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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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flehentlich eine blutende Hand entgegen. »B-bitte…«
    Mumm zögerte mit erhobener Keule.
    Die rote Wut verflüchtigte sich. Er stand auf einem kalten Hügel, vor dem Hintergrund eines frostigen Sonnenuntergangs, und sie hatten ihn allein gelassen, und vielleicht schaffte er es bis zum Turm…
    In einer fließenden Bewegung sprang der Werwolf und wurde dabei wieder vom Menschen zum Wolf. Mumm fiel mit dem Rücken in den Schnee, spürte heißen Atem und das Blut, aber keinen Schmerz…
    Keine Klauen kratzten, und keine Zähne bissen.
    Und das Gewicht wurde weniger. Hände zogen den Körper von Mumm herunter.
    »Das war ziemlich knapp«, ertönte eine fröhliche Stimme. »Man sollte ihnen gegenüber nie nachsichtig sein.« Ein Speer hatte den Werwolf durchbohrt.
    »Karotte?«
    »Wir zünden ein Feuer an. Das ist ganz einfach, wenn man das Holz zuerst in die Fettquellen taucht.«
    »Karotte?«
    »Bestimmt hast du schon seit einer ganzen Weile nichts mehr gegessen. So nahe der Stadt gibt es nur wenig Wild, aber ich glaube, wir haben noch etwas…«
    »Karotte?«
    »Äh, ja, Herr?«
    »Was machst du hier, bei allen Göttern?«
    »Es ist ein bisschen kompliziert, Herr. Wenn ich dir aufhelfen darf…«
    Mumm stieß die Hand beiseite, die ihn auf die Beine zu ziehen versuchte.
    »Ich bin bisher allein zurechtgekommen und kann ohne Hilfe aufstehen, herzlichen Dank«, sagte er und zwang die Beine, sein Gewicht zu tragen.
    »Offenbar hast du deine Hose verloren, Herr.«
    »Ja, das ist der berühmte Ankh-Morpork-Humor«, brummte Mumm.
    »Allerdings… Angua kehrt gleich zurück, und… und…«
    »Feldwebel Anguas Verwandte, Hauptmann, haben die Angewohnheit, splitterfasernackt durch den Wald zu laufen!«
    »Ja, Herr, aber… Ich meine… du weißt schon… es ist nicht gerade…«
    »Ich gebe dir fünf Minuten, um einen Klamottenladen zu finden. Andernfalls… Hör mal, wohin sind die verdammten Werwölfe verschwunden? Ich habe damit gerechnet, in einen Haufen aus knurrenden Mäulern zu fallen, und jetzt bist du hier, besten Dank dafür, und die Werwölfe sind plötzlich nicht mehr da.«
    »Gavins Gefährten haben sie verjagt, Herr. Bestimmt hast du das Heulen gehört.«
    »Gavins Gefährten? Oh, freut mich! Wirklich ausgezeichnet! Bin froh, das zu hören! Gut gemacht, Gavin!
Und wer, verdammt und zugenäht, ist Gavin

    Auf einem fernen Hügel heulte jemand.
    »Das ist Gavin«, sagte Karotte.
    »Ein Wolf? Gavin ist ein Wolf?
Wölfe
haben mich vor Werwölfen gerettet?«
    »Schon gut, Herr. Eigentlich ist es nicht viel anders, als von Menschen vor Werwölfen gerettet zu werden.«
    »Wenn ich jetzt darüber nachdenke… Ich hätte besser liegen bleiben sollen«, sagte Mumm schwach.
    »Gehen wir zum Schlitten, Herr. Ich wollte eben darauf hinweisen, dass wir deine Kleidung
gefunden
haben. Dadurch konnte Angua deiner Spur folgen.«
    Zehn Minuten später saß Mumm in eine Decke gehüllt vor dem Feuer, und die Welt schien ein wenig mehr Sinn zu ergeben. Er aß ein Stück Rehfleisch, das ausgezeichnet schmeckte – Mumm war viel zu hungrig, um sich daran zu stören, dass der Metzger ganz offensichtlich seine Zähne verwendet hatte.
    »Die Wölfe beobachteten die Werwölfe?«, fragte er.
    »In gewisser Weise, Herr. Gavin behält die Dinge für Angua im Auge. Sie sind… alte Freunde.«
    Ein Moment der Stille wurde ein wenig zu lang.
    »Er scheint ein sehr intelligenter Wolf zu sein«, sagte Mumm, als ihm keine diplomatischeren Bemerkungen einfielen.
    »Mehr als das. Angua glaubt, dass ein Werwolf unter seinen Vorfahren sein könnte.«
    »Ist so etwas möglich?«
    »Sie meint ja. Habe ich erwähnt, dass er den ganzen weiten Weg bis nach Ankh-Morpork kam? In die Stadt? Kannst du dir vorstellen, wie das für ihn gewesen sein muss?«
    Mumm drehte sich um, als er ein leises Geräusch vernahm.
    Ein großer Wolf stand am Rand des Feuerscheins und bedachte ihn mit einem aufmerksamen Blick. Es war nicht der Blick eines Tieres, das ihn als Nahrung, Gefahr oder Ding einordnete. Hinter diesem Blick drehten sich mentale Zahnräder. Neben dem Wolf hockte eine sehr stolz wirkende Promenadenmischung und kratzte sich hingebungsvoll.
    »Ist das Gaspode?«, fragte Mumm. »Der Hund, der sich oft beim Wachhaus herumtreibt?«
    »Ja, er… hat mir auf dem Weg hierher geholfen«, sagte Karotte.
    »Ich frage besser nicht nach Einzelheiten«, murmelte Mumm. »Vermutlich öffnet sich gleich eine Tür im nächsten Baum, und Fred und Nobby kommen

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