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Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)

Titel: Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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länger er seine Vorgänger studiert hatte, desto klarer war ihm Gottes Wille geworden. Jede Bruderschaft hatte ihre Rituale. Und ihre Initiationsriten. Hätte Nico bei seinem Versuch, den Präsidenten zu töten, Erfolg gehabt, wäre er jetzt ebenfalls tot. Es gab keine Alternative. Der Preis für die Aufnahme in diese Bruderschaft war das eigene Leben. Und die Belohnung? Wie andere schon gesagt hatten: Blut ist das Schmiermittel für das Räderwerk der Geschichte.
    Ein Stück weiter auf der Straße ging ein junges Paar unmittelbar vor ihm Hand in Hand. Beide blickten auf ihre jeweiligen Handys. Wie alle seine Vorgänger war auch dieser Ritter sehr sorgfältig und vorsichtig.Er trug eine karierte Ballonmütze und hatte sich einen falschen grauen Bart angeklebt. In einen Schuh hatte er sich einen kleinen Kieselstein gesteckt, der seinem Humpeln einen realistischen Anstrich verlieh. Das war ein alter CIA-Trick. Wenn man sein Gesicht veränderte, war man schwer zu erkennen. Veränderte man seinen Gang, war man eine vollkommen andere Person.
    Er ging um das Paar herum und weiter den Block hinauf. Dabei überprüfte der Ritter jede Bank, jeden Baum und jedes geparkte Fahrzeug. Kein Secret Service. Keine Undercover-Agenten. Und so weit er sehen konnte, auch keine Spur von Beecher oder Wallaces Leuten.
    Er spürte es. Es würde nicht mehr lange dauern, bis seine Initiation vollständig war.
    Seit Wochen hatte der Ritter von diesem Moment geträumt, wirklich davon geträumt. Während er den Touristenbus in der Ferne betrachtete, fragte er sich, ob Präsident Wallace wohl ähnliche Träume gehabt hatte. Er wäre nicht der Erste gewesen. Abraham Lincoln war sein ganzes Leben lang von seinen Träumen besessen gewesen. Noch auf seiner letzten Kabinettssitzung, am Tag seiner Ermordung, erzählte Lincoln seinen Kabinettsmitgliedern, dass derselbe Traum »nahezu jedem großen und bedeutenden Kriegsereignis« vorangegangen war. Es war ein Wassertraum.
    Darin, so Lincoln, saß er in einem »einzigartigen und unbeschreiblichen Schiff«, das sich rasch auf einen unendlich breiten Strand zubewegte. Er erzählte seinem Kabinett, dass er diesen Traum jede Nacht träumte und dass er bedeutete, dass sehr bald wichtige Neuigkeiten eintreffen würden. Nur wenige Stunden später sollte John Wilkes Booth das Ford’s Theatre betreten. Es trafen tatsächlich wichtige Neuigkeiten ein. Genauso wie heute.
    Am Ende des Blocks gab es ein mechanisches Zischen, als der silberrote Touristenbus die Tür öffnete und eine Meute von holländischen Touristen sich auf den Bürgersteig ergoss. Der Ritter nahm das als ein Zeichen, senkte den Kopf und mischte sich in den Strom der Menschen. Während sie quer über die Straße liefen, ging er direkt an einem uniformierten Angehörigen der Park-Polizei vorbei, der in der Nähe des Eingangs zum Vietnam-Veterans-Memorial Wache hielt.
    Rechts von ihm erhob sich die große marmorne Treppe des Lincoln Memorial. Die Haut des Ritters begann zu kribbeln. Er betastete die brandneue Pistole in seiner Jackentasche, die er für diese Gelegenheit gekauft hatte. In der anderen Tasche hatte er ein Jagdmesser, ein altes Kartenspiel und die Lincoln-Maske aus Gips, die jetzt, wie er wusste, sein Totem war.
    Der Ritter betrachtete die Menge und den ständigen Strom von Touristen und bemerkte zwei weitere Angehörige der Park-Polizei. Aber er sah immer noch keine Secret-Service-Agenten. Einen Augenblick lang machte er sich Sorgen, dass er den Präsidenten möglicherweise falsch eingeschätzt hatte. Aber wie immer vertraute er auf seine Vorgänger.
    Als der dritte Ritter, Leon Czolgosz, noch ein Junge gewesen war, war er mit seinem Bruder jagen gegangen. Leon trug wie immer das Gewehr. Aber sein Bruder war der Klügere gewesen. Er hatte nur einen Stock und einen Jutesack dabei. Sie näherten sich einem Kaninchenloch, und sein Bruder entzündete ein kleines Feuer an einem Ende des Baus. Dann legte er den Sack über das andere Ende. Sobald der Rauch in den Bau zog, rannte das Kaninchen los, darauf konnte man sich verlassen, und lief in den Sack. Vor allem gab es kein Blut. Das kam erst später.
    Diese Lektion hatte der Ritter nicht vergessen. Seit etlichen Tagen, angefangen bei dem Mord in St. John’s bis zu dem heute Morgen im Krankenhaus, hielten alle diese Verbrechen für Nachahmungstaten oder einen traurigen Tribut an Nicos Vergangenheit. Für den Ritter jedoch war jeder dieser Morde nur ein kleines Feuer.
    Und in diesem Moment

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