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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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öfter für die Nachtschicht eingeteilt, als es eigentlich richtig ist.«
    Colonesks Kinnlade klappte nach unten. Wer auch immer hinter ihm stand, konnte ganz offensichtlich seine Gedanken lesen.
    »Ausgezeichnet. Bleib einfach hier stehen und pass auf, dass niemand das Tor stiehlt.«
    Colonesk hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Er hörte, wie das Tor geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Ihm fiel ein, dass die Frau keine Einzelheiten bezüglich der zweiten Möglichkeit genannt hatte, und dafür war er sehr dankbar.
    »Was war die zweite Möglichkeit?«, fragte Mumm, als sie durch den Schnee eilten.
    »Wir hätten nach einem anderen Weg in die Stadt suchen müssen«, sagte Angua.
    Nur wenige Personen waren in den Straßen unterwegs, die der Schnee nun mit neuem Weiß bedeckte, abgesehen von den Stellen, wo Dampf aus Gittern aufstieg. In Überwald schien der Sonnenuntergang eine eigene Ausgangssperre zu verhängen. In diesem Fall ergab sich ein Vorteil daraus, denn die ganze Zeit über knurrte Gavin leise.
    Karotte kehrte von der nächsten Ecke zurück.
    »Zwerge bewachen die Botschaft«, sagte er. »Sie scheinen nicht zu Verhandlungen bereit zu sein, Herr.«
    Mumm senkte den Blick. Sie standen auf einem Gitter.
     
    Hauptmann Tantony von der Stadtwache in Bums begegnete seinen derzeitigen Aufgaben mit erheblicher Skepsis. Am vergangenen Abend hatte er die Oper gesehen und später gewisse Dinge beobachtet, die nach Anweisung des Bürgermeisters gar nicht passiert waren. Es kam natürlich darauf an, den Befehlen zu gehorchen. Es drohte keine Gefahr, wenn man den Befehlen gehorchte. Das wussten alle Angehörigen der Wache. Doch diese fühlten sich nicht nach sicheren Befehlen an.
    Er hatte gehört, dass man in Ankh-Morpork anders vorging. Von Lord Mumm hieß es, dass er jeden verhaften würde.
    Tantony hatte einen Schreibtisch im Flur der Botschaft aufgestellt, um den Haupteingang im Auge zu behalten, und seine Männer mit großer Sorgfalt im Innern des Gebäudes verteilt. Den Zwergenwächtern draußen traute er nicht. Angeblich hatten sie den Befehl, Mumm sofort zu töten, und das ergab keinen Sinn. Es musste doch
irgendeine
Art von Gerichtsverfahren geben.
    Im Obergeschoss erklang ein leises Geräusch. Tantony stand langsam auf und griff nach seiner Armbrust. »Korporal Schwetzl?«
    Wieder ertönte ein Geräusch. Tantony ging zum unteren Ende der Treppe.
    Oben erschien Mumm. Blut klebte an seinem Hemd und bildete Krusten auf einer Seite seines Gesichts. Zum großen Entsetzen des Hauptmanns schickte er sich an, die Treppe herunterzukommen.
    »Ich
schieße
auf dich!«
    »Das ist dein Befehl, nicht wahr?«, fragte Mumm.
    »Ja! Bleib stehen!«
    »Aber wenn ich
ohnehin
erschossen werde, hat es doch gar keinen Sinn, jetzt stehen zu bleiben, oder?«, erwiderte Mumm. »Außerdem glaube ich nicht, dass du auf mich schießen wirst, Hauptmann. Weil du intelligent bist.« Mumm stützte sich am Geländer ab. »Hättest du nicht schon die anderen Wächter alarmieren müssen?«
    »Du sollst
stehen bleiben

    »Du weißt, wer ich bin. Wenn du wirklich beabsichtigst, mit dem verdammten Ding auf mich zu schießen, so hast du jetzt Gelegenheit dazu. Aber es wäre deiner weiteren beruflichen Laufbahn
sehr
förderlich, wenn du zuerst den Klingelzug dort drüben ziehen würdest. Was könnte schlimmstenfalls passieren? Deine Armbrust bleibt auf mich gerichtet. Es gibt da etwas, das du erfahren solltest.«
    Tantony bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick, trat jedoch einige Schritte zur Seite und zog den Klingelzug.
    Igor kam hinter einer Säule hervor. »Ja, Herr?«
    »Bitte sag diesem jungen Mann, wo er sich befindet.«
    »Er ift in Ankh-Morpork, Herr«, verkündete Igor ruhig.
    »Siehst du?«, meinte Mumm. »Und starr Igor nicht so an. Ich hab’s zunächst überhört, als er mich hier begrüßte, aber es stimmt. Dies ist eine
Botschaft,
mein Lieber«, fuhr er fort und setzte sich wieder in Bewegung. »Was bedeutet: Dieses Gebäude gehört offiziell zum Territorium meiner Heimat. Willkommen in Ankh-Morpork. Tausende von Überwald-Bürgern leben in unserer Stadt. Du möchtest doch keinen
Krieg
beginnen, oder?«
    »Aber… aber… sie sagten… meine Befehle… Du bist ein Verbrecher!«
    »Ich bin höchstens
angeklagt,
Hauptmann. In Ankh-Morpork bringen wir niemanden um, nur weil er
angeklagt
ist. Zumindest nicht absichtlich. Und erst recht nicht, weil jemand entsprechende Anweisungen erteilt.«
    Mumm nahm die Armbrust aus

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