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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Benedict
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eine Rückschau auf das eigene Leben, das Gefühl, das Wesen des Kosmos zu erkennen oder zu verstehen, ein Gefühl der Verbundenheit mit der eigenen religiösen oder spirituellen Kultur, und die Entscheidung, in den eigenen Körper zurückzukehren oder nicht – so eine Zusammenfassung von Nahtoderfahrungen, wie sie in der einschlägigen Literatur geschildert werden (siehe Janice Miner Holder, The Handbook of Near-Death Experiences).
    Diesen Beschreibungen zufolge können wir bewusst erleben, dass wir dem Tod ganz nahe sind. Ob unser Bewusstsein den endgültigen Tod des Körpers überleben kann, wird anhand weiterer Fragen in diesem Buch noch behandelt.
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
    Lässt man Glaubensfragen beiseite, so kann man nichts Sicheres darüber sagen, ob ein Leben nach dem Tod möglich ist. Wohl nur Atheisten können hier eine überzeugte Antwort geben, die natürlich negativ ausfällt. Fast seit den Anfängen der menschlichen Gesellschaft war der Glaube an ein Leben nach dem TodTeil der Kultur. Dass wir diesen überdauern können, bildet den Kern der Glaubenslehren der biblischen Religionen. Und wir können sicher sein, dass diese Überzeugung schon die Überlieferungen bestimmte, aus denen sie hervorgingen. Die Szenarios, in denen wir den Tod überwinden, malen uns die großen Religionen der Welt unterschiedlich aus. Das Judentum entwickelte das allgemeine Konzept von der Olam Ha-Ba, der »kommenden Welt«, in der die Gerechten ein jenseitiges Leben genießen. Unter verschiedenen Benennungen entwirft das Christentum verschiedene Bilder eines Jenseits, das die Gerechten erwartet, so das Paradies, eine Art Garten Eden, und das Reich Gottes oder das Himmelreich. Das Letztere kann entweder »jenseitig« oder diesseitig im Sinn einer Herrschaft Jesu Christi auf Erden über die Wiederauferstandenen sein. Im Koran, in der Sure ar-Rad, »der Donner«, ist die Rede von einem Garten Eden: »Das Bild des Paradieses, das den Gottesfürchtigen verheißen ward.« (13,35) Der Hinduismus setzt auf die Wiedergeburt und Reinkarnation der unsterblichen »Seele«, ein Zyklus, der durch das Karma in Form der eigenen Taten bestimmt wird. Das letzte Ziel ist dabei aber keine Art Himmel, sondern die Erlösung. Im Buddhismus bedeutet Reinkarnation gewöhnlich Seelenwanderung. Das Leben wird wie die Flamme von einer Kerze zur nächsten weitergereicht, wobei die jeweilige Flamme mit der vorigen zwar verbunden, aber mit ihr nicht identisch ist. Das Nirwana als endgültige Befreiung von diesem Ablauf bedeutet das Erlöschen der Flamme. Mit seiner endgültigen Erlösung vom Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt geht das individuelle Bewusstsein im Ganzen auf. Um genauere Erklärungen zu diesem Ablauf gebeten, beschrieb Buddha diesen als »unverständlich, unbeschreiblich, unvorstellbar, unsagbar«. Er drückte damit aus, dass das Subjekt ebenso wie die Schöpfung und der Ursprung des Universums letztlich ein Mysterium ist, das wir mit unserem Verstand nicht erfassen können. Und da es hier keine klaren Antworten gibt, sollte uns das Thema auch nicht über Gebühr beschäftigen.
    Obwohl die Vorstellung von der Wiederauferstehung des Leibes auf unsere Kultur großen Einfluss ausgeübt hat, glauben nur wenige daran, dass wir den physischen Tod dereinst so überwinden, dass unsere zerfallenen oder verbrannten Überreste auf wundersame Weise unversehrt wiedererstehen. Falls es ein Überleben gibt, dann in spiritueller Form, wohl als eine Seele, die einen Bestandteil des Bewusstseins bewahrt. Den Gegenpol zu diesem Glauben bilden die Meinungen von Atheisten, insbesondere des Evolutionsbiologen Richard Dawkins (*   1941). Von diesem Autor zahlreicher herausragender Bücher ist in jüngerer Zeit ›Der Gotteswahn‹ erschienen. Menschen dieser Auffassung behaupten, da es für ein Leben nach dem Tod keinen wissenschaftlichen Beweis gebe, könne so eine Vorstellung allenfalls als ein Mythos gelten, der vom Glauben weitergetragen werde. Der Glaube, so sagt Dawkins, sei »die große Ausflucht, die große Ausrede, um sich vor der Notwendigkeit zu drücken, nachzudenken und Hinweise zu evaluieren. Der Glaube ist eine Überzeugung, obwohl, oder vielleicht gerade weil, Anhaltspunkte fehlen«. Durch den Glauben, wir könnten den Tod überleben, wappnen wir uns gegen die erschreckende Gewissheit eines Todes, mit dem wirklich alles aus und vorbei ist. Als alternative Sicht konstatierte Albert Schweitzer: »Die Idee der Wiedergeburt enthält

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