Der Fuenf-Minuten-Philosoph
gewesenen Universum eher befremdet. Wir können gut nachvollziehen, was der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal (1623–1662) sagte: »Die ewige Stille des endlosen Raumes erfüllt mich mit Schrecken.« Auch wenn wir die Erkenntnisse der modernen Astrophysik in unser Verständnis des Universums einbeziehen, geht es vielen wie dem amerikanischen Physiker Stephen Weinberg (* 1933): »Je fassbarer das Universum wird, desto sinnloser erscheint es.« Wenn wir für das Universum keinen Sinn erkennen können, wie dann für uns selbst?
Traditionell fühlten sich die Menschen nur mithilfe der Religion im Universum zu Hause, in einem Reich, das irgendwie mit dem Himmel, unserer Bestimmung für die Ewigkeit, in Verbindung steht. Der Glaube, dass ein gütiger Gott den Kosmos erschaffen habe und dass der Mensch Teil dieser Schöpfung sei, gab beiden einen Sinn. Der Anthroposoph Rudolf Steiner (1861–1925) lehrte, dass wir mit dem gesamten Kosmos verwoben seien, auch durch die physische Struktur unseres Körpers. Demnach können wir uns nur dann im Universum zu Hause fühlen, wenn wir unsere einzigartige Bedeutung erkennen. In der Einführung zu einer englischsprachigen Ausgabe Steiners mit dem Titel ›At home in the Universe‹ (›Zu Hause im Universum‹) schreibt Paul Margulies: »Die Erde ist nicht unser Zuhause. Unser wahres Zuhause ist das Reich der Sterne … Ohne ein Gefühl dafür, dass wir spirituelle Wesen sind, fühlen wir uns weder in der Sternenwelt noch hier auf der Erde wohl.«
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»Die Seele kennt im modernen Kosmos kein Zuhause.«
Richard Tarnas (* 1950)
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Brauchen wir also einen religiösen Glauben, um uns im Universum zu Hause fühlen zu können? Der amerikanische Physiker David Bohm (1917–1992) vertrat den Standpunkt, dass »der Mensch in gewisser Weise ein Mikrokosmos des Universums ist. Was den Menschen ausmacht, weist so auf das Universum hin. Wir sind vom Universum umfangen.« Diese Erfahrung des »Umfangenseins« setzt keine Religiosität voraus. Viele erfahren den Kosmos ästhetisch anhand dessen, was am Himmel beobachtbar ist. Je mehr die Wissenschaft von seinem Ursprung und seiner Natur offenlegt, desto mehr Ehrfurcht und Staunen löst er in den meisten von uns aus. Wie der Dichter William Wordsworth (1770–1850) erreichen wir so vielleicht:
Ein Gefühl fürs Erhabene,
Von etwas, das weitaus tiefer verwoben ist,
dessen Behausung das Licht untergehender Sonnen ist,
Und der runde Ozean und die Atemluft,
Und der blaue Himmel, und der Geist des Menschen.
Wir sind, so scheint es, darauf zurückgeworfen, ein Bewusstsein für das Ganze zu entwickeln, insbesondere auf das unserer selbst und auf Selbsterkenntnis: Je mehr wir über uns wissen, von uns verstehen und mit uns im Einklang sind, desto mehr empfinden wir uns als natürlicher Teil des Ganzen.
S pielt es eine Rolle, ob wir im Universum allein sind?
Im 16. Jahrhundert schrieb der italienische Mönch, Philosoph, Mathematiker und Astronom Giordano Bruno (1548–1600): »Im Weltraum kreisen zahllose Erden um andere Sonnen. Vielleicht leben auf ihnen Wesen, die denen auf der Erde des Menschen ähnlich oder ihnen vielleicht sogar überlegen sind.« Nicht überraschend wurde Bruno – im Jahr 1600 – auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Jahr 1900 setzte die Pariser Akademie der Wissenschaften das Guzman-Preisgeld von 100 000 Francs auf »eine Person jedweder Nation aus, die in den nächsten zehn Jahren eine Möglichkeit entdeckt, mit einem Stern in Kontakt zu treten und von dort Antwort zu bekommen«. Der Mars wurde ausgeschlossen, weil er nach damaliger Überzeugung besiedelt und eine Kontaktaufnahme so zu einfach war. Die Fragen, wie das Leben entstanden sei und ob es anderswo Leben gebe, haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Und erst in jüngerer Zeit zog dieses Thema aus dem Reich der Science-Fiction auch in die Wissenschaft ein. In einer Veröffentlichung der NASA mit dem Titel ›Leben im Kosmos‹ heißt es: »Die Suche nach Leben außerhalb unseres Heimatplaneten ist eine der spannendsten Forschungen in der Wissenschaft. Sind wir im Universum allein? Oder ist das Universum, wie unser Planet, mit einer Vielfalt an Leben bevölkert, die das Verständnis der Menschheit von sich selbst infrage stellt?« Hinweise auf Ozeane aus flüssigem Wasser wurden unter der gefrorenen Oberfläche des großen Jupitermondes Europa entdeckt. Dennoch verspricht die Suche nach Spuren von außerirdischem Leben auf dem
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