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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ziehen…«
    »Sie nehmen keine
Anweisungen
entgegen, Herr«, sagte Karotte. »Wir können uns höchstens mit einer entsprechenden Bitte an Gavin wenden.«
    »Äh, wärst du so freundlich, ihm die Situation zu erklären?«
    Ich stehe hier mitten in einem kalten Wald, dachte Mumm kurze Zeit später, und beobachte, wie eine recht attraktive junge Frau ein knurrendes Gespräch mit einem Wolf führt. So etwas geschieht nicht sehr oft. Zumindest nicht in Ankh-Morpork. Hier passiert es vermutlich jeden Tag.
    Schließlich ließen sich sechs Wölfe anspannen, und Mumm wurde zur Straße getragen.
    »Halt!«
    »Herr?«, fragte Karotte.
    »Ich brauche eine Waffe! In dem Turm muss es irgendetwas geben, das ich verwenden kann!«
    »Nimm mein Schwert, Herr! Außerdem stehen die… Jagdspeere zur Verfügung.«
    »Du weißt sicher, was du mit den Jagdspeeren anstellen kannst!«
    Mumm trat die Tür im Sockel des Turms auf. Der Wind hatte Schnee hereingeweht, die Spuren von Wölfen und Menschen teilweise verwischt.
    Er fühlte sich wie betrunken. Teile seines Gehirns schalteten sich ein und aus. Seine Augen fühlten sich an, als wären sie mit Frottee voll gestopft, und die Beine schienen ihm nur widerwillig zu gehorchen.
    Der Nachrichtenturm musste doch
irgendetwas
Nützliches enthalten.
    Selbst die Säcke und Fässer waren verschwunden. Es gab viele Bauern in den Bergen, und der Winter kam, und wer auch immer hier stationiert gewesen war, brauchte keinen Proviant mehr. Selbst Mumm hätte in diesem Zusammenhang nicht von
Diebstahl
gesprochen.
    Er kletterte in den ersten Stock. Die sparsamen, vorsorglichen Waldbewohner waren auch hier gewesen. Aber sie hatten weder die Blutflecken vom Boden entfernt, noch Inigos kleinen runden Hut mitgenommen, der erstaunlicherweise in der Holzwand feststeckte.
    Mumm zog ihn heraus und bemerkte eine rasiermesserscharfe Klinge am dünnen Filzrand.
    Der Hut eines Assassinen, dachte er. Und dann: Nein,
nicht
der eines Assassinen. Er erinnerte sich an die Straßenkämpfe, die er als Kind gesehen hatte, ausgetragen von Männern, die viel tranken und selbst einen Kampf mit bloßen Fäusten für vornehm hielten. Einige von ihnen nähten Klingen in ihre Hutkrempe, um nicht völlig hilflos zu sein, wenn es heiß herging. Dies war der Hut eines Mannes, der versuchte, sich unter schwierigen Umständen einen Vorteil zu verschaffen.
    Hier hatte es nicht funktioniert.
    Mumm ließ den Hut fallen, und sein Blick glitt zu der Kiste mit den Mörsern. Sie war wie alles andere geplündert worden, aber die Rohre lagen auf dem Boden verstreut. Allein die Götter wussten, wofür die menschlichen Schakale sie gehalten hatten.
    Er legte sie in die Kiste zurück. Inigo hatte sie richtig beurteilt. Eine so ungenaue Waffe, dass man mit ihr nicht einmal einen Schuppen vom
Innern
des Schuppens aus treffen konnte, taugte als Waffe überhaupt nichts. Doch es lagen auch andere Dinge herum. Manche Gegenstände erinnerten an jene Männer, die hier ein einfaches, entbehrungsreiches Leben geführt hatten. Bilder an der Wand. Ein Tagebuch, eine Pfeife, Rasierzeug. Schachteln waren auf dem Boden ausgeschüttet worden…
    »Wir sollten den Weg fortsetzen, Herr«, erklang Karottes Stimme an der Leiter.
    Die Nachrichtenübermittler lebten nicht mehr. Sie hatten laufen müssen, durch Kälte und Dunkelheit, verfolgt von Ungeheuern. Und anschließend waren irgendwelche Bauern, die nicht einmal
versucht
hatten, ihnen zu helfen, hierher gekommen und hatten ihre Sachen genommen.
    Verdammt! Mumm knurrte, verstaute alles in einer Kiste und zog sie zur Leiter.
    »Wir bringen das hier zur Botschaft«, sagte er. »Ich möchte den Plünderern nichts übrig lassen. Denk nicht einmal daran, mir zu widersprechen.«
    »Käme mir nie in den Sinn, Herr. Nicht einmal im Traum.«
    Mumm zögerte. »Karotte? Der Wolf und Angua…« Er zögerte. Lieber Himmel, wie brachte man einen solchen Satz zu Ende?
    »Sie sind alte Freunde, Herr.«
    »Sind sie das?«
    Karottes Gesicht enthielt nur die für ihn typische völlig offene Ehrlichkeit.
    »Oh… wir… dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Mumm.
    Eine Minute später waren sie wieder unterwegs. Angua lief als Wolf weit vor dem Schlitten, zusammen mit Gavin. Gaspode hatte sich unter den Decken zusammengerollt.
    Und wieder findet ein Wettlauf mit der Sonne statt, dachte Mumm. Der Himmel weiß, warum. Ich befinde mich in der Gesellschaft eines Werwolfs und eines Wolfs, der noch schlimmer aussieht, und ich sitze auf einem

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