Der Fünfte Elefant
erklären?«, fragte Mumm.
»Meine Familie versucht, die Krönung zu sabotieren«, sagte An-
gua. »Sie arbeitet mit einigen Zwergen zusammen, die nicht wol en,
dass… die wollen, dass Überwald isoliert bleibt.«
»Das habe ich bereits herausgefunden. Wenn man durch einen
kalten Wald um sein Leben läuft, gelangt man zu erstaunlichen
Erkenntnissen.«
»Ich muss dir leider mitteilen, dass mein Bruder die Nachrich-
tenübermittler des Turms getötet hat, Herr. Er hat dort überal
seinen Geruch hinterlassen.«
Gavin knurrte leise.
»Und auch noch einen anderen Mann, den Gavin nicht kennt. Er
verbrachte viel Zeit damit, sich im Wald zu verstecken und unser
Schloss zu beobachten.«
»Das dürfte ein gewisser Müde gewesen sein. Einer unserer…
Agenten«, sagte Mumm.
»Seine Leistungen waren nicht schlecht. Er schaffte es mit einem
Boot einige Meilen flussabwärts. Unglücklicherweise hatte sich an
Bord ein Werwolf versteckt.«
»Mir kam ein Wasserfal in die Quere«, sagte Mumm.
»Bitte um Erlaubnis, ganz offen sprechen zu dürfen, Herr«, sagte
Angua.
»Sprichst du nicht immer offen?«
»Die Werwölfe hätten dich jederzeit erledigen können, Herr. Im
Ernst. Sie wol ten dich in unmittelbare Nähe des Turms gelangen
lassen, um dann anzugreifen. Wolfgang hält so etwas vermutlich
für hübsch symbolisch.«
»Ich habe drei von ihnen erwischt!«
»Ja, Herr. Aber gegen alle drei gleichzeitig hättest du keine Chan-
ce gehabt. Wolfgang hat sich einen Spaß erlaubt. Auf diese Weise
hat er das Spiel immer gespielt. Er ist gut darin vorauszudenken.
Er liebt den Hinterhalt. Es gefällt ihm, irgendeinen armen Kerl fast das Ziel erreichen zu lassen – um dann über ihn herzufallen.« Angua seufzte. »Weißt du, Herr, ich möchte Schwierigkeiten vermei-
den…«
»Er hat Menschen getötet!«
»Ja, Herr. Aber meine Mutter ist eine unwissende Närrin, und
mein Vater hat nur noch einen Rest Verstand im Kopf. Er ver-
bringt so viel Zeit als Wolf, dass er kaum mehr weiß, wie sich ein
Mensch benimmt. Sie leben nicht in der realen Welt. Sie glauben
wirklich, dass in Überwald al es so bleiben kann, wie es bisher war.
Nun, hier oben gibt es eigentlich nicht viel, aber es gehört uns.
Wolfgang ist ein mörderischer Idiot, der glaubt, die Werwölfe sei-
en zum Herrschen geboren. Das Problem besteht darin, dass er
bisher nicht gegen die Regeln verstoßen hat.«
»Lieber Himmel!«
»Bestimmt könnte er viele Zeugen beibringen, die bestätigen,
dass er allen einen angemessenen Vorsprung gewährte, so wie die
Regeln verlangen.«
»Und seine Einmischung in die Angelegenheiten der Zwerge? Er
hat die Steinsemmel gestohlen oder ausgetauscht… was weiß ich.
Ich kenne noch nicht al e Einzelheiten, aber ein armer Zwerg
musste deshalb bereits sein Leben lassen! Grinsi und Detritus ste-
hen unter Arrest! Inigo ist tot! Man hat Sybil irgendwo eingesperrt!
Und du meinst, es wäre so weit alles in Ordnung?«
»Hier sind die Dinge anders, Herr«, erwiderte Karotte. »Erst vor
zehn Jahren wurden Gottesurteile durch Gerichtsverfahren abge-
löst, und nur deshalb, weil man herausfand, dass Anwälte viel
scheußlicher sein können.«
»Ich muss nach Bums zurück. Wenn sie Sybil etwas zu Leide ge-
tan haben, sind mir die hiesigen Regeln piepegal!«
»Herr Mumm!«, protestierte Karotte. »Du bist völlig erschöpft!«
»Ich bin noch längst nicht erschöpft genug. Wir brechen sofort
auf. Lass den Schlitten von einigen Wölfen ziehen…«
»Sie nehmen keine Anweisungen entgegen, Herr«, sagte Karotte.
»Wir können uns höchstens mit einer entsprechenden Bitte an
Gavin wenden.«
»Äh, wärst du so freundlich, ihm die Situation zu erklären?«
Ich stehe hier mitten in einem kalten Wald, dachte Mumm kurze
Zeit später, und beobachte, wie eine recht attraktive junge Frau ein knurrendes Gespräch mit einem Wolf führt. So etwas geschieht
nicht sehr oft. Zumindest nicht in Ankh-Morpork. Hier passiert es
vermutlich jeden Tag.
Schließlich ließen sich sechs Wölfe anspannen, und Mumm wur-
de zur Straße getragen.
»Halt!«
»Herr?«, fragte Karotte.
»Ich brauche eine Waffe! In dem Turm muss es irgendetwas ge-
ben, das ich verwenden kann!«
»Nimm mein Schwert, Herr! Außerdem stehen die… Jagdspeere
zur Verfügung.«
»Du weißt sicher, was du mit den Jagdspeeren anstellen kannst!«
Mumm trat die Tür im Sockel des Turms auf. Der Wind hatte
Schnee hereingeweht, die Spuren von Wölfen
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