, als drohe sie auszugehen, und Jack überkam das schreckliche Gefühl, dass Katherine wie diese Kerze jetzt gegen ihren Willen erlosch und bald nicht mehr sein würde.
    Ein leichter Wind strich um seine Beine, fuhr in die Asche des fast heruntergebrannten Feuers, brachte ein oder zwei Holzstücke wiederzum Glühen und wirbelte beißenden Rauch auf, der ihm, wie von einem bösen Geist gelenkt, in Augen, Nase und Mund drang.
    Er wich zurück, rieb sich die Augen und überlegte, was er noch tun konnte. Er war fest davon überzeugt, dass sie noch nicht weit war, dass er ihr noch helfen konnte. Im selben Augenblick sah er es.
    Der Rauch, den der Wind aus der Glut geblasen hatte, verwandelte sich in

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