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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Erziehung. Doch die Baronin kratzte
    wie eine grobe Feile an ihren Nerven. Sie erinnerte sich daran, dass sie Serafine schon in der Schule nicht gemocht hatte.
    Zu dem unerwünschten Gepäck, das man der jungen Sybil auf-
    gebürdet hatte, um ihr den Weg durchs Leben zu erschweren, ge-
    hörte die Verpflichtung, zu anderen freundlich zu sein und nette
    Dinge zu sagen. Deshalb hielten die anderen Leute sie oft für
    dumm.
    Sie verabscheute die Art und Weise, in der Serafine über die
    Zwerge gesprochen hatte. Von »Untermenschen« war die Rede
    gewesen. Die meisten von ihnen lebten tatsächlich unter Menschen, also in ihrer Mitte oder in unterirdischen Höhlen. Wie dem auch
    sei: Sybil mochte Zwerge. Und Serafine sprach so von Trollen, als
    wären sie Dinge. Sybil war nicht vielen Trollen begegnet, aber offenbar verbrachten sie ihr Leben damit, ihre Kinder großzuziehen
    und zu arbeiten, so wie alle anderen.
    Und es kam noch schlimmer. Serafine ging davon aus, dass Sybil
    ihre Ansichten allein deshalb teilte, weil sie eine Lady war. Sybil
    Käsedick kannte sich in diesen Dingen nicht besonders gut aus,
    denn moralische Philosophie hatte kaum eine Rolle gespielt bei
    einem Lehrplan, der Blumenarrangements den Vorrang einräumte.
    Aber irgendetwas teilte ihr mit, dass bei beliebigen Debatten der
    richtige Standpunkt auf der gegenüberliegenden Seite von Serafine war.
    Sie hatte ihr all die vielen Briefe geschrieben, weil es sich so ge-
    hörte. Man schrieb alten Freunden Briefe, selbst wenn von
    Freundschaft kaum die Rede sein konnte.
    Sybil setzte sich aufs Bett und starrte an die Wand, bis das Ge-
    schrei begann, und als es begann, wusste sie, dass Sam lebte – nur Sam ließ die Leute so zornig werden.
    Sie hörte, wie der Schlüssel im Schloss klickte.
    Daraufhin rebellierte Sybil.
    Sie war dick und nett. Die Schule hatte ihr nicht sonderlich gefal-
    len. Wenn man allein die Gesellschaft von Mädchen genießt, ist es
    nicht besonders vorteilhaft, dick und nett zu sein, denn die ande-
    ren neigen dazu, das mit »dumm« oder gar mit »dämlich« gleichzu-
    setzen.
    Lady Sybil blickte aus dem Fenster. Das Schlafzimmer lag im
    zweiten Stock.
    Gitterstäbe steckten vor dem Fenster, aber sie sol ten vor al em
    verhindern, dass etwas von draußen hereinkam. Von drinnen lie-
    ßen sie sich leicht aus ihrer Einfassung lösen. Und es lagen zwar muffige, aber recht dicke Laken und Decken auf dem Bett. Einer
    durchschnittlichen Person hätte dies viel eicht nicht viel bedeutet, aber das Leben in einer strengen Schule für wohlerzogene Damen
    kann sehr lehrreich sein, wenn es um die Tricks des Ausbrechens
    geht.
    Fünf Minuten nach dem Klicken des Schlüssels steckte nur noch
    eine Stange im Fenster. Sie zitterte und knirschte im Gestein, was
    deutlich darauf hinwies, dass ein schweres Gewicht an den zu-
    sammengebundenen Laken hing.

    Fackeln brannten an den Schlossmauern. Die schauderhafte rote
    und schwarze Fahne wehte im Wind. Mumm blickte über den
    Rand der Brücke. Der Fluss strömte ziemlich weit unten und
    schäumte schon ein ganzes Stück vor dem Wasserfal . Hier gab es
    nur zwei Richtungen: nach vorn oder zurück.
    Er inspizierte seine Truppen. Leider dauerte das nicht sehr lange.
    Selbst ein Polizist konnte bis fünf zählen. Außerdem waren noch
    Gavin und seine Wölfe im Wald. Und nicht zu vergessen Gaspode,
    der Korporal Nobbs der Hundewelt, der sich ungebeten der
    Gruppe angeschlossen hatte.
    Was ließ sich sonst noch zu Mumms Gunsten anführen? Nun,
    der Feind benutzte keine Waffen. Doch dieser Vorteil verflüchtigte
    sich rasch, wenn man bedachte, dass ihm scharfe Krallen und spit-
    ze Zähne zur Verfügung standen.
    Mumm seufzte und wandte sich an Angua. »Es ist deine Fami-
    lie«, sagte er. »Ich könnte es gut verstehen, wenn du dich zurück-
    hältst.«
    »Wir werden sehen, Herr.«
    »Wie sollen wir ins Innere des Schlosses gelangen, Herr?«, fragte
    Karotte.
    »Wie würdest du dabei vorgehen?«
    »Zunächst einmal anklopfen, Herr.«
    »Tatsächlich? Feldwebel Detritus, tritt bitte vor.«
    »Herr!«
    »Zerstöre die verdammte Tür!«
    »Ja, Herr!«
    Mumms Blick kehrte zu Karotte zurück, als der Trol nachdenk-
    lich zur Tür sah und einige zusätzliche Male die Winde der Arm-
    brust drehte. Die Federn ächzten, als sie Widerstand leistete. Ihr
    Kampf blieb vergeblich.
    »Dies ist nicht Ankh-Morpork«, sagte Mumm.
    Detritus legte mit der Armbrust an und trat einen Schritt nach
    vorn.
    Es pochte dumpf. Mumm

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