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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gennuanischen Botschafter. Mumm sah kurz zu Grinsi und Detritus. Plötzlich erschien es ihm nicht mehr als gute Idee, dass er ausgerechnet sie mitgenommen hatte. In seiner offiziellen Kleidung wirkte der König viel… distanzierter, wie jemand, der nur sehr schwer zufrieden zu stellen war.
    Immer mit der Ruhe, dachte Mumm. Grinsi und Detritus
sind
Bürger von Ankh-Morpork. Sie machen nichts falsch. Und dann berichtigte er sich: In
Ankh-Morpork
machen sie nichts falsch.
    Die Schlange der Wartenden geriet wieder in Bewegung. Sie hatten den König fast erreicht. Die Aufmerksamkeit der Wächter galt nun Detritus, und sie hielten ihre Äxte weniger entspannt als vorher. Detritus gab vor, es nicht zu bemerken.
    »Dieser Ort noch viel kultureller ist als das Opernhaus«, sagte er und sah sich respektvoll um. »Die Kronleuchter bestimmt eine Tonne wiegen.«
    Er hob die Hand, rieb sich den Kopf, betrachtete dann seine Finger.
    Mumm blickte nach oben. Etwas Warmes, wie ein Regentropfen aus Butter, traf ihn an der Wange. Als er ihn fortwischte, bewegten sich Schatten…
    Die Dinge geschahen mit sirupartiger Langsamkeit. Mumm sah es aus der Perspektive eines wenige Meter entfernt stehenden Beobachters. Der andere Mumm vor ihm gab Grinsi und Sybil einen Stoß, rief etwas, sprang dem König entgegen und hob den Zwerg vom Thron, als eine Axt seinen Rückenpanzer traf.
    Und dann rollte er herum, mit einem zornigen Zwerg in den Armen, und der Kronleuchter war auf halbem Weg nach unten, und die Flammen der Kerzen wuchsen in die Länge, und dort stand Detritus und hob die Hände mit einem berechnenden Gesichtsausdruck…
    Es folgte ein Moment der Unbewegtheit und Stille, als der Troll den herabfallenden Berg aus Licht auffing. Dann kehrte die normale Physik zurück, in einer explodierenden Wolke aus Zwergen, Trümmern, geschmolzenem Wachs und lodernden Kerzen.
     
    Mumm erwachte in Dunkelheit. Er blinzelte und berührte seine Augen, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich offen waren.
    Dann richtete er sich auf und stieß mit dem Kopf gegen Stein. Und
dann
gab es plötzlich Licht, gemeines gelbes und purpurnes Licht, das sein Leben ganz plötzlich füllte. Er legte sich wieder hin und wartete, bis der grelle, schmerzhafte Glanz verschwand.
    Er begann mit einer persönlichen Bestandsaufnahme. Mantel, Helm, Schwert und Rüstung fehlten. Er trug nur noch Hemd und Kniehose. Zwar war es an diesem Ort nicht eiskalt, aber er zeichnete sich durch eine feuchte Kälte aus, die ihm bereits in die Knochen kroch.
    Na schön…
    Er wusste nicht, wie lange es dauerte, bis er ein Gefühl für die Zelle bekam. Er bewegte sich Zentimeter für Zentimeter und tastete dabei mit den Armen umher, wie jemand, der einen Nahkampf gegen die Dunkelheit führte.
    In völliger Finsternis wurden die Sinne unzuverlässig. Vorsichtig folgte er dem Verlauf der Wand, dann dem einer anderen, entdeckte schließlich eine dritte, die seinen Fingern den Umriss einer kleinen Tür mit Klinke zeigte.
    Schließlich kehrte er zur ersten Wand mit der Steinplatte zurück, auf der er zu sich gekommen war.
    Die ganze Zeit über musste er den Kopf bis zur Brust senken. Mumm war kein sehr großer Mann. Wäre er größer gewesen, hätte er sich ummittelbar nach dem Erwachen den Schädel aufgeschlagen.
    Ihm standen keine Maßbänder oder ähnliche Dinge zur Verfügung, deshalb half er sich mit seinem Polizistenschritt. Wenn er auf bestimmte Weise schlenderte, wusste er ganz genau, wie lange es dauerte, die Messingbrücke zu überqueren. Anschließend musste er ein wenig rechnen, was ihm angesichts des immer noch schmerzenden Kopfes nicht leicht fiel, und gelangte dann zu dem Ergebnis: Er befand sich in einem etwa neun Quadratmeter großen Raum.
    Er entschied sich dagegen, »Hilfe! Hilfe!« zu rufen. Immerhin war dies eine Zelle. Jemand hatte ihn mit
Absicht
hier untergebracht. Es gab daher allen Grund zu der Annahme, dass die betreffende Person nicht an seiner Meinung interessiert war.
    Einmal mehr tastete er sich einen Weg zur Steinplatte und legte sich hin. Dabei vernahm er ein leises Rasseln.
    Mumm klopfte auf seine Hosentaschen und fand eine Schachtel, die noch drei Streichhölzer enthielt.
    Er erinnerte sich an den Kronleuchter. Er
glaubte,
sich daran zu erinnern, wie Detritus das Ding aufgefangen hatte. Überall waren Schreie erklungen und Leute umhergelaufen, und der König in Mumms Armen hatte geflucht, wie nur ein Zwerg fluchen konnte. Und dann hatte ihn ein Schlag

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