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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Gästen wanderten Zwerge hin und her, bildeten einzelne Gruppen. Fünf oder sechs versammelten sich und sprachen aufgeregt miteinander. Dann ging einer fort und schloss sich einer anderen Gruppe an, während jemand anders seinen Platz in der ersten einnahm. Manchmal löste sich eine ganze Gruppe auf, und ihre Angehörigen stoben wie die Trümmer nach einer Explosion auseinander: Jeder von ihnen strebte in eine andere Richtung, um sich einer neuen Gruppe hinzuzugesellen.
    Mumm gewann den Eindruck, dass sich eine Struktur hinter diesen Bewegungen verbarg, ein langsamer, zielstrebiger Tanz der Information.
Schachtversammlungen,
dachte er.
Kleine Gruppen, denn für mehr reicht der Platz nicht aus. Und man spricht nicht zu laut. Und wenn die Gruppe entscheidet, wird jedes Gruppenmitglied zu einem Botschafter dieser Entscheidung. Die Nachricht
breitet sich kreisförmig aus. Eine ganze Gesel
l
schaft, die auf formellem Klatsch basiert.
    Mit der gleichen Methode, so überlegte Mumm, konnte man die Frage diskutieren, ob zwei und zwei wirklich vier ergab. Nach langen Debatten und gründlichen Erwägungen mochte die Gruppe zu dem Schluss gelangen, dass zwei und zwei vier und ein bisschen ergab, außerdem vielleicht auch noch ein Ei. 19
    Manchmal blieb ein Zwerg stehen und starrte, bevor er den Weg fortsetzte.
    »Man erwartet uns zum Essen«, sagte Sybil und nickte in Richtung einer hell erleuchteten Höhle. Die meisten Anwesenden strebten dorthin.
    »Lieber Himmel. Bier schlabbern? Gebratene Ratten? Wo ist Detritus?«
    »Dort drüben. Er spricht mit dem Kulturattaché von Gennua. Ich meine den Mann mit den glasigen Augen.«
    Sie näherten sich und hörten, wie Detritus ziemlich wortreich erklärte:
    »… und dann da ist ein großer Raum mit vielen Sitzen drin, und die Wände rot sind, und dicke goldene Babys eine Säule hinaufklettern, aber mach dir keine Sorgen, es nicht sind
richtige
Babys, sie nur bestehen aus Gips oder so…« Es entstand eine kurze Pause, als Detritus nachdachte. »Und ich auch nicht glaube, dass es ist richtiges Gold, denn irgendein Mistkerl es längst geklaut hätte… Und vor der Bühne es eine große Grube gibt, und da drin die Musiker sitzen. Und das alles wäre für diesen Raum. Im
nächsten
Zimmer viele Marmorsäulen stehen, und rote Teppiche auf dem Boden liegen…«
    »Detritus?«, fragte Lady Sybil. »Du hast diesen Herrn doch nicht etwa mit Beschlag belegt, oder?«
    »Nein, ich ihm erzähle alles über unsere Kultur in Ankh-Morpork«, erwiderte Detritus hochtrabend. »Ich jeden Zentimeter vom Opernhaus kenne.«
    »Ja«, bestätigte der Kulturattaché von Gennua benommen. »Ich muss sagen, dass ich es gar nicht abwarten kann, die Kunstgalerie zu besuchen und…« Er schauderte. »… ›zu sehen das Bild der Frau, ich glaube, der Künstler nicht wusste, wie man malt ein richtiges Lächeln, aber der Rahmen sicher den einen oder anderen Blick wert ist.‹ Klingt nach einer überaus wichtigen Erfahrung.«
    »Wisst ihr, ich nicht glaube, dass er versteht viel von Kultur«, sagte Detritus, als der Mann fortging.
    »Glaubst du, jemand vermisst uns, wenn wir uns verdrücken?«, fragte Mumm und sah sich um. »Ein langer Tag liegt hinter uns, und ich möchte in aller Ruhe über bestimmte Dinge nachdenken…«
    »Sam, du bist der
Botschafter,
und Ankh-Morpork ist eine Weltmacht«, erwiderte Sybil. »Wir können nicht einfach verschwinden! Die Leute würden darüber
reden

    Mumm stöhnte. Inigo hatte also Recht: Wenn Mumm niest, putzt sich Ankh-Morpork die Nase.
    »Euer Exzellenz?«
    Er blickte auf zwei Zwerge hinab.
    »Der Niedere König wird dich jetzt empfangen«, sagte einer von ihnen.
    »Äh…«
    »Wir müssen offiziell vorgestellt werden«, flüsterte Lady Sybil.
    »Was, auch Detritus?«
    »Ja!«
    »Aber er ist ein Troll!« Zu Anfang schien es eine gute und sehr lustige Idee gewesen zu sein.
    Mumm spürte ein gewisses Bewegungsmuster in der Menge in der großen Höhle, eine Art Strömung, die zum rückwärtigen Teil der Kaverne führte und von der man sich erfassen lassen musste, ob man wollte oder nicht.
    Der Niedere König saß auf einem kleinen Thron unter einem der Kronleuchter. Das metallene Dach über ihm war bereits mit Wachsstalaktiten verkrustet.
    Um ihn herum standen vier recht große Zwerge, die misstrauisch wachten und mit ihren dunklen Brillen recht bedrohlich wirkten. Jeder von ihnen hielt eine Axt. Die ganze Zeit über starrten sie andere Leute an.
    Der König sprach mit dem

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