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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Traditionen der Diplomatie und wollen uns nicht nachsagen lassen, aus reiner Bosheit gehandelt zu haben.« Dee seufzte. »Und dann gibt es da natürlich noch die
andere
Angelegenheit…«
    »Willst du mir auch den Diebstahl der Steinsemmel zur Last legen?«
    »Du hast den König berührt.«
    Mumm starrte verblüfft. »Wie bitte? Ein tausend Kilo schwerer Kerzenhalter fiel auf ihn herab!«
    »Darauf wurde bereits hingewiesen…«
    »Und ihr habt mich eingesperrt, weil ich ihn vor dem Mordanschlag bewahrte, den ich selbst geplant habe?«
    »Hast du ihn geplant?«
    »Nein! Das verdammte Ding kam herunter – was hätte ich denn sonst machen sollen? Vielleicht am Teppich ziehen?«
    »Ja, ja, ich verstehe. Aber in dieser Hinsicht gibt es klare Präzedenzfälle. Als im Jahre 1345 der damalige König in einen See fiel, rührten ihn seine Mitarbeiter nicht an, und später wurde entschieden, dass sie richtig gehandelt hatten. Es ist verboten, den König zu berühren. Ich habe der Konklave erklärt, dass es in Ankh-Morpork andere Regeln gibt, aber wir sind hier nicht in Ankh-Morpork.«
    »Daran brauchst du mich nicht zu erinnern!«
    »Du bleibst unser… Gast, solange die Ermittlungen andauern. Man wird dir zu essen und zu trinken bringen.«
    »Und Licht?«
    »Natürlich. Entschuldige bitte. Wenn du von der Tür zurückweichen würdest… Die Wächter in meiner Begleitung sind bewaffnet und sehr… unkomplizierte Leute.«
    Das Gitter im Fenster schwang auf, und eine Hand stellte einen glühenden Käfig auf den nahen Sims.
    »Was ist das? Ein krankes Glühwürmchen?«
    »Eine Art Käfer, ja. Er wird gleich heller werden. Wir sind an die Dunkelheit gewöhnt.«
    »Hör mal, Dee«, sagte Mumm, als das Gitter wieder zuschwang, »du weißt doch, dass dies alles lächerlich ist! Ich habe keine Ahnung, was die Sache mit Herrn Schaumlöffel zu bedeuten hat, aber ich werde es herausfinden! Und die gestohlene Semmel. Ich bin ziemlich sicher, dass ich kurz vor einer Lösung des Falles stehe. Wenn du mich zur Botschaft zurückkehren lässt… Wohin könnte ich schon gehen?«
    »Das möchten wir nicht herausfinden. Vielleicht kommst du zu dem Schluss, dass das Leben in Ankh-Morpork angenehmer ist.«
    »Ach? Und wie könnte ich dorthin zurückkehren?«
    »Vielleicht mit der Hilfe eines Freundes, von dem du gar nichts wusstest.«
    Mumm dachte an die gemeine kleine Waffe im Kissen.
    »Man wird dich nicht schlecht behandeln, so wie es unserer Tradition entspricht«, sagte Dee. »Du hörst von mir, sobald ich Neuigkeiten habe.«
    »He…«
    Doch Dee verschwand in einem dämmerigen Licht, das fast überhaupt nicht vorhanden war.
    In Mumms Zelle gab sich der Glühkäfer alle Mühe, aber es gelang ihm nur, die Dunkelheit in eine Ansammlung aus grünlichen Schatten zu verwandeln. Man konnte herumgehen, ohne gegen die Wände zu stoßen, aber das war auch alles.
    Ein Schuss, mit dem niemand rechnete.
    Damit schaffte er es vermutlich, die Zelle zu verlassen. Und dann befand er sich in einem Korridor. Tief im Boden. In einer Welt der Zwerge.
    Andererseits war es erstaunlich, wie sehr sich die Indizien gegen einen richten konnten, wenn Absicht dahinter steckte.
    Aber Mumm war Botschafter! Wo blieb die diplomatische Immunität? Doch dieses Argument nützte einem kaum etwas, wenn man es mit unkomplizierten Leuten zu tun hatte, die über Waffen verfügten. Vielleicht kamen sie auf den Gedanken, ein kleines Experiment durchzuführen und herauszufinden, ob die diplomatische Immunität wirklich immun machte.
    Ein Schuss, den niemand erwartete…
    Etwas später rasselten Schlüssel, und die Tür wurde geöffnet. Mumm bemerkte die schemenhaften Gestalten von zwei Zwergen. Einer hielt eine Axt; der andere trug ein Tablett.
    Der Zwerg mit der Axt bedeutete Mumm zurückzutreten.
    Eine Axt war keine gute Idee, fand Mumm. Zwerge bevorzugten diese Waffe, aber in einem kleinen Raum ließ sich damit nur wenig anfangen.
    Er hob die Hände und tastete unauffällig nach seinem Nacken, als der andere Zwerg langsam an die Steinplatte trat.
    Diese Zwerge wirkten nervös. Vielleicht bekamen sie nur selten Menschen zu Gesicht. An diesen sollten sie sich erinnern.
    »Möchtet ihr einen kleinen Trick sehen?«, fragte Mumm.
    »Grz’dak?«
    »Beobachtet
dies
«, sagte Mumm, brachte die Hände nach vorn und schloss die Augen, kurz bevor das Streichholz aufflammte.
    Er hörte, wie die Axt zu Boden fiel, als ihr Besitzer versuchte, sich die Augen abzuschirmen. Das war ein

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