Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
auf den Kopf.
»Vinnie, wenn du irgendetwas weißt …«
»Ich sage nur, du solltest dir nicht so sicher sein, dass Marshall heute Abend der einzige Besucher beim Pastor ist.« Er machte einen Schritt in Richtung Bürgersteig und deutete auf den braunen Honda, der auf der Straße parkte, ein Stück entfernt, damit es nicht so aussah, als würde er zu Pastor Riis’ Haus gehören.
Beechers Magen verkrampfte sich, als er den Wagen sah. Der braune Honda. Er kannte ihn.
Es war der Wagen von Marshalls Mutter.
Beecher drehte sich wieder zum Haus des Pastors herum und betrachtete das schwach erleuchtete Wohnzimmerfenster. Er sah, wie Schatten auf der Jalousie tanzten.
Wenn Marshalls Mutter … Wenn sie da drin ist …
»Wie lange steht der Wagen schon da?«
»Was denn, bin ich etwa eine Politesse? Ich dachte, du hättest ihn auch gesehen, und nahm an, du wolltest nicht, dass er kneift oder …«
»Und du hast ihn einfach reingehen lassen? Was ist mit dir los? Wenn Pastor Riis, wenn sie allein sind …« Er konnte die Worte kaum aussprechen. »Wie kannst du jemandem so etwas antun?«
»Ich will die Pornos«, erklärte Paglinni sachlich. Seine Augen waren kalt, und sein Grinsen war verschwunden. »Außerdem, selbst wenn alles schiefgeht, kannst du dir diese Show vorstellen? Marsh spaziert da rein und findet seine Mutter vor, wie sie sich vornüber beugt? Beachball, das wird richtig großes Theater!«
Beecher schüttelte den Kopf und betrachtete das geschlossene Kellerfenster und das Ende der Zufahrt. Wenn die Pornos dort waren, wo sie sie vermuteten, dann musste Marshall jede Sekunde wieder herauskommen. Jede Sekunde, sagte sich Beecher, der das Gefühl hatte, dass sein Magen ihm gleich aus dem Hals springen würde. Das Fenster rührte sich nicht.
»Wir müssen es ihm sagen!« Beecher machte Anstalten, zum Haus zu gehen.
Paglinni hielt ihn am Arm fest. »Was willst du ihm sagen? Dassseine Mutter im Wohnzimmer gerade ihr Höschen auszieht? Er ist schon drin. Er wird jede Minute fertig sein.«
»Und wenn nicht?«
»Beecher, sieh dich um. Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder besorgt Marshmallow die Pornos und kommt wieder raus, oder aber Pastor Riis erwischt ihn und versetzt unserem Jungen den Schock seines Lebens. Aber ich verspreche dir, wenn du da jetzt reinrennst und Alarm schlägst und versuchst, ihn zu warnen, dann sorgst du garantiert dafür, dass das Zweite passieren wird. Außerdem wirst du dann zusammen mit ihm erwischt.«
Beecher lauschte auf das Brummen von Sables Rasenmäher und trat von einem Fuß auf den anderen, ohne zu antworten. Wenn er wollte, konnte er Marshall im Keller helfen. Er konnte durch das Fenster klettern und wäre bei seinem Freund, an Marshalls Seite. Und selbst wenn die Sache schiefging und sie von Pastor Riis erwischt wurden, wären sie wenigstens zusammen, und Marshall müsste es nicht alleine ausbaden.
Das würde ein echter Freund tun.
Während Beecher dort in der Dunkelheit von einem Fuß auf den anderen trat, konnte er sich lebhaft vorstellen, wie viel besser es für Marshall wäre, in dieser Situation wenigstens einen Freund an seiner Seite zu haben.
Aber er starrte auf dieses kleine Kellerfenster, während das Brummen des Rasenmähers immer lauter wurde, und stand einfach nur da. Beecher tat gar nichts.
Diese Entscheidung sollte er für den Rest seines Lebens bereuen.
103. KAPITEL
Eine Stunde früher
Washington, D. C.
Der Ritter wusste, wie es enden würde.
Heute war ein idealer Tag, um einen Präsidenten zu töten. In weniger als einer Stunde würde der Moment gekommen sein. Ein feiner Schleier aus Schnee fiel vom Himmel.
Aber während der Ritter den silber-roten Touristenbus am Ende des Blocks betrachtete, war ihm auch klar, dass der Präsident nicht der Einzige war, der heute sterben würde. Nein. Heute war auch der Tag, an dem der Ritter sterben musste.
Dagegen war nichts einzuwenden. Die vier Männer, angefangen bei John Wilkes Booth über Charles Guiteau, Leon Czolgosz bis hin zu Lee Harvey Oswald, die jeweils einen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ermordet hatten, hatten sich alle vier einer Sache mit Haut und Haar verschrieben. Nachdem ihre Aufgabe vollendet war, hatten alle vier, jeder ein Ritter des Goldenen Zirkels, ihr Leben verloren.
Zuerst hatte der Ritter geglaubt, dass er eine Möglichkeit finden könnte, das zu vermeiden. Dass er derjenige sein könnte, der herausfand, wie er diesem Schicksal entkommen konnte. Aber je
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