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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie erschreckt hast, Herr«, sagte Detritus loyal.
    Mumm gab ihm die Armbrust vorsichtig zurück und versuchte den Eindruck zu erwecken, als wäre das alles geplant gewesen.
    Er hatte einen Geheimgang erwartet, doch stattdessen sah er ein kleines Arbeitszimmer. In Regalen standen Gläser mit Aufschriften wie »Neue Talgader, Bereich 21« und »Fett vom Typ A, im Großen Loch«. Daneben lagen Gesteinsproben mit Pappschildchen, deren Aufschrift zum Beispiel »Ebene 3, Schacht 9, Doppelhack-Mine« lautete.
    Mehrere Schubladen enthielten Schminke und eine Auswahl an Schnurrbärten.
    Mumm griff sprachlos nach einem Notizbuch und öffnete es. Auf den ersten Seiten erkannte er eine mit Bleistift gezeichnete Karte von Bums; rote Linien führten hindurch.
    »Meine Güte, seht euch das an«, hauchte er und blätterte. »Karten. Zeichnungen. Über mehrere Seiten werden Fettvorkommen bewertet. Hier steht: ›Die neuen Talgvorkommen erschienen zunächst sehr viel versprechend, weisen jedoch hohe Anteile an PKB auf und werden bald erschöpft sein.‹ Und
hier
steht: ›Im Chaos nach dem Verschwinden der Steinsemmel ist ganz offensichtlich ein Werwolfputsch geplant… K. meldet, dass viele jüngere Werwölfe W unterstützen, der die Spielregeln verändert hat…‹ Dies alles ist…
Spionage.
Ich habe mich immer gefragt, warum Vetinari so gut Bescheid weiß.«
    »Glaubst du vielleicht, er hat sein Wissen aus Träumen, Schatz?«
    »Aber hier wimmelt’s von Details! Hinweise auf Personen, jede Menge Zahlen über Schürfmengen, politische Gerüchte… Ich wusste gar nicht, dass wir solche Mittel einsetzen!«
    »Du greifst ständig auf die Hilfe von Spionen zurück, mein Lieber«, sagte Sybil.
    »Nein, nie!«
    »Und was ist mit Leuten wie dem Stinkenden Alten Ron, Nirgends José und dem Gebeugten Michael?«
    »Von
Spionage
kann da überhaupt keine Rede sein! Das ist nur Informationsgewinnung. Wir könnten unserer Aufgabe nicht gerecht werden, wenn wir nicht wüssten, was auf der Straße passiert!«
    »Nun, vielleicht denkt Havelock in Begriffen einer… größeren Straße.«
    »Hier gibt es noch viel mehr von diesem Mist. Sieh nur. Skizzen, weitere Erzproben… Meine Güte, was ist das denn?«
    Mumm meinte ein längliches Objekt, etwa so groß wie ein Päckchen Zigaretten. Ein Ende war mit einem runden Glas versehen, und zwei Hebel ragten aus der Seite.
    Mumm zog einen der Hebel. Eine winzige Luke öffnete sich, und der kleinste Kopf, den er jemals sprechen gehört hatte, fragte: »Ja?«
    »Ich das kenne!«, sagte Detritus. »Das ist ein Nanokobold! Kosten über hundert Dollar pro Stück! Sind wirklich
klein

    »Seit vierzehn Tagen hat mich niemand gefüttert, verdammt!«, quiekte der Kobold.
    »Ein Ikonograph, der klein genug ist, um in eine
Tasche
zu passen«, sagte Mumm. »Ein Instrument für die Spionage, ebenso schlimm wie Inigos Ein-Schuss-Armbrust. Und seht nur…«
    Eine Treppe führte in die Tiefe. Mumm trat vorsichtig über die Stufen und öffnete unten eine kleine Tür.
    Feuchte Hitze schlug ihm entgegen.
    »Bitte reich mir eine Kerze, Schatz«, sagte er. In ihrem Licht sah er einen langen, nassen Tunnel. Verkrustete Rohre reichten über die gegenüberliegende Wand, und Dampf entwich an allen Verbindungsstellen.
    »Eine Möglichkeit, zu kommen und zu gehen, ohne von jemandem bemerkt zu werden«, sagte Mumm. »Wie schmutzig die Welt ist, in der wir leben…«
     
    Eine dichte Wolkendecke hatte sich gebildet, und der Wind trieb dichte Schneeflocken um den Turm, als Inigo den roten Mörser auf der Plattform unter den großen Signalarmen positionierte.
    Er zündete einige Streichhölzer an, aber der Wind blies sie aus, bevor er schützend die Hand um die kleine Flamme wölben konnte.
    »Verdammt. Mhm, mmm.«
    Er glitt die Leiter hinunter und kehrte ins warme Innere des Turms zurück. Ich sollte die Nacht besser hier verbringen, dachte er, während er in Schubladen kramte. Die Nacht hielt kaum Schrecken für ihn bereit, aber das derzeitige Unwetter brachte viel Schnee, und dadurch konnten die Straßen schon bald gefährlich werden.
    Schließlich hatte er eine Idee, öffnete die Klappe des Ofens und holte mit der Zange einen schwelenden Scheit hervor.
    Flammen züngelten, als das Holz oben auf dem Turm vom Wind erfasst wurde. Inigo hielt den brennenden Scheit an die Lunte des Mörsers.
    Das Ding ging mit einem »Phut« los, das sich im Heulen des Winds verlor. Die eigentliche Leuchtrakete raste empor, blieb jedoch im

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