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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weitaus besser und winkte mit einer Hand, während er die andere in einer unmissverständlichen Geste ans Ohr hielt.
    Sie hörten ein leises Klicken, als sich die Tür wieder öffnete.
    »Ich glaube, es wird wirklich Zeit, dass sich hier gewisse Dinge ändern«, sagte Obergefreiter Ping.
    »Wie der Prophet Ossory meinte: Besser ein Ochse auf dem Töpferplatz von Herscheba als eine Sandale in den Weinpressen von Gasch«, sagte Obergefreiter Besuch.
    »Ja, davon habe ich gehört«, meinte Nobby. »Nun, ich koche ihm jetzt Tee. Nach einer Tasse Tee fühlt sich jeder besser.«
    Einige Minuten später hörten die Obergefreiten Colons laute Stimme selbst durch die geschlossene Tür.
    »Was ist mit diesem Becher nicht in Ordnung, Korporal?«
    »Nichts, Feldw… Hauptmann. Es ist dein Becher. Du hast immer aus ihm getrunken.«
    »Ja, aber es ist der Becher eines
Feldwebels,
Korporal. Woraus trinken Offiziere?«
    »Nun, Karotte und Mumm haben ihre eigenen Becher…«
    »Nun, es mag ihre
Entscheidung
sein, aus Bechern zu trinken, Korporal, aber in den Vorschriften der Wache heißt es, dass Offizieren eine Tasse samt Untertasse zusteht. So steht es in der Verordnung 301, Abschnitt C. Hast du verstanden?«
    »Ich weiß gar nicht, ob wir…«
    »Aber du weißt, wo sich die Portokasse befindet, oder? Meistens bist du die einzige Person, die darüber informiert ist. Wegtreten, Korporal.«
    Nobby kam blass die Treppe hinunter, in der einen Hand den Behälter des Anstoßes.
    Die Tür öffnete sich erneut.
    »Und niemand von euch spuckt hinein!«, rief Colon. »Den Trick kenne ich! Und der Tee wird mit einem
Löffel
umgerührt, klar?
Den
Trick kenne ich auch.« Die Tür knallte zu.
    Obergefreiter Besuch nahm den Becher aus Nobbys zitternder Hand und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Der Troll Kreidig bietet recht preisgünstiges Geschirr zweiter Wahl an, soweit ich weiß…«, begann er.
    Die Tür öffnete sich. »Und aus richtigem Porzellan soll die Tasse sein!«
    Die Tür knallte zu.
    »Hat jemand in letzter Zeit die Portokasse gesehen?«, fragte Obergefreiter Ping.
    Nobby griff kummervoll in die Tasche, holte einige Ankh-Morpork-Dollar hervor und reichte sie Besuch.
    »Geh besser zu dem feinen Laden in der Königsstraße«, sagte er. »Besorg eine der Tassen, die so dünn sind, dass man hindurchsehen kann. Und auch eine Untertasse. Mit Gold am Rand.« Er sah die anderen Obergefreiten an. »Worauf wartet ihr noch?
Hier drin
könnt ihr wohl kaum irgendwelche Verbrecher fassen!«
    »Wir wär’s mit dem Dieb der Portokasse, Nobby?«, fragte Ping.
    »Werd bloß nicht frech, Ping! Nach draußen mit dir! Und das gilt auch für die anderen!«
     
    Tage zogen dahin. Besser gesagt: Sie klapperten vorbei. Es war eine recht komfortable Kutsche, soweit man bei Kutschen überhaupt von Komfort sprechen konnte, aber die Straße hatte viele Schlaglöcher, weshalb die Kutsche oft hin und her schaukelte wie eine Wiege. Zu Anfang wirkte diese Bewegung recht angenehm, doch nach einem Tag verlor sie an Reiz, so wie die Landschaft.
    Mumm blickte bedrückt aus dem Fenster.
    Am Horizont war ein weiterer Nachrichtenturm zu sehen. Sie wurden neben der Straße errichtet, obwohl das nicht die direkte Route war. Nur ein Narr würde sie irgendwo in der Wildnis bauen. Manchmal musste man sich daran erinnern, dass es nur wenige hundert Meilen von Ankh-Morpork entfernt nach wie vor Trolle gab, die erst noch lernen mussten, dass Menschen nicht gut schmeckten. Außerdem lagen die meisten Siedlungen unweit der Straße.
    Bestimmt verdiente die neue Gilde Geld wie Heu. Trotz der noch immer recht großen Entfernung sah Mumm das Gerüst – Arbeiter waren fieberhaft damit beschäftigt, den Turm mit weiteren Klappen und Flügeln auszustatten. Der nächste Sturm machte sicher Kleinholz daraus, aber bis dahin hatten die Eigentümer vermutlich genug Geld gescheffelt, um fünf neue zu bauen. Oder fünfzig.
    Es geschah alles so schnell. Wer hätte das gedacht? Die einzelnen Komponenten existierten seit Jahren. Die Informationsübermittlung mit Hilfe von optischen Signalen war alles anderes als neu. Schon vor hundert Jahren hatte die Wache einige Türme benutzt, um Mitteilungen an Polizisten im Einsatz weiterzuleiten. Und Wasserspeier hatten den ganzen Tag über nichts anderes zu tun, als dazusitzen und Dinge zu beobachten. Außerdem waren sie meistens zu einfallslos, um Fehler zu machen.
    Der Unterschied war, dass die Leute über Nachrichten heute anders dachten als damals.

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