Der Fünfte Elefant
Euer Gnaden. Du sparst ihn auf, bis du
ihn brauchst.«
»Du konntest nicht wissen, dass ich ihn besiegen würde. Du hast
mich al ein im Schnee zurückgelassen. Ich war nicht einmal be-
waffnet!«
»Havelock Vetinari hätte keinen Narren nach Überwald ge-
schickt.« Noch mehr Rauch wogte in der Luft. »Zumindest keinen
dummen Narren.«
Mumm kniff die Augen zusammen. »Du bist ihm begegnet, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und du hast ihn all das gelehrt, was er weiß, stimmt’s?«
Lady Margolotta blies Rauch durch die Nase und gab ihm ein
strahlendes Lächeln.
»Wie bitte? Du glaubst, ich hätte ihn unterrichtet? Meine Güte…
Wenn du dich fragst, welche Vorteile ich aus dieser Sache ziehe…
Ich habe eine kleine Atempause bekommen. Ein wenig Einfluss.
Politik ist interessanter als Blut, Euer Gnaden. Und sie macht viel
mehr Spaß. Hüte dich vor den reformierten Vampiren, Herr – das
Verlangen nach Blut ist nur ein Verlangen, und mit der notwendi-
gen Sorgfalt kann es in andere Kanäle gelenkt werden. Überwald
wird Politiker brauchen. Ah, ich glaube, wir sind da«, fügte Lady
Margolotta hinzu, obwohl Mumm schwören konnte, dass sie nicht
aus dem Fenster gesehen hatte.
Die Tür öffnete sich.
»Wenn mein Igor noch da ist… Sag ihm, dass ich ihn unten in
der Zwergenstadt erwarte. Freut mich sehr, dich kennen gelernt zu
haben. Bestimmt sehen wir uns wieder. Und bitte richte Lord Ve-
tinari herzliche Grüße von mir aus.«
Die Tür schloss sich hinter Mumm, und die Kutsche rol te da-
von.
Er fluchte leise.
Die Botschaft war vol er Igors. Einige von ihnen berührten ihre
Stirnlocken – oder zumindest die dortige Naht –, um ihm Reve-
renz zu erweisen. Sie trugen schwere unterschiedlich große Metal -
behälter, auf denen Raureif lag.
»Was ist das?«, fragte Mumm. »Igors Bestattung?« Dann begriff
er. »Oh, bei den Göttern… Sie sind mit Partytüten gekommen,
denn jeder von ihnen kann etwas von den Resten mit nach Hause
nehmen…«
»Ja, fo könnte man ef aufdrücken, Herr«, sagte ein Igor. »Aber
wir finden ef ziemlich scheuflich, Leichen im Boden zu verschar-
ren. Al die Würmer und fo.« Er klopfte auf den Metal kasten unter
seinem Arm. »Auf diefe Weife ift er bald wieder unter unf«, fügte
er zufrieden hinzu.
»Reinkarnation auf Raten, wie?«, erwiderte Mumm schwach.
»Fehr luftig, Herr«, sagte der Igor ernst. »Ef ift erftaunlich, waf
die Leute fo allef brauchen. Herf, Leber, Hände… Wir führen eine
Bedarfflifte. Heute Abend wird ef einige fehr glückliche Perfonen
in diefem Teil def Landef geben…«
»Und diese Teile stecken dann in den glücklichen Personen,
nicht wahr?«
»Aufgefeichnet, Herr. Fweifel of bift du fehr geiftreich. Und ei-
nef Tagef wird irgendjemand eine fehr ernfte Gehirnverletfung
erleiden, und dann…« Erneut klopfte er auf den kalten Behälter.
»Dann schlieft fich der Kreif.«
Er nickte Grinsi und Mumm zu. »Ich muff jetft gehen, Herr. Ef
gibt fo viel fu tun, du weift ja, wie daf ift.«
»Ich kann’s mir vorstellen«, sagte Mumm und dachte: die Axt
meines Großvaters. Man verändert das eine oder andere, aber es
bleibt immer ein Igor.
»Eigentlich sind es sehr selbstlose Leute, Herr«, meinte Grinsi,
als der letzte Igor fortgehumpelt war. »Sie leisten viel gute Arbeit.
Äh, sie haben sogar seinen Mantel und die Stiefel genommen, weil
sie für jemanden nützlich sein könnten.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber…«
»Ich verstehe, Herr. Die anderen sind im Salon. Lady Sybil war
sicher, dass du überlebst. Sie meinte, jemand mit einem solchen
Blick kehrt zurück.«
»Wir nehmen an der Krönungszeremonie teil. Um al es hinter
uns zu bringen. Wirst du dabei diese Kleidung tragen, Grinsi?«
»Ja, Herr.«
»Aber das ist… gewöhnliche Zwergenkleidung. Eine Hose und
so.«
»Ja, Herr.«
»Aber Sybil erwähnte ein hübsches grünes Kleid und einen Helm
mit einer Feder.«
»Ja, Herr.«
»Du kannst anziehen, was du willst, das weißt du.«
»Ja, Herr. Aber dann dachte ich an Dee. Und ich habe den König
beobachtet, als er mit dir sprach, und… Nun, ich kann anziehen, was ich wil , Herr. Und genau darum geht es. Ich muss das Kleid nicht tragen, und ich sol te es nicht al ein deshalb anziehen, weil
andere Leute nicht wollen, dass ich es trage. Außerdem sehe ich in dem Ding aus wie ein dummer Kopfsalat.«
»Für mich klingt das alles ziemlich kompliziert, Grinsi.«
»Vermutlich ist es eine Zwergenangelegenheit,
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