Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
sagen, dass er nur reagierthatte … weil er seinen Freund nicht so traurig und einsam sehen wollte. Aber jetzt, als die Worte über seine Lippen kamen, wusste er, dass er das nicht nur für Marshall tat. Beecher machte es auch aus eigenem Interesse.
»Du weißt doch, wo Pastor Riis die Pornos versteckt, wenn er sie sich zurückgeholt hat, oder nicht? Was hindert uns daran, sie uns noch mal zu schnappen?«
»Und wenn er uns erwischt? Und uns erwürgt? Oder es unseren Eltern erzählt?«
»Marsh, er wird es niemandem verraten. Du hast es selbst gesagt. Das Letzte, was irgendein Pastor will, ist, dass seine Gemeinde herausfindet, dass er einen Stapel mit Pornoheften in seinem Keller aufbewahrt. Selbst wenn er weiß, dass wir uns hereinschleichen und sie stehlen, kann er nichts dagegen tun. Waren das nicht deine eigenen Worte? Er kann nichts dagegen tun.«
Marshalls Miene und die Art und Weise, wie er immer schneller hin und her schwankte, sagten Beecher, dass er kurz vor seinem Ziel war.
»Du magst diese Pornos wirklich, habe ich recht?«, erkundigte sich Marshall schließlich.
»Komm schon, du weißt, dass es nicht nur um die Pornos geht. Wir haben gesehen, was diese Magazine in den letzten Wochen für uns erreicht haben. Sie waren … Sie waren wie Flugtickets zur cooleren Version von uns selbst.«
»Jetzt übertreibst du.«
»Ich übertreibe gar nichts. Wir sind nicht besonders beliebt, Marsh. Wir sind nicht gut beim Sport. Stell dich den Tatsachen: Ohne diese Magazine werden Paglinni und die anderen niemals wieder zu uns kommen. Also entweder finden wir diese Magazine, oder wir kehren zu unserem alten Leben zurück. Ich will dich nicht beleidigen, aber ich will nicht zurück.«
Marshall stand in seinem eigenen Hinterhof, trat in den Staub und senkte den Kopf, sodass sein Doppelkinn zu einem Dreifachkinn wurde.
»Glaubst du wirklich, dass wir das hinkriegen?«
»Sehe ich etwa aus, als hätte ich Angst?« Beecher war schon ziemlich aufgeregt.
»Ich meine es ernst, Beecher. Ganz gleich, welches James-Bond-Thema du gerade hörst, ich werde da nicht reingehen.«
»Wirst du bitte einmal damit aufhören, dir ständig Sorgen zu machen? Ich verspreche dir, Marsh, ich bin bei dir.«
101. KAPITEL
Heute
Camp David
»Ist das Ihr Ernst? Sie glauben, ich würde mit Nico zusammenarbeiten?«
»Beecher, wir haben gesehen, wie er Ihnen die Spielkarte zugeschoben hat!«, erklärt Palmiotti.
»Wovon reden Sie da?« Ich stehe auf, obwohl meine Arme beide ans Bett gekettet sind. »Er hat mir überhaupt nichts zugeschoben!«
»Wir haben es auf Video«, unterbricht uns Agent Reed. Er redet vollkommen ruhig. »Glauben Sie, dass wir uns bei all diesen Morden und angesichts der Tatsache, dass der Ritter alte Morde kopiert, nicht die Videos von den Sicherheitskameras des St. Elizabeths ansehen würden? Wir haben sie heute Morgen durchgesehen, Beecher. Wir haben gesehen, wie Sie Clementine hereingeschmuggelt haben und auch, wie Nico Ihnen diese Spielkarte in seinem alten Buch zugesteckt hat.«
»Nein, Sie haben gesehen, wie ich diese Spielkarte gestohlen habe! Ich habe sie Nico weggenommen und …« Ich unterbreche mich, als ich diesen Moment noch einmal Revue passieren lasse. Nico hat das Buch fallen lassen, und ich habe es aufgehoben. Ich habe mich für so clever gehalten. Aber jetzt denke ich an dieses Kreuz-Ass und an die versteckte Botschaft darauf. Diese Karte war der einzige Grund, weswegen ich hierher gerast bin, nach Camp David. Aber wenn Präsident Wallace in Wirklichkeit woanders ist …
Auf dem Bildschirm des kleinen Fernsehgerätes gehen Wallace und seine Tochter immer noch Hand in Hand. Das schwarze Haar seiner Tochter ist von einer feinen Schicht Schnee überzogen. Sie steigen nicht die öffentliche Treppe hinauf. Wegen der Morddrohung halten sie sich auf der Rückseite des Memorials auf und gehen zu einem, wie ich vermute, versteckten VIP-Eingang. Als sie verschwundensind, zeigt die Kamera eine Nahaufnahme von ihrem Ziel: die gewaltige Skulptur von Abraham Lincoln, der auf seinem …
O Gott.
»Nico wusste es«, flüstere ich.
»Beecher, versuchen Sie nicht, die Schuld auf …«
»Wie viel Uhr ist es? Ich muss wissen, wie viel Uhr es ist!« Ich ziehe an den Handschellen und versuche, näher an das Fernsehgerät zu kommen. Auf dem Bildschirm, unten an der Ecke, steht eine Uhrzeit. 11:57 Uhr. Noch knapp drei Minuten.
»Beecher, ich habe Ihnen eine Frage gestellt«, wiederholt Reed. »Sagen Sie uns,
Weitere Kostenlose Bücher