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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ein, Euer Exzellenz«, sagte Leonard.
    »Eine ungewöhnliche Nachricht?«
    »Sie war nicht verschlüsselt.«
    »
Überhaupt
nicht? Ich dachte, alle verwenden Codes.«
    »Oh, die Namen von Absender und Empfänger sind codiert, aber die eigentliche Nachricht nicht. Es wurden Informationen über Kommandeur Mumm angefordert, von dem du oft gesprochen hast.«
    Lord Vetinari schwieg.
    »Auch die Antwort war nicht codiert. Sie enthielt eine gewisse Menge an… Klatsch.«
    »Informationen über Mumm? Gestern
Morgen
? Bevor ich…«
    »Euer Exzellenz?«
    »Die Nachricht aus Überwald…«, sagte der Patrizier. »Gibt es überhaupt keinen Hinweis auf den Absender?«
    Manchmal, wie ein seltener Sonnenstrahl durch dichte Wolken, konnte Leonard sehr aufmerksam sein. »Du glaubst, den Absender zu kennen, Euer Exzellenz?«
    »Oh, als junger Mann verbrachte ich etwas Zeit in Überwald«, sagte der Patrizier. »Damals brachen viele junge Leute aus Ankh-Morpork auf, um den so genannten ›Pfad des Großen Spotts‹ zu beschreiten: Sie wollten weit entfernte Länder und Städte besuchen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie unterentwickelt alle waren. Darauf schien es hinauszulaufen. O ja. Ich bin in Überwald gewesen.«
    Es geschah nicht oft, dass Leonard von Quirm wahrnahm, wie sich andere Personen verhielten, doch diesmal sah er genau hin und bemerkte den in die Ferne reichenden Blick des Patriziers.
    »Hast du liebevolle Erinnerungen, Euer Exzellenz?«
    »Hmm? Oh, sie war eine sehr…
ungewöhnliche
Frau, und leider
ä
l
ter
als ich«, sagte Vetinari. »
Viel
älter, offen gestanden. Nun, es liegt lange zurück. Das Leben lehrt uns seine kleinen Lektionen, und wir setzen unseren Weg fort.« Sein Blick glitt erneut in die Ferne. »Tja…«
    »Und zweifellos ist die Dame inzwischen tot«, sagte Leonard. Mit dieser Art von Konversation kam er nicht besonders gut zurecht.
    »Oh, das bezweifle ich sehr«, entgegnete Vetinari. »Ich bin ganz sicher, dass es ihr blendend geht.« Er lächelte. Die Welt wurde…
interessanter.
»Sag mir, Leonard… Hast du jemals daran gedacht, dass Kriege irgendwann unter Einsatz von Gehirnen geführt werden?«
    Leonard griff nach der Kaffeetasse. »Meine Güte. Das gibt bestimmt ein klebriges und glitschiges Durcheinander.«
    Vetinari seufzte erneut. »Vielleicht ist das Durcheinander nicht annähernd so groß wie bei der anderen Sorte von Krieg«, sagte er und probierte den Kaffee. Er schmeckte ziemlich gut.
     
    Die herzogliche Kutsche passierte die letzten Gebäude und rollte dann durch die weite Sto-Ebene. Grinsi und Detritus hatten voller Takt beschlossen, den Morgen auf dem Dach der Kutsche zu verbringen, und so waren Herzog und Herzogin im Innern allein. Inigo Schaumlöffel übte eine von Unbehagen geprägte Art der Klassensolidarität und leistete den Bediensteten in der anderen Kutsche Gesellschaft.
    »Angua scheint untergetaucht zu sein«, sagte Mumm und blickte über endlose Kohlfelder hinweg.
    »Armes Mädchen«, erwiderte Sybil. »Eigentlich ist die Stadt nicht der richtige Ort für sie.«
    »Nun, Karotte ließe sich durch nichts bewegen, sie zu verlassen«, sagte Mumm. »Und ich schätze, genau da liegt das Problem.«
    »Es ist ein Teil des Problems«, betonte Sybil.
    Mumm nickte. Der andere Teil, über den niemand sprach, betraf Kinder.
    Manchmal glaubte Mumm fast, dass alle Karotte als wahren Erben des seit langer Zeit leeren Throns der Stadt erkannten. Allerdings wollte er kein König sein, sondern Polizist, und niemand erhob Einwände dagegen. Doch das Königsamt war wie ein Klavier: Selbst wenn man es unter einem Tuch verbarg, zeichnete sich die Form trotzdem ganz deutlich ab.
    Mumm wusste nicht, wie das Ergebnis aussehen würde, wenn ein Mensch und eine Werwölfin Kinder bekamen. Vielleicht mussten sich die betreffenden Personen bei Vollmond zweimal am Tag rasieren und fühlten sich gelegentlich versucht, Karren hinterherzulaufen. Und wenn man bedachte, wie einige Herrscher der Stadt sich aufgeführt hatten, brauchte man einen bekannten Werwolf als Regenten sicher nicht zu fürchten. Das eigentliche Problem waren die Mistkerle, die immerzu wie Menschen aussahen. Doch das war Mumms persönliche Ansicht. Andere Leute vertraten andere Meinungen. Kein Wunder, dass Angua fortgegangen war, um über manches nachzudenken.
    Er merkte plötzlich, dass er aus dem Fenster starrte, ohne etwas zu sehen.
    Um sich abzulenken, öffnete er das Bündel Papiere, das Inigo Schaumlöffel ihm gegeben hatte,

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