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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Einst wäre so ein Kommunikationssystem benutzt worden, um über Truppenbewegungen und den Tod von Königen zu berichten. Sicher, über solche Dinge wollte man Bescheid wissen, aber nicht jeden Tag. Dafür gab es andere Dinge, die man jeden Tag in Erfahrung bringen wollte:
Welchen Preis kann man heute in Ankh-Morpork für Vieh erzielen?
Wenn er zu niedrig war, konnte es besser sein, die Tiere nach Quirm zu treiben. Tägliche Bedeutung hatten kleine Dinge wie
Hat mein Schiff den Bestimmung
s
ort sicher erreicht?
Deshalb scheute die Gilde keine Mühen, eine Nachrichtenverbindung über die Berge voranzutreiben, bis zum viertausend Meilen entfernten Gennua. Ein Schiff brauchte viele Monate, um Kap Schrecken zu umfahren. Wie viel würde ein Händler zahlen, um innerhalb eines Tages von der Ankunft zu erfahren und Antwort auf die Fragen zu erhalten, wie viel die Fracht wert war, ob sie sich ohne weiteres verkaufen ließ und welche Waren besonders gefragt waren.
    O ja, die Gilde scheffelte Geld.
    Und wie jeder neue Fimmel in der großen Stadt hatte sich die Sache einem Fieber gleich ausgebreitet. Jeder, der einen Turm bauen, ein paar Wasserspeier zusammenbringen und gebrauchte Windmühlenteile auftreiben konnte, schien in das Geschäft einsteigen zu wollen. Wenn man heutzutage ein Restaurant besuchte, konnte man immer wieder beobachten, wie jemand aufstand, nach draußen ging und zum nächsten Nachrichtenturm sah, um festzustellen, ob eine Mitteilung für ihn eingetroffen war. Andere Leute wählten den Weg der direkten Kommunikation und schickten Freunden auf der anderen Seite eines überfüllten Saals Nachrichten, was bei in der Nähe stehenden Personen zu Quetschungen führte…
    Mumm schüttelte den Kopf.
Das
waren Nachrichten ohne Inhalt: Telepathie ohne Gehirn.
    Doch die vergangene Woche hatte ein gutes Beispiel für die Vorteile der neuen Technik geboten. Als Weiß-nicht Jack das Silber in Sto Lat klaute und dann fortritt, um in den Schatten von Ankh-Morpork unterzutauchen. Der in Ankh-Morpork ausgebildete Feldwebel Rand von der Wache in Sto Lat hatte sofort eine semaphorische Nachricht geschickt, die Mumm eine gute Stunde bevor Weiß-nicht Jack eintraf, erreichte. Dadurch wurde es möglich, dass ihn Feldwebel Detritus am Stadttor in Empfang nahm. Rechtlich gesehen war die Sache nicht ganz klar, da Jack das Verbrechen nicht in Ankh-Morpork verübt hatte und bei der Nachrichtenübermittlung wohl kaum von einer »Verfolgungsjagd« die Rede sein konnte. Doch freundlicherweise löste Weiß-nicht Jack dieses Problem, indem er versuchte, dem Troll einen Fausthieb zu verpassen. Das Resultat war die Verhaftung wegen versuchter Körperverletzung und eine gebrochene Hand…
    Lady Sybil schnarchte leise. Eine Ehe besteht immer aus zwei Personen, die beide schwören würden, dass nur der
andere
schnarcht.
    Inigo Schaumlöffel hockte in einer Ecke und las ein Buch. Mumm beobachtete ihn gelegentlich.
    »Ich schnappe oben ein wenig frische Luft«, sagte er schließlich und öffnete die Tür. Das Klappern der Räder füllte die kleine, heiße Kabine, und Staub wehte herein.
    »Euer Gnaden…«, begann Inigo und erhob sich.
    Mumm, der draußen bereits emporkletterte, sah noch einmal ins Innere der Kutsche. »Mit einer solchen Einstellung gewinnst du keine Freunde«, sagte er und trat die Tür zu.
    Grinsi und Detritus hatten es sich auf dem Dach gemütlich gemacht. Dort war es weitaus weniger stickig, und sie hatten einen Ausblick, falls man Gemüse für ein interessantes Panorama hielt.
    Mumm nahm zwischen zwei Bündeln Platz und beugte sich zu Grinsi vor.
    »Du kennst dich doch mit den Nachrichten aus, nicht wahr?«, fragte er.
    »Nun, ein bisschen…«
    »Gut.« Mumm reichte ihr einen Zettel. »Bestimmt gibt es einen Nachrichtenturm in der Nähe des Ortes, wo wir heute Abend anhalten. Verschlüssel dies und schick es der Wache. Es müsste innerhalb einer Stunde klar sein, wenn man die richtigen Leute fragt. Sie sollen es bei der Waschechten Topsy versuchen; sie kümmert sich dort um die Wäsche. Oder bei Gilbert Gilbert – er scheint immer genau zu wissen, was vor sich geht.«
    Grinsi las die Mitteilung und richtete dann einen erstaunten Blick auf Mumm.
    »Bist du
sicher,
Herr?«, fragte sie.
    »Vielleicht. Vergiss nicht, die
Beschreibung
zu schicken. Namen bedeuten nicht viel.«
    »Darf ich fragen, wieso du glaubst…«
    »So wie er geht. Und er fing die Orange nicht auf«, sagte Mumm. »Mhm. Mhm.«
     
    Obergefreiter Besuch

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