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Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Der Fuenf-Minuten-Philosoph

Titel: Der Fuenf-Minuten-Philosoph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Benedict
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Heil – und die letzte Bestimmung – dagegen an das Urteil beim Jüngsten Gericht, wenn auf einer Waage der Glaube und die Werke mit Blick auf die Rechtschaffenheit eines Lebens abgewogen werden. In dieser Mythologie lautet das Urteil auf Belohnung im Himmel oder Strafe in der Hölle. Während der Himmel im Bild des Gartens Eden verkörpert ist, fehlt für die Hölle eine klare Vorstellung außer der, dass sie das Reich Satans irgendwo unter der Erde sein soll, wohingegen das Himmelreich über dem Firmament angesiedelt sei. Das Nirwana, der letzte Bestimmungsort in den östlichen Religionen, ist eine abstrakte Vorstellung, ein Zustand des Eins-Seins mit dem Absoluten, frei von jeder Form des Leidens. Seine Verwirklichung hängt ganzdavon ab, wie der Einzelne das – eigentlich nicht moralische – karmische Gesetz von Ursache und Wirkung begreift und für sich umsetzt.
    Trotz der von Gott mit Bedacht erstellten Heilsökonomie weisen alle Religionen auf die Bedeutung von Eigenverantwortung hin. So lehrte Buddha: »Arbeite an deinem eigenen Heil. Verlasse dich nicht auf andere« – ein Aufruf, der auf seltsame Weise auch im Neuen Testament anklingt: »Müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil.« (Phil 2,   12) Der amerikanische Schriftsteller James Baldwin (1924–1987) soll hier das letzte Wort haben: »Wir werden nie Zeit in der Zukunft haben, um an unserem Heil zu arbeiten. Die Herausforderung liegt im Augenblick. Diese Zeit ist immer jetzt.«
Gibt es das Böse tatsächlich?
    In der abendländischen Kultur ist »das Böse« der Teil einer unüberwindlichen Dualität, der dem »Guten« entgegensteht. Diese als absolut geltende Polarität spiegelt sich in weiteren vertrauten Gegensätzen wider: Gott und Teufel, Heiliger und Sünder, Licht und Finsternis oder Geist und Fleisch. Nur wenige glauben heute noch an einen Teufel oder Satan, der als ein selbstständiges Wesen über ein eigenes Reich herrscht und sich mit Gott eine beständige Schlacht um die Seelen liefert. Dagegen können nur wenige anzweifeln, dass auch ohne diese Personifikation eine Kraft ihr Unwesen treibt, die wir als »böse« bezeichnen. Die Bosheit oder Böswilligkeit gilt als die bewusst und absichtsvoll ausgelebte Neigung, anderen Schaden, Leiden oder Verletzungen zuzufügen.
    Das Böse hängt weder von der Existenz Gottes noch von der des Teufels ab: Es grassiert ebenso in einer säkularisierten Welt. Auch ist »das Böse« nicht absolut oder universell aufzufassen, da seine Definition und Erscheinungsformen von den moralischen Anschauungen der jeweiligen Zeitalter und Kulturen abhängen.Galten Hexen- und Ketzerverbrennungen einst als ein Dienst an Gott, so sehen wir sie heute als üble Praktiken an. Ähnlich verhält es sich mit der Sklaverei, mit Völkermord und Folter. Im Alten Testament verkündet Gott, er sei die Ursache von Licht und Finsternis (als Metaphern für Gut und Böse): »Ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles vollbringt.« (Jes 45,   7) Derlei Ideen stellten auch Philosophen von jeher vor ein Problem, das Epikur (um 341–270 v.   Chr.) in klaren Worten so zusammenfasste: »Entweder will Gott das Böse verbannen und vermag es nicht, oder er vermag es, aber will es nicht. Wenn er es will, aber nicht kann, ist er unvermögend. Wenn er es kann, aber nicht will, ist er boshaft. Wenn Gott das Böse verbannen kann und es auch wirklich will, warum ist das Böse dann in der Welt?« Augustinus von Hippo stellte das Böse als die Abwesenheit Gottes dar. Für den Psychologen Carl Gustav Jung war es die »dunkle Seite« Gottes. Dagegen ging der Reformator Martin Luther (1483–1546) offenbar davon aus, dass ein Fünkchen Unvollkommenheit einer drohenden größeren Unvollkommenheit vorbeugen könne: Ein wenig Böses sei ein echtes Gut, so meinte er, denn es nehme dem Teufel die Gelegenheit, uns wegen reiner Nichtigkeiten übergewissenhaft zu machen.
    Martin Buber glaubte, dass unsere Neigung oder Tendenz, entweder Gutes oder Böses zu tun, einen freien Willen voraussetze. Denn unser Tun werde nicht von äußeren Einflüssen verursacht, sondern entspringe unseren eigenen bewussten Entscheidungen. Dabei vertrat er den Standpunkt, dass die menschliche Natur kraft der menschlichen Freiheit paradox sei und der Einzelne wählen und danach streben müsse zu werden, was er wirklich sei. Er müsse sich selbst so auf die Welt beziehen, dass er sein einzigartiges Potenzial verwirklichen könne. Die

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