Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
High Society und sogar eins, das sich Hexerei nannte. Marshall lachte. Wenn Beecher das sah …
»Komm schon, Marsh, wieso dauert das so lange?«, rief sein Vater.
Marshall stellte sich Beechers Reaktion vor, schnappte sich den Stapel von Magazinen und schob sie sich in den Hosenbund. Er schwitzte so sehr, dass sie an seinem Bauch klebten, als er versuchte, sie zu verschieben. »Fast fertig! Ich muss nur noch den Bilderrahmen nehmen!«, antwortete er seinem Dad. Aber gerade, als er sein Hemd über die Magazine zog …
»Vielleicht sollte ich dir dabei helfen«, sagte jemand hinter ihm.
Er zuckte so heftig zusammen, dass ihm fast die Brille vom Kopf geflogen wäre. Er griff nach dem großen vergoldeten Rahmen und drehte sich herum. Pastor Riis stand da, bis zu den Knien im Wasser.
Ein Spinnenkäfer hüpfte durch die Luft.
»Ich … Ich wollte gerade hochkommen«, sagte Marshall und hielt den großen Bilderrahmen fest.
»Was ist mit der Taschenlampe? Und deiner Kamera?« Riis deutete über Marshalls Schulter. Beide lagen noch ganz oben auf dem Regal.
Einen Moment lang stand Marshall wie erstarrt da. Er konnte den Rahmen natürlich dem Pastor geben. Aber im Moment war dieser Rahmen das Einzige, was Pastor Riis daran hinderte, den Umriss der Magazine unter Marshalls Hemd zu sehen.
»Sicher. Natürlich. Hier, bitte.« Marshall ließ den Rahmen in Richtung des Pastors sinken, der ihn rasch packte und verhinderte, dass er ins Wasser fiel. Dann drehte sich Marshall schnell zum Bücherregalherum und kehrte dem Pastor den Rücken zu, als er die Polaroid-Kamera und die Taschenlampe vom Regal nahm.
»Weißt du, einige Dinge hier unten«, begann Pastor Riis, »liegen schon seit Jahren hier.«
»Dafür sind Keller ja auch da, oder?«
»Selbstverständlich. Aber in der Kirche … Du würdest nicht glauben, was die Leute mir im Laufe der Jahre alles gegeben haben. Und was ich konfiszieren musste.«
Zehn Jahre später hätte der erwachsene Marshall die richtige Erwiderung parat gehabt. Aber in diesem Moment, in diesem überfluteten, schimmeligen Keller, durch dessen schmutziges Fenster nur gedämpftes Licht fiel, starrte der junge Marshall den Pastor einfach nur verängstigt an, obwohl er ihn schon sein ganzes Leben lang kannte.
»Mein Dad wartet auf mich«, stammelte er, schob sich die Brille auf die Nase und leuchtete mit der Taschenlampe dem Pastor ins Gesicht. Ihm war nicht einmal klar, dass dies bedeutete, dass Riis nichts sehen konnte.
»Schatz, der Klempner ist da. Er hat den Absauger mitgebracht!«, rief die Frau des Pastors. »Komm hoch, ich will nicht, dass du dir da unten den Tod holst!«
Damit war die Sache erledigt.
Oben auf der Treppe legte der Pastor den Bilderrahmen auf den Küchentisch, als der Klempner und sein Assistent hereinkamen. Die Frau des Pastors wickelte Marshall ein gestreiftes Strandtuch um den Körper und verdeckte damit den rechteckigen Umriss auf seiner Brust.
»Marshall, was zum Teufel ist das denn?« Sein Vater blätterte die Polaroid-Fotos durch und rutschte ärgerlich auf seinem Rollstuhl hin und her. »Du hast sie nicht trocknen lassen! Alle Fotos kleben zusammen!«
An jedem anderen Tag hätte Marshall sich entschuldigt und angeboten, noch einmal hinunterzugehen. Aber heute stand er zitternd in der Küche, ein halbes Dutzend Pornomagazine an die Brust gedrückt, und grinste gequält. Er konnte nur an eins denken.
Na warte, wenn Beecher das sieht.
92. KAPITEL
Heute
St. Elizabeths Hospital
»Nico, das ist nicht sehr klug« , warnte ihn die tote First Lady.
Nico blinzelte mehrmals und ging rasch durch den glänzenden neuen Korridor. Seit er den Ruheraum verlassen hatte, war die First Lady nervös. Sie hielt das hier für eine Falle.
Nico wusste, dass sie sich irrte. Wenn er bedachte, was alles passiert war: die Injektion ohne Medikamente, die unverschlossene Tür des Ruheraums, nein, all das sprach gegen eine Falle. Es war eine Botschaft, eine einfache, gut durchdachte Botschaft, die auffällig war wie ein roter Faden und sich vor ihm durch den dunklen Flur zog. Nico wusste, dass er diesen Pfaden folgen musste. Genauso wie er wusste, dass nur jemand aus dem Krankenhaus selbst diesen Faden gelegt haben konnte. Und während er ihm folgte, wurde ihm klar, dass nur eine einzige Person dafür infrage kam.
» Nico, hörst du das?« , fragte ihn die First Lady.
Links von ihm, hinter der Ecke, gingen zwei Krankenpfleger durch den Hauptgang. Sie beschwerten sich darüber, wie
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