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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie.
    Er
hatte
also richtig gehört…
    Erneut erklang die Stimme des Königs. »… und ein Beutel mit Gold ist in jedem Fall akzeptabel.«
    Grinsi starrte noch immer.
    Mumm schüttelte sie vorsichtig an der Schulter.
    »D-danke, Majestät.«
    Der König streckte die Hand aus. Mumm rüttelte Grinsi noch einmal, daraufhin hob sie ebenfalls wie hypnotisiert die Hand. Der König ergriff sie.
    Schockiertes Flüstern breitete sich hinter Mumm aus. Der König hatte die Hand eines Zwerges geschüttelt, der sich ganz offen als
Frau
zu erkennen gab…
    »Und damit bleibt noch… Detritus«, sagte der König. »Ich weiß nicht recht, was ein Zwerg einem Troll geben könnte – vielleicht das, was auch ein Zwerg von mir bekommen würde. Du erhältst also einen Beutel Gold. Hoffentlich kannst du etwas damit anfangen. Und…«
    Er stand auf und streckte die Hand aus.
    In den fernen Regionen von Überwald kämpften Zwerge und Trolle noch immer gegeneinander. In den übrigen Gebieten herrschte jene Art von Frieden, die sich ergibt, wenn beide Seiten mit Aufrüsten beschäftigt sind.
    Das Flüstern verstummte. Stille dehnte sich aus, bis in alle Winkel der riesigen Höhle.
    Detritus blinzelte. Dann griff er ganz vorsichtig nach der Hand und versuchte, sie nicht zu zerquetschen.
    Das Flüstern erhob sich erneut. Und diesmal, so wusste Mumm, würde es sich viele Meilen weit fortsetzen.
    Indem er zwei Hände schüttelte, bewirkte dieser alte Zwerg mit dem weißen Bart mehr, als ein Dutzend gut geplanter Verschwörungen jemals erreichen konnten. Kleine Wellen gingen von dieser Höhle aus, breiteten sich in ganz Überwald aus und schwollen dabei immer mehr an, bis sie schließlich zu einer regelrechten Flut wurden. Dreißig Männer und ein Hund waren nichts dagegen.
    »Hmmm?«
    »Ich habe gefragt, was ein König einem Mumm geben könnte«, sagte der König.
    »Äh, nichts, glaube ich«, erwiderte Mumm geistesabwesend. Zwei geschüttelte Hände! In aller Ruhe, begleitet von einem sanften Lächeln, hatte der König die alten Bräuche der Zwerge auf den Kopf gestellt – so sanft, dass man noch jahrelang darüber reden würde…
    »Sam!«, schnappte Sybil.
    »Nun, dann möchte ich dir etwas für deine Nachkommen geben«, sagte der König weiterhin völlig gelassen. Man brachte ihm eine lange, flache Schachtel. Als er sie öffnete, kam eine Zwergenaxt zum Vorschein – neues Metall glänzte auf schwarzem Samt.
    »Im Lauf der Zeit wird dies zur Axt eines Großvaters«, sagte der König. »Wenn genügend Jahre verstrichen sind, braucht sie sicher einen neuen Stiel und eine neue Klinge. Nach einigen Jahrhunderten verändert sich vielleicht die Form, um neuen ästhetischen Vorstellungen zu genügen. Trotzdem bleibt sie in jeder Hinsicht und in jedem einzelnen Detail die Axt, die ich dir heute gebe. Und weil sie sich im Laufe der Zeit ändern wird, bleibt die Klinge immer scharf. Ein Körnchen Wahrheit steckt in ihr. Freut mich sehr, dich kennen gelernt zu haben. Ich wünsche dir eine angenehme Heimreise, Euer Exzellenz.«
     
    Sie schwiegen in der Kutsche, die sie zur Botschaft zurückbrachte. Schließlich sagte Grinsi: »Der König meinte…«
    »Ich hab’s gehört«, brummte Mumm.
    »Aber genauso gut hätte er sagen können, er…«
    »Die Dinge werden sich ändern«, warf Sybil ein. »Darauf wollte der König hinaus.«
    »Ich nie zuvor geschüttelt habe einem König die Hand«, ließ sich Detritus vernehmen. »Und auch keinem Zwerg.«
    »Einmal hast du mir die Hand geschüttelt«, gab Grinsi zu bedenken.
    »Wächter nicht zählen«, sagte Detritus. »Wächter sind
Wächter

    »Ich frage mich, ob sich alles ändern wird«, sagte Lady Sybil.
    Mumm sah aus dem Fenster. Bestimmt fühlten sich die Leute gut, dachte er. Aber Trolle und Zwerge kämpften seit Jahrhunderten gegeneinander. Um einen Schlussstrich unter eine solche Sache zu ziehen, brauchte es mehr als nur einen Händedruck, dessen Bedeutung rein symbolisch war.
    Andererseits… Helden, Schurken oder gar Polizisten konnten die Entwicklung der Welt nicht in eine neue Richtung lenken, aber vielleicht schafften Symbole so etwas. Mumm wusste, dass es kaum einen Sinn hatte, sich an den großen Dingen zu versuchen, zum Beispiel Weltfrieden und Glück für alle. Aber möglicherweise ließ sich eine wesentlich kleinere gute Tat vollbringen, durch die die Welt ein klein wenig besser wurde.
    Zum Beispiel jemanden erschießen.
    »Ich habe ganz vergessen, dir zu sagen, dass du gestern sehr nett

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