Der Fuenf-Minuten-Philosoph
hervor. Die kraftvollsten Charaktere sind mit Narben übersät«, schrieb Khalil Gibran (1883–1931). Das Leiden zu akzeptieren, bedeutet eine mutige, sachliche und insbesondere auch gesunde Einstellung. Die Psychologin und politische Journalistin Lesley Hazleton (* 1945) schrieb: »Einmal akzeptiert, verliert das Leiden seine Schneide, weil sich der Schrecken vor ihm verringert. Was übrig bleibt, ist im Allgemeinen weitaus besser zu bewältigen, als wir uns vorgestellt hatten«.
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DER GLAUBE
»Menschen haben wohl nie mehr Angst, als wenn sie ohne jeden Zweifel überzeugt sind, dass sie recht haben.«
Laurens van der Post (1906–1996)
»Der Mensch ist ein leichtgläubiges Tier und muss etwas glauben. Wo gute Gründe zum Glauben fehlen, gibt er sich auch mit schlechten zufrieden.«
Bertrand Russell (1872–1970)
W as ist Glaube?
»Glaube (m): Überzeugtheit ohne Beleg von dem, was jemand behauptet, der ohne ein Wissen von Dingen redet, die ohne Beispiel sind.« Dieser Definition von Ambrose Bierce können wir die des Paulus hinzufügen: »Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht.« (Hebr 11, 1–2) Aber Glaube wirkt nicht im luftleeren Raum. Für Jakobus muss er einen praktischen Ausdruck im Leben finden, da »der Glaube ohne Werke nutzlos« und auch nie weit vom Zweifel entfernt sei. Der Psychologe und Philosoph William James meinte sogar, dass »Glaube Überzeugtheit von etwas bedeutet, an dem theoretisch Zweifel möglich sind«. Als Jesus dem Vater des besessenen Jungen versicherte, dass derjenige »alles kann, der glaubt«, rief der verwunderte Mann: »Ich glaube; hilf meinem Unglauben!« (Mk 9, 23–24). Der Theologe Paul Tillich meinte, dass Zweifel den Glauben nicht unbedingt untergrüben, da wir auf unsere Zweifel vertrauten: Der Glaube schließe sich und den Zweifel an sich selbst mit ein. In diesem Spannungsverhältnis zwischen Glauben und Zweifel leben allerdings viele von uns, ob es um den Glauben an uns selbst, an andere, ans Göttliche oder an eine Kombination aus diesen Glaubensfragen geht. Glaube und Zweifel brauchen einander: Für sich allein können sie nicht bestehen. Weil Glaube keine Gewissheit ist, sind Zweifel unvermeidlich. Der Zweifel ist einfach eine Art Eingeständnis, dass wir nicht alles verstehen. Er ist unser Kampf mit dem Rationalen. Wie Mahatma Gandhi (1869–1948) versicherte: »Glaube muss durch den Verstand gestärkt werden. Wenn Glaube blind wird, stirbt er.«
In der westlichen Religion, die zum Dualismus neigt, steht Glaube dem Verstand entgegen, der eher an den rationalen Humanismus als an die irrationale Spiritualität appelliert. Trotz der Glaubensbekenntnisse, Theologien und Philosophien gibtes keine Muster, keine Landkarten, die den »Weg« eindeutig markieren. Der Dichter Wyston Hugh Auden (1907–1973) verwies darauf, dass »das Glaubensverhältnis zwischen Subjekt und Objekt in jedem Fall einzigartig ist. Hunderte können glauben, aber jeder muss für sich selbst glauben«. Für Buddhisten ist der Glaube einer der Sieben Schätze (Dhanas) ,eine spirituelle Fähigkeit und Kraft und einer der vier »Ströme des Verdienstes«. Glaube ist das Vertrauen in Buddha als selbsterweckter Lehrer und in seine Lehren zur spirituellen Verwirklichung und Erfüllung. Aber Glaube allein genügt nicht. Er muss rational inspiriert sein, weshalb Buddha seine Anhänger auffordert hinauszuziehen und zu überprüfen, ob seine Lehren richtig sind. Im Buddhismus gilt Glaube als Weg, nicht als Ziel. Und wenn wir dem Weg folgen, wird Glaube durch Wissen ersetzt. »Wenn jemand an den Weg glaubt, ist so ein Weg des Glaubens die Wurzel des Glaubens.«
Fassen wir zusammmen: Glaube ist Zuversicht oder das Vertrauen in eine Person oder Idee. Glaube an eine transzendente Realität, wie sie von den Religionen der Welt definiert wird, ist irrational und beruht auf Annahmen, die sich empirisch nicht überprüfen lassen. Wie Thomas von Aquin (1225–1274) sagt: »Für den, der glaubt, ist keine Erklärung notwendig. Für den, der nicht glaubt, ist keine Erklärung möglich.«
Können wir ohne Religion glauben?
Es heißt, das, woran jemand glaube, sei seine Religion. Glaubensinhalte können auf einem Theismus, Atheismus oder Agnostizismus beruhen und als ein theologisches System, eine politische Philosophie, eine Ästhetik oder ein moralisches Gesetz ausgestaltet sein. Wir praktizieren ständig auf einen Glauben, indem wir Ärzten und
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