Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
das. Du kommst also nicht mit?
Du brauchst mich nicht, du schaffst das schon , antwortete Beecher mit seinem Blick.
Auf der anderen Straßenseite erlosch das Licht in Pastor Riis’ Küche, und das Licht im Wohnzimmer hinter den heruntergelassenen Jalousien ging an. Das Obergeschoss war immer noch dunkel. Ebenso wie das kleine Kellerfenster.
»Ich glaube, er sieht fern. Komm schon«, flüsterte Beecher undzupfte Marshall am Hemd. Er führte ihn über die dunkle Straße. »Schaffen wir dich dort rein. Wenn er erst ins Bett geht, ist es zu ruhig.«
»Ihr meint das ernst? Ihr macht das wirklich?«, fragte Paglinni, als sie sich ohne ihn in Bewegung setzten. Er stand ein paar Sekunden lang da, allein im Dunkeln, den Hund auf dem Arm. Grillen zirpten im Einklang mit dem Brummen von Tom Sables Rasenmäher. Paglinni sah sich um. Das wollte er auf keinen Fall verpassen.
Er holte sie am Bordstein wieder ein, und sein Hund winselte erneut. »Marshmallow, eins muss ich dir lassen: Allein schon, wenn du nur so tust, als würdest du das hier durchziehen, bist du noch fünfzig Mal bescheuerter, als ich gedacht habe.« Paglinni klopfte Marshall auf den Rücken, während er seinen Hund mit der anderen Hand festhielt.
Aber es war nicht dieser aufmunternde Schlag, der Marshalls Selbstbewusstsein plötzlich stärkte. Sicher, Gruppenzwang ist ein hervorragendes soziales Schmiermittel. Aber wie jeder Siebtklässler weiß, macht einen Teenager nichts mutiger als schlichte Bewunderung, vor allem wenn sie von jemandem wie Paglinni kam.
»Marsh, nach dieser Nummer bist du der Held der Stadt«, setzte Beecher hinzu, als sie die Auffahrt von Riis’ Haus erreichten. Das einzige Licht spendeten die Glühbirnen auf der Veranda. Sie sahen sich um, auf der Straße, dem Bürgersteig, musterten sogar die Fenster der umliegenden Häuser. Niemand war zu sehen.
»Er hat recht.« Paglinnis Stimme klang aufgeregt. »Wenn du das durchziehst, bekommst du eine Siegesparade. Wir werden dir ein Denkmal errichten. Du bist der Hugh Hefner der siebten Klasse.«
»Ich weiß, dass du das nur sagst, damit ich da reingehe«, erwiderte Marshall.
»Denk, was immer du willst«, meinte Paglinni. »Jedenfalls bist du eindeutig nicht nur der Pummel, für den ich dich gehalten habe.«
Marshall stand im Dunkeln da und rührte sich nicht.
»Das ist ein Kompliment, Blödmann!«, setzte Paglinni hinzu.
Marshall schob seine Brille zurecht und lächelte. Dann sah er Beecher an und gab seinem Freund eine letzte Chance, ihn zu begleiten.
Beecher blieb stehen, wo er war. Neben Paglinni.
»Wir sehen uns gleich«, meinte Marshall. Allerdings klang das eher wie eine Frage.
»Ich warte hier«, beruhigte ihn Beecher. Er nickte ein letztes Mal aufmunternd.
»Ich sage es dir hier und heute: der Hugh Hefner der siebten Klasse!« , flüsterte Paglinni relativ laut, als Marshall die Zufahrt verließ und sich geduckt, wie ein watschelnder Ninja, dem Kellerfenster näherte.
Er war pummelig und kein besonders guter Läufer. »Passt er denn überhaupt durch das Fenster?«, erkundigte sich Paglinni.
»Er hat gesagt, es wäre größer, als es aussieht.«
Etwa dreißig Sekunden lang standen Beecher und Paglinni stumm in der Dunkelheit und sahen zu, wie Marshalls pummelige Silhouette von den dunklen Schatten der Büsche verschluckt wurde.
Beecher sah sich immer wieder prüfend um und betrachtete das Haus, den Bürgersteig und jedes Fenster in der Nähe. Irgendwann rumpelte ein Wagen um den Block, aber er fuhr vorbei, ohne langsamer zu werden. Selbst samstagabends gab es nicht viel Nachtleben in Sagamore.
Am Rand der Zufahrt hockte Marshall auf den Knien und zog sein Schweizer Armeemesser heraus, das ihm einer der Kunden seines Dads als Dankeschön geschenkt hatte. Er rammte die Klinge in den Spalt am unteren Ende des Fensters. Die alten Angeln quietschten, als er die niedrige Klappe hochzog.
»Ich glaube, er ist drin«, flüsterte Beecher, als Marshall in dem Kaninchenbau verschwand und das Fenster wieder zurückklappte. Es schloss sich mit dem schnappenden Geräusch, mit dem ein Kofferraumdeckel zufällt.
Neben Beecher stand Paglinni, der grinste und dann kaum hörbar kicherte.
»Was denn? Was ist denn hier so komisch?« Beecher lächelte auch, aber er kannte diesen Ausdruck auf Paglinnis Gesicht. Irgendetwas stimmte nicht.
»Du machst Witze, richtig? Siehst du es denn nicht?«
»Was sehe ich?«
Paglinnis Grinsen verstärkte sich, er hob seinen Hund hoch und küsste ihn
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