Der Fünfte Elefant
Herr Mumm.«
Die Werwölfe kamen näher, als sie Richtung Treppe zurückwi-
chen.
»Kehr ihnen nicht den Rücken zu«, sagte Angua ruhig. »Und lauf
nicht.«
»Das brauchst du mir nicht extra zu sagen«, antwortete Mumm.
Er beobachtete Wolfgang, der über den Boden schlich, den Blick
starr auf die Besucher gerichtet.
Sie müssen sich zusammendrängen, um uns durch die Tür zu
folgen, dachte er und sah zu Detritus. Die riesige Armbrust
schwang hin und her, als der Troll versuchte, al e Wölfe im
Schussfeld zu behalten.
»Schieß«, sagte Angua.
»Aber es ist deine Familie!«, entfuhr es Sybil.
»Sie heilen schnell, glaub mir!«
»Detritus, schieß nur, wenn dir nichts anderes übrig bleibt«, sagte
Mumm, als sie zur Zugbrücke schritten.
»Er muss jetzt von seiner Waffe Gebrauch machen«, beharrte Angua. »Früher oder später springt Wolfgang, und die anderen…«
»Es gibt da etwas, das du wissen solltest, Herr«, sagte Grinsi. »Du
solltest wirklich darüber Bescheid wissen, Herr. Es ist wichtig .«
Mumm blickte über die Zugbrücke. Viele Gestalten zeichneten
sich dort im Dunkeln ab. Fackelschein glänzte auf Rüstungen und
Waffen, die den Weg versperrten.
»Na, wenigstens kann es jetzt nicht mehr schlimmer werden«,
kommentierte er.
»Oh, es wäre noch schlimmer, wenn es hier Schlangen gäbe«,
sagte Lady Sybil.
Karotte drehte den Kopf, als er Mumms kurzes, schnaubendes
Lachen hörte.
»Herr?«
»Oh, schon gut, Hauptmann. Behalt die Mistkerle im Auge. Um
die Soldaten kümmern wir uns später.«
»Du nur ein Wort zu sagen brauchst, Herr«, grollte Detritus.
»Jetzt ssitzt ihrr in der Falle«, knurrte die Baronin. »Wächterr!
Errfül t eurre Pflicht!«
Jemand kam mit einer Fackel über die Zugbrücke. Hauptmann
Tantony erreichte Mumm und richtete einen finsteren Blick auf
ihn.
»Tritt zur Seite, Herr«, sagte er. »Tritt zur Seite, oder ich verhafte dich, bei den Göttern – ob du nun Botschafter bist oder nicht.«
Sie musterten sich gegenseitig. Dann sah Mumm zur Seite.
»Lass ihn passieren«, sagte er. »Der Hauptmann hat beschlossen,
seine Pflicht zu erfüllen.«
Tantony nickte, setzte den Weg über die Brücke fort, blieb dicht
vor der Baronin stehen und salutierte.
»Bring diese Leute fort!«, stieß sie hervor.
»Lady Serafine von Überwald?«, fragte Tantony hölzern.
»Du weißt, wer ich bin, Mann!«
»Ich möchte mit dir über gewisse Anklagen sprechen, die in mei-
ner Gegenwart erhoben wurden.«
Mumm schloss die Augen. Du armer Idiot, dachte er. Himmel,
ich wollte nicht, dass du wirklich…
»Du möchtest was ?«, fragte die Baronin.
»Es wurde behauptet, dass ein oder mehrere Mitglieder deiner
Familie in eine Verschwörung verwickelt sind, die…«
»Wie kannsst du ess wagen!«, heulte Serafine.
Wolfgang sprang, und die Zukunft wurde zu einer Serie aus fla-
ckernden Bildern.
Mitten in der Luft verwandelte er sich in einen Wolf.
Mumm streckte die Hand nach Detritus’ Armbrust aus und
stemmte sie nach oben, als der Trol abdrückte.
Karotte lief los, bevor Wolfgang auf Hauptmann Tantonys Brust
landete.
Das Geräusch von der riesigen Armbrust hal te durchs Schloss
und überlagerte das Surren der tausend winzigen, über den Him-
mel jagenden Fragmente.
Karotte sprang, stieß mit der Schulter gegen Wolfgang und riss
ihn von Tantony herunter.
Und dann explodierte die Szene regelrecht, wie bei einem Kli-
cker, den jemand zu schnell drehte.
Karotte stand auf und…
Vermutlich liegt es daran, dass wir im Ausland sind, dachte
Mumm. Er versuchte, die Dinge richtig zu machen.
Er ging vor dem Werwolf in Kampfstel ung und hob beide Fäus-
te, wie in Abbildung 1 von Die ehrenwerte Kunst des Faustkampfs. Eine solche Pose wirkte recht beeindruckend – bis einem der Gegner
die Nase mit einem Bierkrug brach.
Karotte schlug mit der Wucht eines Vorschlaghammers und ver-
setzte Wolfgang zwei Hiebe, als dieser aufstand.
Der Werwolf schien in erster Linie erstaunt zu sein und kaum
Schmerzen zu empfinden. Er wechselte die Gestalt, griff mit bei-
den Händen nach einer Faust und drückte zu. Entsetzt beobachte-
te Mumm, wie er Karotte ohne erkennbare Mühe zwang zurückzu-
treten.
»Bleib hübsch brav, Angua«, sagte Wolf und lächelte zufrieden.
»Andernfal s breche ich ihm den Arm. Oder viel eicht breche ich
ihn trotzdem! Ja!«
Mumm hörte sogar das Knacken. Karotte erblasste. Jemand, der
einen gebrochenen Arm hält, hat jede Kontrol e, die
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