Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
wo Clementine ist! Sagen Sie uns, warum Sie Nico helfen!«
»Verstehen Sie denn nicht? Nico braucht meine Hilfe nicht. Er brauchte Hilfe von niemandem! Er wusste es die ganze Zeit!«, stoße ich hervor. »Sehen Sie sich das Video an. Er hat das Buch nicht zufällig fallen lassen, sondern absichtlich. Er wusste, dass ich die Karte stehlen und dass ich …« Der Raum beginnt sich zu drehen, kommt dann jedoch ebenso abrupt wieder zum Stillstand.
»Begreifen Sie denn nicht? Er wollte, dass wir hierher kommen, damit wir nicht dort sind!« Ich zerre noch härter an den Handschellen, als ich auf das TV-Gerät deute. Auf dem Bildschirm zeigt die Kamera jetzt die großen Pfeiler vor dem Monument. Wenn Marshall dort ist … »Sie müssen Wallace von dort wegschaffen!«
»Es gibt nichts Sichereres als einen unerwarteten Schachzug.«
»Sie wollen mir wirklich sagen, dass Marshall und Nico nicht vorhersehen konnten, dass Wallace darauf bestehen würde, seinen Präsidententag mit seiner Tochter und ihrer Klasse zu verbringen? Reed, es ist sein Leben, das hier auf dem Spiel steht. Können Sie nicht einfach …?«
»Wir sind hier fertig, Beecher. Und Sie sind erledigt«, erklärt Reed. »Der Präsident ist sicher, da, wo er ist. Wir haben entsprechende Vorkehrungen getroffen.«
»Und was ist, wenn Sie sich irren?« Ich drehe mich zu Palmiotti herum. »Er ist Ihr Freund. Ist das nicht Grund genug, Wallace so lange in irgendeinem Hinterzimmer zu lassen, bis Sie die Wahrheit kennen?«
Im Fernsehen zeigt die Kamera, wie sich die Klassenkameradinnen von Wallaces Tochter am Fuß der Lincoln-Statue versammeln.
»Ist A. J. hier in Camp David oder beim Präsidenten?«, frage ich.
Palmiotti starrt auf das Fernsehgerät. A. J. ist beim Präsidenten.
»Stewie, Sie wissen, dass Beecher versucht, Sie zu manipulieren«, warnt Reed Palmiotti.
»Das ist nicht wahr. Das hier ist …« Ich unterbreche mich, als ich sehe, was auf dem Bildschirm passiert. Langsam fährt die Kamera über die Elfjährigen und zeigt eine größere Aufnahme der Abraham-Lincoln-Statue. Mein Mund klappt auf. »Nein, nein …«
»Was ist? Was haben Sie?«, fragt Palmiotti.
»Hören Sie mir zu, Sie müssen den Präsidenten da rausbringen«, erkläre ich.
»Beecher, das ist nicht …«
»Ich sage Ihnen doch, Marshall kommt nicht nach Camp David. Er wartet im Lincoln Memorial auf den Präsidenten!«
»Was reden Sie da?«
»Sehen Sie sich die Morde an. Sehen Sie sich an, wo sie stattgefunden haben. St. John’s Church. Foundry Church. Selbst die Kapelle im Krankenhaus …«
»Verstehe«, sagt Reed. »Es sind alles Plätze, an denen man betet.«
»Ganz genau. Und wissen Sie, was das da für ein Gebäude ist?« Ich deute auf das Fernsehgerät und die Panoramaaufnahme von der Lincoln-Statue. Die Fünftklässler sind aufgeregt und wippen auf ihren Absätzen. Wallace muss ganz in der Nähe sein. Ich habe nicht einmal mehr eine Minute.
»Die Leute beten Abraham Lincoln nicht an«, erklärt Reed.
»Nein, vergessen Sie Lincoln! Sehen Sie sich das Gebäude an! Als das Lincoln Memorial geplant wurde, wissen Sie, als was es da erbaut wurde?«, frage ich, als die Kamera nach links schwenkt. Am Fuß des Bildes läuft eine Schrift. POTUS kommt an. »Ein Tempel!«, sage ich. »Es wurde einem gigantischen griechischen Tempel nachempf …«
Ich richte mich gerade auf, und eine eisige Ruhe scheint sich über mein Gesicht zu legen.
Ich weiß, wer das alles gemacht hat. »Ich weiß, wer der Ritter ist!«
Neben mir legt Reed den Kopf auf die Seite und drückt einen Finger auf sein Ohr. Dasselbe machen auch der irische Agent und der mit den kleinen Ohren. Irgendetwas hat man ihnen gerade über Funk durchgegeben, aber von der Art und Weise, wie sie sich ansehen …
»Was ist? Was ist los?«, fragt Palmiotti.
»Schüsse«, sagt Reed. »Es sind Schüsse gefallen. Im Lincoln Memorial.«
102. KAPITEL
Achtzehn Jahre früher
Sagamore, Wisconsin
Sie warteten bis zum Einbruch der Dunkelheit. Nicht bis Mitternacht. Sie waren zwölf Jahre alt. Es gab eine Grenze, wie lange sie wegbleiben konnten, bevor ihre Eltern anfangen würden, herumzutelefonieren. Aber um Viertel vor neun war es bereits dunkel genug. Beecher und Marshall versteckten sich hinter dem schmalen Hartriegelstrauch in Darlene Signorellis Vorgarten und beobachteten quer über die Straße das bescheidene, mit Holz verkleidete Haus aus den 30er Jahren mit dem niedrigen Dach.
An der Eingangstür brannten gelbe
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