Der Fuenf-Minuten-Philosoph
Laufrichtung wie die hier abgedruckten Zeilen vorstellen, dann liegt die Vergangenheit auf der linken und die Zukunft auf der rechten Seite. Die imaginäre Zeit verläuft dagegen in senkrechter Richtung. Sie ist imaginär, »weil sie nicht die Art Zeit ist, die wir normalerweise erfahren. Aber in einem Sinn ist sie ebenso real, wie das, was wir reale Zeit nennen«. So wird die Zeit durch die Richtungen der drei Pfeile und die Richtung der imaginären Zeit definiert. Und alle vier sind im physischen Universum enthalten, weshalb beides einen Anfang und ein Ende hat.
Während in der abendländischen Philosophie die Vorstellung einer linear verlaufenden Zeit vorherrscht, nahmen andere Völker, so die Maya, bei der Zeit einen zirkulären Verlauf an. Die Vorstellung basiert auf den Zeiträumen, in denen die Himmelskörper ihre Zyklen vollenden, sei es auf dem Mondmonat oder dem weitaus längeren Durchlauf von 26 000 Jahren, nach dem die Erde und die Sterne in eine bestimmte Konstellation zurückkehren. Die zyklischen Muster der Wiederkehr in der Natur scheinen diese Vorstellung zu bestätigen. Ob jahreszeitliche Zyklen auch eine Wiederkehr von Geschichte beinhalten, bleibt dabei freilich offen. Der Schriftsteller Percy Bysshe Shelley (1792–1822) glaubte zumindest daran: »Die Geschichte ist ein zyklisches Gedicht, das die Zeit in die Gedächtnisse des Menschen schrieb.« Die Zeit hat, wie Hawking uns versichert, einen Anfang, und sie wird auch ein Ende haben. »Als Schlussfolgerung ergibt sich aus dieser Lesart, dass das Universum nicht schon immer existierte. Vielmehr hatte es zusammen mit der Zeit seinen Ursprung im Urknall vor ungefähr 15 Milliarden Jahren.« Und er fügt hinzu: »Auch wenn das Universum an ein Ende gelangt, so geschieht dies frühestens in 20 Milliarden Jahren.« Hawking hat errechnet, dass das Universum vor 13,3 bis 13,9 Milliarden Jahren entstanden sein muss.
Hat unser Planet eine Zukunft?
Wie wir gesehen haben, existiert das Universum wahrscheinlich noch mindestens 20 Milliarden Jahre, ein unvorstellbar langer Zeitraum. Es wird, so sein Ende tatsächlich naht, in sich zusammenstürzen, wobei wir allerdings kaum eine klare Vorstellung haben, wie dieser Kollaps geschieht. Das sagt nichts über das Leben in unserem Sonnensystem aus, in dem alles von unserer Sonne abhängt. Möglicherweise kollabiert dieses System schon vor dem Untergang des Universums in einem Ereignis, das symptomatisch für eine größere Katastrophe sein könnte.
Die Sonne entstand erst vor 4,57 Milliarden Jahren, während sich das Universum durch den Urknall schon vor 13,3 bis 13,9 Milliarden Jahren gebildet hat. In ihrer Entwicklungsgeschichte befindet sich die Sonne augenblicklich in der Mitte der sogenannten Hauptreihe und hat Schätzungen zufolge noch eine restliche Lebenserwartung von 10 Milliarden Jahren. Aber schon in 5 Milliarden Jahren tritt sie in die Phase des Roten Riesen ein, in der sie die Erde zu vernichten droht. Schon in einer Milliarde Jahren erhitzt sie die Oberfläche der Erde so sehr, dass alles Wasser verdampft. Und damit endet das Leben.
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»Wenn wir nicht untergehen wollen, müssen wir unsere alten Vorurteile abschütteln und die Erde aufbauen. Je wissenschaftlicher ich die Welt betrachte, desto weniger sehe ich für sie eine mögliche biologische Zukunft, sofern kein aktives Bewusstsein für ihre Einheit herrscht.«
Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955)
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Wenn wir die Frage nach der Zukunft unseres Planeten nicht mit Blick auf den Bestand des Universums, sondern auf den der menschlichen Lebensspanne betrachten, rücken Themen wie die Ökologie und das prognostizierte Bevölkerungswachstum in den Fokus. Zweifellos wird sich das Leben auf der Erde mit der Zeit radikal verändern. Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sterben aus, Extremwetterlagen nehmen zu und die Versorgung der Erdbevölkerung mit Nahrung und Unterkunft wird immer schwieriger.
Prophezeiungen der Maya, die gegenwärtig Furore machen, wie auch chinesische astrologische Vorhersagen deuten auf einen Untergang der Erde schon 2012 hin. Dies hat sich, wie wir inzwischen wissen, nicht bewahrheitet. Aber auch unabhängig von den Prophezeiungen eines Kalenders sehen manche unseren Planeten unmittelbar bedroht: durch Sonnenstürme, den Einschlag eines Asteroiden, einen Unfall im europäischen Teilchenbeschleuniger CERN, den Ausbruch eines Supervulkans oder durch Veränderungen im Erdmagnetfeld.
Mit solchen möglichen Gefahren
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