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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schaffte es schließlich, sich in die Höhe zu ziehen.
    Jeden Augenblick rechnete er damit, dass sich spitze Zähne durch
    seine Haut bohrten.
    Er saß auf schmierigem Holz. Die Werwölfe hatten sich nicht
    von der Stel e gerührt und beobachteten ihn interessiert.
    »Verdammte Mistkerle «, knurrte Mumm.
    Die Wölfe gaben ihre abwartende Haltung auf und näherten sich
    dem Baum vorsichtig, ohne Eile. Mumm kletterte noch etwas wei-
    ter nach oben.
    »Ankh-Morpork! Herr Zivilisiert! Wo sind deine Waffen, Ankh-
    Morpork?«
    Es war Wolfgangs Stimme. Mumms Blick glitt über die Schnee-
    wehen, zwischen denen die Schatten bereits dichter wurden, als
    sich der Nachmittag dem Ende entgegenneigte.
    »Ich habe zwei von euch erwischt!«, rief er.
    »Ja, und bestimmt leiden sie eine Zeit lang an Kopfschmerzen!
    Wir sind Werwölfe, Ankh-Morpork! Man kann uns kaum aufhalten!«
    »Du hast gesagt…«
    »Euer Herr Müde konnte wesentlich schneller laufen als du,
    Ankh-Morpork!«
    »Schnel genug?«
    »Nein! Und der Mann mit dem kleinen schwarzen Hut konnte
    besser kämpfen als du!«
    »Gut genug?«
    »Nein!«, rief Wolfgang fröhlich.
    Mumm knurrte. Selbst Assassinen verdienten keinen solchen
    Tod. »Bald geht die Sonne unter!«
    »Ja! Ich habe gelogen, was das angeht!«
    »Na schön. Weck mich morgen früh. Ich könnte ein wenig
    Schlaf gebrauchen!«
    »Du wirst erfrieren, zivilisierter Mensch!«
    »Gut!« Mumm sah zu den anderen Bäumen. Selbst wenn er auf
    einen anderen springen konnte: Es waren ausnahmslos Nadelbäu-
    me, in denen er ziemlich schmerzhaft landen würde, und die kaum
    Halt boten.
    »Ah, das ist sicher der berühmte Ankh-Morpork-Humor.«
    »Nein, es war nur Ironie«, erwiderte Mumm und hielt noch im-
    mer nach einem luftigen Fluchtweg Ausschau. »Zu dem berühm-
    ten Ankh-Morpork-Humor kommen wir, wenn ich anfange, über
    Brüste und furzen zu reden, du aufgeblasener Armleuchter!«
    Welche Möglichkeiten standen ihm zur Verfügung? Er konnte
    im Baum bleiben und sterben oder laufen und sterben. Der Tod in
    einem Stück erschien ihm besser.
    FÜR EINEN MANN IN DEINEM ALTER BEHAUPTEST
    DU DICH ERSTAUNLICH GUT.
    Tod saß auf einem höheren Ast im Baum.
    »Folgst du mir, oder was?«
    SIND DIR DIE WORTE »DER TOD WAR SEIN
    STÄNDIGER BEGLEITER« VERTRAUT?
    »Aber normalerweise sehe ich dich nicht!«
    VIELLEICHT HAT DEIN BEWUSSTSEIN EINE HÖHERE
    AUFMERKSAMKEITSSTUFE ERREICHT, VERURSACHT
    VON MANGEL AN NAHRUNG, SCHLAF UND BLUT.
    »Wirst du mir helfen?«
    ÄH… JA.
    »Wann?«
    ÄH, WENN DER SCHMERZ UNERTRÄGLICH WIRD. Tod
    zögerte kurz und fügte dann hinzu: ICH NEHME AN, DU HAST
    DIR EINE ANDERE ANTWORT ERHOFFT.
    Die Sonne, groß und rot, stand jetzt dicht über dem Horizont.
    Ein Wettlauf mit der Sonne… Das war ein weiteres Spiel in Ü-
    berwald. Sicher daheim zu sein, bevor die Sonne unterging…
    Eine halbe Meile oder etwas mehr, durch tiefen Schnee und ei-
    nen Hang hinauf.
    Leichte Erschütterungen kündigten an, dass jemand am Baum
    emporkletterte. Mumm sah nach unten. Im kalten blauen Glühen
    zog sich ein nackter Mann lautlos von Ast zu Ast.
    Mumm fühlte sich von neuerlichem Zorn erfasst. Das war un-
    fair!
    Unten erklang ein leises Stöhnen, als der Kletterer ausrutschte
    und dann wieder Halt fand.
    WIE FÜHLST DU DICH UNTER DEN GEGENBENEN
    UMSTÄNDEN?
    »Sei stil ! Selbst wenn du nur eine Hal uzination bist!«
    Es musste doch irgendetwas an den Werwölfen geben, das er zu seinem Vorteil nutzen konnte. Wenn er nur wüsste, was…
    Keine Waffen. Das hatte er im Schloss bemerkt. In normalen
    Schlössern wimmelte es geradezu davon: Speere, Streitäxte, absurd
    wirkende Rüstungen, große alte Schwerter…
    Selbst bei Vampiren hingen Rapiere an den Wänden und zwar
    deswegen, weil Vampire manchmal eine Waffe benutzen mussten.
    Bei Werwölfen lag der Fall anders. Auch Angua zögerte, bevor
    sie nach einem Schwert griff. Für einen Werwolf war eine Waffe
    immer die zweite Wahl.
    Mumm presste die Beine gegeneinander und schwang um den
    Ast, als der Werwolf nach oben kam. Er traf ihn am Ohr, und als
    der Bursche den Kopf hob, fing er sich einen weiteren Hieb gegen
    die Nase ein.
    Der Mann holte zu einem Schlag aus, der viel eicht das Ende
    gewesen wäre – wenn er sich nicht gleichzeitig noch ein wenig
    höher gezogen hätte, wodurch er in Reichweite von Mumms Ellen-
    bogen geriet.
    Dieser verdiente es, kursiv hervorgehoben zu werden. Bei vielen
    Straßenkämpfen hatte er triumphiert. Schon früh in seiner

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