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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aufstieg. In Überwald schien der Sonnen-
    untergang eine eigene Ausgangssperre zu verhängen. In diesem
    Fal ergab sich ein Vorteil daraus, denn die ganze Zeit über knurrte Gavin leise.
    Karotte kehrte von der nächsten Ecke zurück.
    »Zwerge bewachen die Botschaft«, sagte er. »Sie scheinen nicht
    zu Verhandlungen bereit zu sein, Herr.«
    Mumm senkte den Blick. Sie standen auf einem Gitter.

    Hauptmann Tantony von der Stadtwache in Bums begegnete sei-
    nen derzeitigen Aufgaben mit erheblicher Skepsis. Am vergange-
    nen Abend hatte er die Oper gesehen und später gewisse Dinge
    beobachtet, die nach Anweisung des Bürgermeisters gar nicht pas-
    siert waren. Es kam natürlich darauf an, den Befehlen zu gehor-
    chen. Es drohte keine Gefahr, wenn man den Befehlen gehorchte.
    Das wussten al e Angehörigen der Wache. Doch diese fühlten sich
    nicht nach sicheren Befehlen an.
    Er hatte gehört, dass man in Ankh-Morpork anders vorging.
    Von Lord Mumm hieß es, dass er jeden verhaften würde.
    Tantony hatte einen Schreibtisch im Flur der Botschaft aufge-
    stellt, um den Haupteingang im Auge zu behalten, und seine Män-
    ner mit großer Sorgfalt im Innern des Gebäudes verteilt. Den
    Zwergenwächtern draußen traute er nicht. Angeblich hatten sie
    den Befehl, Mumm sofort zu töten, und das ergab keinen Sinn. Es
    musste doch irgendeine Art von Gerichtsverfahren geben.
    Im Obergeschoss erklang ein leises Geräusch. Tantony stand
    langsam auf und griff nach seiner Armbrust. »Korporal Schwetzl?«
    Wieder ertönte ein Geräusch. Tantony ging zum unteren Ende
    der Treppe.
    Oben erschien Mumm. Blut klebte an seinem Hemd und bildete
    Krusten auf einer Seite seines Gesichts. Zum großen Entsetzen
    des Hauptmanns schickte er sich an, die Treppe herunterzukom-
    men.
    »Ich schieße auf dich!«
    »Das ist dein Befehl, nicht wahr?«, fragte Mumm.
    »Ja! Bleib stehen!«
    »Aber wenn ich ohnehin erschossen werde, hat es doch gar keinen Sinn, jetzt stehen zu bleiben, oder?«, erwiderte Mumm. »Außerdem
    glaube ich nicht, dass du auf mich schießen wirst, Hauptmann.
    Weil du intelligent bist.« Mumm stützte sich am Geländer ab.
    »Hättest du nicht schon die anderen Wächter alarmieren müssen?«
    »Du sollst stehen bleiben !«
    »Du weißt, wer ich bin. Wenn du wirklich beabsichtigst, mit dem
    verdammten Ding auf mich zu schießen, so hast du jetzt Gelegen-
    heit dazu. Aber es wäre deiner weiteren beruflichen Laufbahn sehr förderlich, wenn du zuerst den Klingelzug dort drüben ziehen
    würdest. Was könnte schlimmstenfal s passieren? Deine Armbrust
    bleibt auf mich gerichtet. Es gibt da etwas, das du erfahren sol -
    test.«
    Tantony bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick, trat je-
    doch einige Schritte zur Seite und zog den Klingelzug.
    Igor kam hinter einer Säule hervor. »Ja, Herr?«
    »Bitte sag diesem jungen Mann, wo er sich befindet.«
    »Er ift in Ankh-Morpork, Herr«, verkündete Igor ruhig.
    »Siehst du?«, meinte Mumm. »Und starr Igor nicht so an. Ich
    hab’s zunächst überhört, als er mich hier begrüßte, aber es stimmt.
    Dies ist eine Botschaft, mein Lieber«, fuhr er fort und setzte sich wieder in Bewegung. »Was bedeutet: Dieses Gebäude gehört offiziell zum Territorium meiner Heimat. Willkommen in Ankh-
    Morpork. Tausende von Überwald-Bürgern leben in unserer Stadt.
    Du möchtest doch keinen Krieg beginnen, oder?«
    »Aber… aber… sie sagten… meine Befehle… Du bist ein Ver-
    brecher!«
    »Ich bin höchstens angeklagt, Hauptmann. In Ankh-Morpork
    bringen wir niemanden um, nur weil er angeklagt ist. Zumindest nicht absichtlich. Und erst recht nicht, weil jemand entsprechende
    Anweisungen erteilt.«
    Mumm nahm die Armbrust aus Tantonys widerstandslosen
    Händen und jagte den Bolzen in die Decke.
    »Und jetzt schick deine Männer fort«, sagte er.
    »Ich bin in Ankh-Morpork?«, brachte der Hauptmann hervor.
    Mumm war zwar nicht gerade in bester Verfassung, aber er
    wusste die Zeichen zu deuten.
    »Ja, das stimmt«, sagte er und legte Tantony den Arm um die
    Schultern. »Und in unserer Stadtwache gibt es immer einen Platz
    für einen fähigen jungen Mann…«
    Tantony versteifte sich. Er stieß Mumms Arm beiseite. »Du be-
    leidigst mich, Milord. Dies ist mein Land!«
    »Ah.« Mumm merkte, dass Karotte und Angua vom Treppenab-
    satz aus zusahen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass jemand Schande darüber bringt«,
    fuhr der Hauptmann fort. »Dies ist nicht richtig. Ich habe beobachtet, was gestern Abend

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