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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Höchstens drei.
    Die Schuldgefühle reichten nicht einmal aus, um Gewissensbisse hervorzurufen. Derzeit sah er eine Zukunft, und damit hatte er mehr als jemals zuvor.
    Mumm verriegelte die Tür und kehrte ins Bett zurück.
     
    An einem klaren Tag konnte man von einem geeigneten Ort in den Spitzhornbergen aus weit über die Ebene sehen.
    Die Zwerge hatten Bergflüsse umgeleitet und ein System aus Schleusen geschaffen, das vom Grasland der Ebene eine Meile weit emporführte und für dessen Benutzung sie sich gut bezahlen ließen. Ständig fuhren Kähne nach oben oder nach unten, wo sie den Fluss Smarl erreichten, der die Verbindung zu den Städten der Ebene bildete. Sie transportierten Kohle, Eisenerz, feuerfesten Ton, Schweinesirup 22 und Fett, die langweiligen Ingredienzen der Zivilisation.
    In der klaren, dünnen Luft dauerte es Tage, bis die Kähne außer Sicht waren. An einem besonders guten Tag konnte man den nächsten Mittwoch sehen.
    Während der Kapitän eines Kahns darauf wartete, dass sich die oberste Schleuse öffnete, trat er an die Reling, um die Teekanne auszuschütten. Am schneebedeckten Ufer bemerkte er einen kleinen Hund, der sich aufrichtete und hoffnungsvoll bellte.
    Er drehte sich um und wollte in die Kajüte zurückkehren, als er dachte: Was für ein liebes kleines Hündchen.
    Es war ein so klarer Gedanke, dass er fast glaubte, ihn gehört zu haben. Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen – niemand war in der Nähe. Und Hunde konnten natürlich nicht sprechen.
    Er hörte sich denken: »Dieses liebe Hündchen könnte dabei helfen, Ratten von der Fracht fern zu halten.«
    Es mussten seine Gedanken sein, fand der Kapitän. Es hielt sich niemand in der Nähe auf, und jeder wusste, dass Hunde nicht sprechen konnten.
    »Aber Ratten fressen keine Kohle, oder?«, fragte er laut.
    Und er dachte sonnenklar: »Ah, nun, aber man kann nie wissen, ob sie nicht doch auf den Geschmack kommen. Außerdem ist es ein so lieber kleiner Hund, und tagelang hat er sich durch den tiefen Schnee gequält, was offenbar niemanden schert.«
    Der Kapitän gab auf. Man kann sich nur für eine gewisse Zeit selbst widersprechen.
     
    Nobby Nobbs hatte sich einen Unterstand an der Mauer des Wachhauses gebaut und wärmte sich verdrießlich die Hände, als ein Schatten auf ihn fiel.
    »Was machst du hier, Nobby?«, fragte Karotte.
    »Was? Hauptmann?«
    »Niemand steht am Tor. Niemand ist auf Streife. Habt ihr meine Nachricht nicht bekommen? Was geht hier vor?«
    Nobby befeuchtete sich die Lippen. »Nun…«, begann er vorsichtig, »derzeit gibt es keine Wache, zumindest nicht
per se
.« Er schnitt eine Grimasse und sah Angua hinter Karotte. »Äh, ist Herr Mumm bei euch?«
    »Was geht
hier vor
, Nobby?«
    »Nun, weißt du…
Fred
hat… Und dann wurde er… Und dann wollte er plötzlich… Und dann haben wir… Und dann wollte er nicht herauskommen… Und dann haben wir… Und dann vernagelte er die Tür… Und Frau Fred kam und schrie ihn durch den Briefschlitz an… Und die meisten Wächter sind fortgegangen und haben sich andere Arbeit gesucht… Und jetzt gibt es nur noch mich und Dorfl und Reg und Waschtopf, und wir wechseln uns hier ab, und wir schieben ihm was zu essen durch den Briefschlitz… und das ist es, im Großen und Ganzen…«
    »Würdest du das bitte wiederholen und dabei die Lücken füllen?«, fragte Karotte.
    Diesmal dauerte Nobbys Vortrag erheblich länger. Noch immer blieben einige Lücken offen, und Karotte sorgte dafür, dass sie mit Informationen zugestopft wurden.
    »Ich verstehe«, sagte er schließlich.
    »Herr Mumm dreht bestimmt durch«, kam es kummervoll von Nobbys Lippen.
    »Wegen Herrn Mumm würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen«, sagte Angua. »Zumindest nicht jetzt.«
    Karotte sah zur Eingangstür, die aus massivem Eichenholz bestand. Die Fenster waren vergittert.
    »Geh und hol den Obergefreiten Dorfl, Nobby«, sagte er.
    Zehn Minuten später hatte das Wachhaus einen neuen Eingang. Karotte trat über die Trümmer hinweg und ging nach oben.
    Fred Colon saß zusammengekauert hinterm Schreibtisch und starrte auf einen Zuckerwürfel.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte Angua. »Seine geistige Verfassung könnte recht delikater Natur sein.«
    »Das ist sehr wahrscheinlich«, sagte Karotte. Er beugte sich vor und hauchte: »Fred?«
    »Mm?«, murmelte Colon.
    »Auf die Beine, Feldwebel! Tu ich dir weh? Eigentlich sollte das der Fall sein, denn ich stehe auf deinem Bart! Du hast fünf

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