Der Fünfte Elefant
auch immer der Plan bestand: Er musste schnell durchge-
führt werden. Die Nachrichtentürme erwiesen sich dabei sicher als
nützlich. Wolfgang hatte von den cleveren Leuten in Ankh-
Morpork gesprochen und damit Menschen gemeint, nicht Zwerge.
Willi Keinesorge, der in seinem Bottich schwamm…
Man tauchte eine Holzhand hinein und bekam einen Handschuh.
Hand in Handschuh…
Es kommt nicht darauf an, wo man das Ding unterbringt, son-
dern wo es sich nach Meinung der Leute befindet. Nur das zählt.
Darin liegt die besondere Magie.
Mumm erinnerte sich an seinen ersten Gedanken, als er beo-
bachtet hatte, wie Grinsi in der Semmelhöhle auf den Boden starr-
te und der kleine Polizist hinter seiner Stirn zu schreien begann.
»Wie bitte, Herr?«, fragte Karotte.
»Hmm?« Mumm zwang die Lider nach oben.
»Du hast gerade etwas gerufen, Herr.«
»Was denn?«
»›Das verdammte Ding wurde überhaupt nicht gestohlen!‹, Herr!«
»Mistkerle! Ich wusste, dass ich kurz vor der Lösung des Falls stand! Es passt al es zusammen, wenn man nicht wie ein Zwerg
denkt! Wir vergewissern uns, dass Sybil in Sicherheit ist, und dann, Hauptmann…«
»Treten wir jemandem in den Hintern, Herr?«
»Und zwar kräftig!«
»Da wäre nur eine Sache, Herr…«
»Ja?«
»Du bist ein Verbrecher auf der Flucht.«
Einige Sekunden hörte man nur das Geräusch von Pfoten im
Schnee.
»Nun«, erwiderte Mumm schließlich, »ich weiß, dass wir hier
nicht in Ankh-Morpork sind. Man hat mich immer wieder daran
erinnert. Aber wo wir uns auch aufhalten, und wohin wir auch
gehen, Hauptmann: Polizisten bleiben immer Polizisten.«
Ein einzelnes Licht glühte am Fenster. Hauptmann Colon saß im
Kerzenschein und starrte ins Nichts.
Die Vorschriften verlangten, dass sich immer mindestens ein
Wächter im Wachhaus aufhielt, und deshalb blieb Colon in seinem
Büro.
Unten knarrten die Bodendielen in eine neue Position. Über
Monate hinweg waren rund um die Uhr Leute über sie hinwegge-
gangen, denn im Hauptraum hatten sich nie weniger als sechs Per-
sonen aufgehalten. Permanent von verschiedenen Hinterteilen
erwärmte Stühle ächzten leise, als sie abkühlten.
Ein einzelner Gedanke summte immer wieder durch Fred Co-
lons Kopf.
Herr Mumm wird noch mehr außer sich geraten als der Quästor. Bestimmt wird’s noch schlimmer als mit dem Bibliothekar, wenn er das T-Wort hört.
Seine Hand streckte sich dem Schreibtisch entgegen und bewegte
sich automatisch zurück, während Colon weiter ins Leere starrte.
Ein leises Knirschen deutete auf einen Zuckerwürfel hin, der
verspeist wurde.
Es schneite wieder. Der Wächter, den Mumm Colonesk genannt
hatte, lehnte in seiner kleinen Wachkabine am mittwärtigen Tor
von Bums an der Wand. Er hatte die Kunst perfektioniert, stehend
und mit offenen Augen zu schlafen. Das gehörte zu den ersten
Dingen, die man in einer endlosen Nacht lernte.
In unmittelbarer Nähe seines Ohrs erklang die Stimme einer
Frau. »Es gibt zwei Möglichkeiten, diese Sache hinter uns zu brin-
gen.«
Die Haltung des Wächters veränderte sich nicht. Er blickte wei-
ter starr geradeaus.
»Du hast nichts gesehen. Das ist die Wahrheit. Du brauchst nur
zu nicken.«
Der Wächter nickte.
»Gut. Du hast mich nicht gehört. Du brauchst nur zu nicken.«
Er nickte.
»Und du weißt nicht, wann ich wieder weg bin. Du brauchst nur
zu nicken.«
Er nickte.
»Du wil st keine Schwierigkeiten. Du brauchst nur zu nicken.«
Er nickte.
»Du verdienst nicht genug für diese Arbeit. Du brauchst nur zu
nicken.«
Diesmal nickte der Wächter mit mehr Nachdruck.
»Du wirst viel öfter für die Nachtschicht eingeteilt, als es eigent-
lich richtig ist.«
Colonesks Kinnlade klappte nach unten. Wer auch immer hinter
ihm stand, konnte ganz offensichtlich seine Gedanken lesen.
»Ausgezeichnet. Bleib einfach hier stehen und pass auf, dass
niemand das Tor stiehlt.«
Colonesk hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Er hörte, wie
das Tor geöffnet und wieder geschlossen wurde.
Ihm fiel ein, dass die Frau keine Einzelheiten bezüglich der zwei-
ten Möglichkeit genannt hatte, und dafür war er sehr dankbar.
»Was war die zweite Möglichkeit?«, fragte Mumm, als sie durch
den Schnee eilten.
»Wir hätten nach einem anderen Weg in die Stadt suchen müs-
sen«, sagte Angua.
Nur wenige Personen waren in den Straßen unterwegs, die der
Schnee nun mit neuem Weiß bedeckte, abgesehen von den Stel en,
wo Dampf aus Gittern
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