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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Und sosehr er es auch versucht: Er hat nie einen zynischen Gedanken.
    Ich bin fast sicher.
    »Lass uns gehen«, sagte Karotte. »Die Krönungszeremonie wird bald vorbei sein, und ich möchte nicht, dass sich Herr Mumm Sorgen macht.«
    »Karotte! Ich muss etwas wissen.«
    »Ja?«
    »
Das
könnte mit mir passieren. Hast du jemals darüber nachgedacht? Immerhin war er mein Bruder. Zwei Wesen gleichzeitig zu sein, und nie ganz eins… Bei uns gibt es keine innere Ausgeglichenheit.«
    »Gold und Schlamm kommen aus dem gleichen Schacht«, sagte Karotte.
    »Das ist nur eine Redensart der Zwerge!«
    »Aber sie trifft den Kern der Sache. Du bist nicht Wolfgang.«
    »Nun, wenn so etwas mit mir passieren würde… Wärst du bereit, Mumms Beispiel zu folgen? Karotte? Würdest du eine Waffe nehmen und mich verfolgen? Ich weiß, dass du nicht lügst. Ich muss es wissen.
Wärst
du dazu bereit?«
    Etwas Schnee rutschte von den Ästen. Die Wölfe beobachteten alles. Karotte sah kurz zum grauen Himmel empor und nickte dann.
    »Ja.«
    Angua seufzte. »Versprochen?«, fragte sie.
     
    Es verblüffte Mumm, wie schnell aus der Krönungszeremonie wieder Alltag wurde. Hornklänge tönten durch die große Höhle, die Menge geriet in Bewegung, und es formte sich eine Schlange vor dem König.
    »Man hat ihm nicht einmal genug Zeit gegeben, es sich gemütlich zu machen!«, sagte Lady Sybil, als sie zum Ausgang schritten.
    »Unsere Könige sind vor allem… Arbeitskönige«, meinte Grinsi, und Mumm glaubte, Stolz in ihrer Stimme zu hören. »Und jetzt nutzt der König die Gelegenheit, ihnen seine Gunst zu erweisen.«
    Ein Zwerg eilte zu Mumm und zog respektvoll an seinem Mantel.
    »Der König wünscht mit dir zu sprechen, Euer Exzellenz«, sagte er.
    »Die Warteschlange ist praktisch endlos!«
    »Trotzdem.« Der Zwerg hüstelte höflich. »Der König möchte dich
jetzt
sehen. Dich und deine Begleiter.«
    Er führte sie zum Beginn der Schlange. Mumm spürte, wie sich ihm viele Blicke in den Rücken bohrten.
    Der König entließ den aktuellen Bittsteller mit einem majestätischen Nicken, als man die Ankh-Morpork-Gruppe geschickt in die Schlange einfügte, direkt vor einem Zwerg, dessen Bart bis auf den Boden reichte.
    Der König musterte sie einige Sekunden, dann lieferte sein geistiger Aktenschrank die benötigte Karteikarte.
    »Ah, du bist es, so gut wie neu«, sagte er. »Nun, was hatte ich vor? Oh, jetzt fällt es mir wieder ein… Lady Sybil?«
    Sie machte einen Knicks.
    »Die Tradition verlangt, dass wir in einer solchen Situation Ringe schenken«, sagte der König. »Unter uns: Viele Zwerge halten das für… abgedroschen. Aber ich glaube, dass ein Ring in diesem Fall willkommen ist. Nimm ihn als ein Symbol für die Dinge, die uns in der Zukunft erwarten, Lady Sybil.«
    Er hob einen dünnen Silberring. Der offensichtliche Geiz verschlug Mumm den Atem, aber Sybil hätte selbst einen Korb mit toten Ratten würdevoll entgegengenommen.
    »Oh, wie wunder…«
    »Normalerweise geben wir Gold«, fuhr der König fort. »Es ist sehr beliebt, und man kann Lieder darüber singen. Aber dies hier hat… Seltenheitswert. Es ist das erste Silber, das in Überwald seit vielen hundert Jahren gewonnen wurde.«
    »Ich dachte, es sei verboten…«, begann Mumm.
    »Gestern habe ich angeordnet, die alten Silberminen wieder zu öffnen«, sagte der König freundlich. »Es schien mir ein günstiger Zeitpunkt zu sein. Bald können wir entsprechendes Erz verkaufen, und ich wäre sehr dankbar, wenn Lady Sybil darauf verzichten würde, an Verhandlungen über den Preis teilzunehmen – ich fürchte, sie könnte unseren Bankrott herbeiführen«, fügte der König hinzu. »Wie ich sehe, beehrt uns Fräulein Kleinpo heute nicht mit modischen Extravaganzen.«
    Grinsi starrte wortlos.
    »Du trägst kein Kleid«, erklärte der König.
    »Nein, Majestät.«
    »Allerdings bemerke ich Anzeichen der zurückhaltenden Verwendung von Wimperntusche und Lidschatten.«
    »Ja, Majestät«, quiekte Grinsi und erweckte den Eindruck, allein durch den Schock sterben zu können.
    »Das ist nett. Bitte vergiss nicht, mir die Namen und Adresse deiner Schneiderin mitzuteilen«, fuhr der König fort. »Es könnte bald Arbeit für sie geben. Ich habe lange und gründlich nachgedacht…«
    Mumm blinzelte. Grinsi war erblasst. Hatte sonst jemand die letzten Worte vernommen? Hatte er selbst richtig gehört?
    Sybil gab ihm einen Stoß in die Rippen. »Dein Mund steht offen, Sam«, flüsterte

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