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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Meeres in einer Muschelschale.
    Schließlich blieben sie am Rand eines Kanals stehen, dessen Wasser in der Finsternis gluckerte. Ein kleines Boot war dort festgebunden und wurde von einem Zwerg bewacht. Dee bedeutete ihnen, an Bord zu gehen.
    »Es ist wichtig, dass du verstehst, was du siehst, Euer Gnaden«, sagte Dee.
    »Praktisch nichts«, erwiderte Mumm. »Und
ich
dachte, dass ich nachts gut sehen könnte.«
    Es klirrte in der Dunkelheit, und dann wurde eine Lampe angezündet. Mit einem langen Stab steuerte der Zwerg das Boot unter einem Bogen hindurch auf einen kleinen See. Abgesehen vom Tunnelzugang, ragten die Felswände steil empor.
    »Sind wir hier am Grund eines Schachtes?«, fragte Mumm.
    »Das ist eine ziemlich gute Beschreibung.« Dee griff unter seinen Sitz, holte ein gewölbtes Horn hervor und blies hinein. Ein einzelner Ton hallte von den Wänden wider.
    Nach einigen Sekunden ertönte weit oben ein anderer Ton. Dann vernahm Mumm ein Rasseln, das von alten Ketten zu stammen schien.
    »Dies ist kein besonders großer Lift, verglichen mit einigen anderen in den Bergen«, sagte Dee, als eine Eisenplatte den Zugang verschloss. »Einer dort ist eine halbe Meile hoch und kann mehrere Kähne heben.«
    Wasser brodelte neben dem Boot. Mumm sah, wie die Wände sanken.
    »Dies ist der
einzige
Weg zur Steinsemmel«, sagte Dee hinter ihm.
    Das Boot tanzte nun auf dem schäumenden Wasser, und die Wände verwandelten sich in Schemen.
    »Wasser wird in Reservoirs im Bereich des Gipfels geleitet. Anschließend muss man nur Schleusen öffnen oder schließen, verstehst du?«
    »Ja«,
murmelte Mumm. Er erlebte Schwindel und Seekrankheit in einem grünen Paket.
    Die Wände wurden langsamer, und das Boot zitterte nicht mehr. Das Wasser hob sie sanft über den Rand des Schachtes in einen kleinen Kanal mit einer Anlegestelle.
    »Gibt es dort unten Wächter?«, brachte Mumm hervor und trat auf herrlich festen Stein.
    »Normalerweise vier«, antwortete Dee. »Heute Nacht gibt es auf meine Initiative hin gewisse… Abweichungen. Ich muss darauf hinweisen, dass ich diese Sache
strikt ablehne

    Mumm blickte sich in der neuen Höhle um. Zwei Zwerge standen auf einem kleinen Felsvorsprung über etwas, das nach einem ruhigen kleinen Teich aussah. Sie schienen die Maschinerie zu bedienen.
    »Können wir den Weg fortsetzen?«, fragte Dee.
    Ein Gang zweigte von der Höhle ab und wurde rasch schmaler. Mumm musste nicht nur den Kopf einziehen, sondern sich tief bücken. An einer Stelle klapperten Metallplatten unter seinen Stiefeln, und er spürte, wie sie sich unter ihm bewegten. Anschließend konnte er fast wieder aufrecht stehen. Sie passierten einen weiteren Bogen, und dann…
    Entweder hatten die Zwerge beim Graben eine Geode gefunden oder diese kleine Höhle sehr sorgfältig mit Quarzkristallen ausgestattet, bis sich überall das Licht der beiden Kerzen widerspiegelte, die auf Säulen in der Mitte des sandigen Bodens standen. Nach der Dunkelheit in den Tunneln fühlte sich selbst Mumm geblendet.
    »Sieh nur, wo sich die Steinsemmel befinden sollte«, sagte Dee.
    Auf einem runden, flachen und etwa zehn Zentimeter hohen Stein zwischen den Kerzen lag ganz offensichtlich nichts.
    Dahinter plätscherte Wasser in einem natürlichen Becken. Es bildete zwei Bäche, die um den flachen Stein herumflossen und in einem anderen Kanal verschwanden.
    »Na schön«, sagte Mumm. »Erzähl mir alles.«
    »Das Verschwinden der Semmel wurde vor drei Tagen gemeldet«, erwiderte Dee. »Sie lag nicht mehr auf dem Stein, als Dösig Langfinger neue Kerzen brachte.«
    »Seine Aufgabe besteht worin?«
    »Er ist Hauptmann der Kerzen.«
    »Ah.«
    »Ein sehr verantwortungsvoller Posten.«
    »Ich habe die Kronleuchter gesehen. Und wie oft brachte er neue Kerzen?«
    »Er kam jeden Tag hierher.«
    »Kam?«
    »Er wurde seines Postens enthoben.«
    »Weil er der Hauptverdächtige ist?«, fragte Mumm.
    »Weil er nicht mehr lebt.«
    »Und wie kam er ums Leben?«, fragte Mumm langsam.
    »Er… beging Selbstmord. Da sind wir sicher, weil wir die Tür seiner Höhle aufbrechen mussten. Sechzig Jahre lang war er Hauptmann der Kerzen. Vermutlich konnte er den Gedanken nicht ertragen, dass man ihn verdächtigen würde.«
    »Für mich kommt er tatsächlich als Verdächtiger in Frage.«
    »Er hat die Steinsemmel nicht gestohlen. Das wissen wir.«
    »Aber die weite Kleidung, die ihr tragt… Darunter könnte man praktisch alles verstecken. Wurde Dösig

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