Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
Glühbirnen in Fassungen aus gehämmertem Kupfer und tauchten die Veranda in einen goldenen Schein. In der Ferne war das leise Brummen eines Rasenmähers zu hören. Alle wussten, dass Tom Sable seinen Rasen immer nur nachts mähte, weil er glaubte, dass das Gras dann dichter wachsen würde. Doch jetzt war nur das Haus gegenüber wichtig. Das Heim von Pastor Riis.
»Bist du sicher, dass du da durchpasst?« Beecher musterte das kleine, rechteckige Kellerfenster, das ein wenig oberhalb des Rasens lag.
»Es ist größer, als es aussieht«, erwiderte Marshall. Er hockte hinter Beecher und blickte über die Schulter seines Freundes.
»Was macht ihr zwei Homos denn da? Spielt ihr Huckepack?«
Beecher zuckte beim Klang der Stimme zusammen, und sein Hinterkopf krachte gegen Marshalls Kinnlade. Ein Stück rechts von ihnen, auf halber Höhe der Straße, stand Vincent Paglinni und wackelte vielsagend mit seinen buschigen Augenbrauen. Er lachte dieses eklige Lachen, das einen wie ein stumpfer Schraubenzieher durchbohrte.
»Das ist nicht komisch!«, rief Beecher. »Was machst du überhaupt hier?«
»Du meinst, abgesehen davon, dass ich hier wohne?« Paglinnizerrte an einer Hundeleine, und der kleine pelzige Hund am anderen Ende, ein brauner Bichon, winselte protestierend.
»Nein, Murphy! Sitz!«, befahl Paglinni. Aber der Hund hüpfte aufgeregt an ihm hoch und winselte wieder. »Sie ist einfach nur aufgeregt. Weil sie alle hasst.« Paglinni nahm das Tier auf den Arm und ließ zu, dass Murphy ihm das Gesicht ableckte, während er sie seinerseits mit Küssen überschüttete.
Beecher hatte vergessen, dass Paglinnis Familie hier um die Ecke wohnte.
»Das ist also dein Hund?«, erkundigte sich Marshall.
»Nein, ich habe ihn geklaut. Natürlich ist das mein Hund, Blödmann! Also, wen beobachtet ihr zwei gerade beim Ausziehen, hm?« Paglinni hatte seinen Hund immer noch auf den Armen.
Beecher blickte zu Boden, aber Marshall starrte immer noch auf das Haus quer gegenüber.
»Nein!«, stieß Paglinni hervor. »Die Frau von Pastor Riis? Ihr wisst, wie pervers ihr seid, wenn ihr ausgerechnet die nackt sehen wollt?«
»Könntest du bitte leise sein?«, flehte Beecher ihn an. »Wir wollen sie gar nicht nackt sehen.«
»Wir sind hier, um unsere Magazine zurückzuholen«, erklärte Marshall.
Beecher warf seinem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu, doch es war schon zu spät. Paglinni hatte bereits dieses Lächeln auf dem Gesicht, das verriet, dass er Lunte gerochen hatte. » Unsere Magazine?« Er warf einen Blick über die Straße. Das Haus des Pastors war fast ganz dunkel, nur im Hinterzimmer neben der Küche brannte Licht.
»Der hat also eure Pornos gestohlen? Pastor Riis?« Paglinni lachte laut. »Lasst mich raten: Marshmallows Mutter hat sie ihm gegeben.«
Marshall hätte Paglinni am liebsten verprügelt, ihn angeschrien: Sprich nicht so über meine Mutter! Wie gerne hätte er ihn zu Boden gestoßen!
Stattdessen stand er einfach nur im Dunkeln und richtete den Blick seiner goldbraunen Augen auf den Boden.
»Ist euch eigentlich klar, wie aussichtslos das ist?« Paglinni lachte.
»Da liegst du aber völlig falsch!«, brach es aus Beecher heraus. »Marsh ist schon einmal dort eingebrochen.«
Paglinni wirbelte herum, provoziert von dem Widerspruch. »Was hast du gesagt?«
»In Riis’ Keller. Marsh war da. Frag ihn selbst.«
Paglinni sah Marshall an.
»Das stimmt.«
»Und wann genau hat dieses Fantasie-Ereignis stattgefunden?«
»Vor zwei Wochen.«
»Am selben Tag, an dem ihr angefangen habt, unser Baumhaus zu besuchen«, setzte Beecher hinzu, der jetzt seinerseits anzüglich grinste.
Selbst Paglinni brauchte nicht lange, um eins und eins zusammenzuzählen. »Moment mal, also war das …!« Paglinnis Augen wurden rund. »Die Leg Show! Verflucht! Sag mir nicht, dass ihr die ganzen Pornos von ihm habt!«
»Also gut, dann sage ich es nicht«, spottete Beecher.
»Ich meine es ernst, Beachball. Du willst mir wirklich weismachen, dass Pastor Riis einen Stapel mit schmierigen Heften da unten aufbewahrt?«
»Er verwahrt sie nicht nur dort auf; Marsh hat sie auch von dort gestohlen. Und wenn du weiter unsere Zeit mit dummen Fragen verschwendest, wirst du noch verpassen, wie er sie sich zurückholt. Denn er will sich jetzt für Runde zwei dort hineinschleichen. Habe ich recht, Marsh?«
Marshall nickte zögernd, nicht ohne dabei Beecher einen giftigen Blick zuzuwerfen. Ich dachte, wir würden beide dort reingehen , hieß
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