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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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UMSTÄNDEN?
    »Sei
still
! Selbst
wenn
du nur eine Halluzination bist!«
    Es musste doch
irgendetwas
an den Werwölfen geben, das er zu seinem Vorteil nutzen konnte. Wenn er nur wüsste, was…
    Keine Waffen. Das hatte er im Schloss bemerkt. In normalen Schlössern wimmelte es geradezu davon: Speere, Streitäxte, absurd wirkende Rüstungen, große alte Schwerter…
    Selbst bei Vampiren hingen Rapiere an den Wänden und zwar deswegen, weil Vampire manchmal eine Waffe benutzen mussten.
    Bei Werwölfen lag der Fall anders. Auch Angua zögerte, bevor sie nach einem Schwert griff. Für einen Werwolf war eine Waffe immer die
zweite
Wahl.
    Mumm presste die Beine gegeneinander und schwang um den Ast, als der Werwolf nach oben kam. Er traf ihn am Ohr, und als der Bursche den Kopf hob, fing er sich einen weiteren Hieb gegen die Nase ein.
    Der Mann holte zu einem Schlag aus, der vielleicht das Ende gewesen wäre – wenn er sich nicht gleichzeitig noch ein wenig höher gezogen hätte, wodurch er in Reichweite von Mumms
Elle
n
bogen
geriet.
    Dieser verdiente es, kursiv hervorgehoben zu werden. Bei vielen Straßenkämpfen hatte er triumphiert. Schon früh in seiner beruflichen Laufbahn hatte Mumm gelernt, dass die Friedhöfe voller Leute waren, die die Schriften des Marquis von Fantailler gelesen hatten. Bei einem Kampf ging es vor allem darum, so schnell wie möglich zu verhindern, dass der Gegner einen schlug. Niemand strebte danach,
Punkte
zu erzielen. Mumm hatte unter Umständen gekämpft, bei denen die freie Nutzung der Hände an Luxus grenzte, doch es war erstaunlich, was man mit einem gut gezielten Ellenbogenstoß erreichen konnte – erst recht dann, wenn er zudem auf die Hilfe eines Knies zurückgreifen konnte.
    Er rammte den Ellenbogen in die Kehle des Werwolfs und wurde mit einem schrecklichen Geräusch belohnt. Mumm wartete nicht ab, packte eine Hand voll Haar, zog, ließ los, schlug mit dem Handballen zu und traf das Gesicht in dem verzweifelten Versuch, seinem Gegner keine Zeit zum Nachdenken zu geben. Angesichts der Muskeln des Mannes wollte er auf keinen Fall in die Defensive geraten.
    Der Werwolf reagierte.
    Es gab einen plötzlichen Moment morphologischer Ungenauigkeit. Eine Nase verwandelte sich in eine Schnauze, während Mumms Faust unterwegs war, doch als der Wolf nach ihm schnappen wollte, geschahen zwei Dinge.
    Erstens: Der Wolf befand sich hoch im Baum; keine sehr günstige Position für ein Geschöpf, das die Natur dazu bestimmt hatte, auf dem Boden zu leben. Zweitens: Die Gravitation machte sich bemerkbar.
    »Dort unten mag irgendein Spiel stattfinden«, schnaufte Mumm, als Pfoten am schmierigen Holz vergeblich nach Halt suchten. »Aber hier bestimme
ich
die Regeln.«
    Er griff nach oben, hielt sich dort am Ast fest und trat zu.
    Der Wolf jaulte, als er abrutschte und gegen den nächsten Ast prallte.
    Etwa auf halbem Weg nach unten versuchte er, sich erneut zu verwandeln, und vereinte so in einer fallenden Gestalt alle Eigenschaften eines Geschöpfs, das nicht für den Aufenthalt in Bäumen geeignet ist, mit denen eines Wesens, das nicht gut auf dem Boden landen kann.
    »Hab dich erwischt!«, rief Mumm.
    Geheul erscholl durch den Wald um ihn herum.
    Plötzlich brach der Ast, an dem er sich fest hielt. Eine Sekunde hing er an der schwarzen Hose von Onkel Wanja, die sich irgendwo verfangen hatte, und dann riss der alte Stoff. Mumm fiel.
    Er erreichte den Boden schneller, weil der fallende Werwolf auf dem Weg nach unten ziemlich viele Zweige entfernt hatte. Aber er landete weicher, denn der Werwolf richtete sich gerade auf.
    Mumms Hand bekam einen zerbrochenen Ast zu fassen.
    Eine
Waffe.
    Seine Gedanken hörten mehr oder weniger auf, als sich die Hand um den Ast schloss. Was auch immer das Denken in den Pfaden des Gehirns ersetzte, kam von woanders und war viele tausend Jahre alt.
    Der Werwolf stand auf und wandte sich ihm zu. Der Ast traf ihn an der Seite des Kopfes.
    Dampf stieg von Sir Samuel Mumm auf, als er sich nach vorn warf und dabei wie ein Tier knurrte. Erneut schlug er zu und brüllte dabei. Er versuchte überhaupt nicht, irgendwelche Worte zu formulieren, beschränkte sich darauf, jene Geräusche von sich zu geben, die vor den Worten existiert hatten. Wenn ihnen überhaupt eine Bedeutung zukam, dann drückten sie Bedauern darüber aus, dass sie nicht genug Pein verursachen konnten…
    Der Wolf jaulte einmal mehr, fiel, rollte sich herum… und wechselte die Gestalt.
    Der Mensch streckte ihm

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