Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
kleine Dienstmarke!« Wolfgang schob sich zur
    Seite, ließ dabei beide Arme hängen.
    »Und ich bin bewaffnet. Hast du gehört, was ich gesagt habe?
    Ich bin bewaffnet!«
    »Mit der lächerlichen Armbrust?«
    »Ich habe dich darauf hingewiesen, dass ich bewaffnet bin, und
    du hast es gehört, nicht wahr?« Mumm sprach laut und folgte den
    Bewegungen des Werwolfs, immer ihm zugewandt. Er paffte an
    seiner Zigarre und ließ ihr Ende so stärker glühen.
    »Ja! So etwas nennst du zivilisiert?«
    Mumm lächelte. »Ja, auf diese Weise gehen wir vor.«
    »Meine Art ist besser!«
    »Und hiermit verhafte ich dich«, sagte Mumm. »Komm mit, oh-
    ne Schwierigkeiten zu machen. Wir fesseln dich, und anschließend
    wirst du den hiesigen Justizbehörden überstel t. Fal s es welche
    gibt.«
    »Ha! Dein Ankh-Morpork-Humor!«
    »Ja, gleich lasse ich die Hose runter. Und nun… Widersetzt du
    dich der Verhaftung?«
    »Was sol en diese dummen Fragen?« Inzwischen tanzte Wolf-
    gang fast.
    »Widersetzt du dich der Verhaftung?«
    »Ja, natürlich! Ja! Guter Witz!«
    »Hör nur, wie ich lache.«
    Mumm warf die Armbrust beiseite und holte ein Rohr unter sei-
    nem Mantel hervor. Es bestand aus harter Pappe, und ein roter
    Kegel ragte aus dem einen Ende.
    »Ein dummer Feuerwerkskörper«, rief Wolfgang und griff an.
    »Könnte sein«, sagte Mumm.
    Er versuchte erst gar nicht zu zielen. Präzision und Geschwin-
    digkeit hatten bei diesen Dingen nie eine Rol e gespielt. Mumm
    nahm einfach die Zigarre aus dem Mund und presste sie in das
    Zündloch, als Wolfgang auf ihn zulief.
    Der Mörser zitterte, als die Ladung zündete. Die Rakete sauste
    nicht besonders schnel aus dem Rohr, zog eine Rauchfahne hinter
    sich her und wirkte wie die dümmste Waffe seit dem Schokoladen-
    speer.
    Wolfgang tänzelte unter ihr und lächelte. Als sie einen halben
    Meter über seinem Kopf dahinflog, sprang er und schnappte mit
    dem Mund danach.
    Und dann explodierte sie.
    Die Leuchtsignale sol ten noch in einer Entfernung von zwanzig
    Meilen zu sehen sein. Mumm hatte die Augen fest zugekniffen,
    trotzdem drang das Glühen durch die Lider.
    Die Leiche rol te übers Kopfsteinpflaster, und als sie schließlich
    reglos liegen blieb, blickte sich Mumm auf dem Platz um. Aus den
    Kutschen starrten die Leute herüber. Stille herrschte.
    Unter den gegebenen Umständen wären mehrere Bemerkungen
    möglich gewesen. »Verdammter Mistkerl!«, hätte sich in jedem Fall
    gut geeignet, aber in Frage kamen auch »Willkommen in der Zivili-
    sation!«, oder »Ist dir jetzt noch immer zum Lachen zumute?«,
    oder »Fass!«
    Doch er schwieg, und das aus gutem Grund: Hätte er eine dieser
    Bemerkungen von sich gegeben, wäre ihm dadurch klar geworden,
    dass er gerade einen Mord begangen hatte.
    Er wandte sich ab, warf den leeren Mörser über die Schulter und
    brummte: »Zur Hölle damit!«
    Unter solchen Umständen fiel es ihm sehr schwer, abstinent zu
    bleiben.
    Tantony beobachtete ihn.
    »Überleg dir genau, was du sagst«, teilte ihm Mumm mit und
    ging weiter. »Ganz genau.«
    »Ich habe die Signalraketen immer für sehr schnel gehalten…«
    »Ich habe einen Teil des Treibsatzes entfernt«, sagte Mumm. Er
    warf Detritus’ Taschenmesser in die Luft und fing es wieder auf.
    »Schließlich sollte niemand verletzt werden.«
    »Ich habe gehört, wie du ihn darauf hingewiesen hast, dass du
    bewaffnet warst. Ich habe gehört, wie er sich zwei Mal der Verhaf-
    tung widersetzt hat. Ich habe al es gehört. Ich habe al es gehört,
    was ich hören sollte.«
    »Ja.«
    »Es ist natürlich möglich, dass er dieses Gesetz nicht kannte.«
    »Ach, tatsächlich? Nun, ich wusste nicht, dass es hier erlaubt ist,
    irgendeinem armen Kerl übers Land zu jagen und ihn übel zuzu-
    richten. Doch daran hat sich niemand gestört.« Mumm schüttelte
    den Kopf. »Und spar dir den schmerzerfül ten Blick. Oh, ja, jetzt kannst du sagen, dass ich falsch an die Sache herangegangen bin,
    dass es besser gewesen wäre, das Problem auf andere Weise zu
    lösen. Nachher fallen einem solche Worte leicht. Vielleicht sage ich es mir auch selbst.« Mitten in der Nacht, dachte er. Nachdem ich
    aus dem Albtraum erwacht bin, der mir die Augen des Wahnsinns
    gezeigt hat. »Aber du wolltest ihm ebenso sehr das Handwerk le-
    gen wie ich. Oh, ja. Aber du konntest es nicht, weil dir die not-
    wendigen Mittel fehlten. Und ich konnte es, weil mir die notwen-
    digen Mittel zur Verfügung standen. Und jetzt genießt du den Lu-
    xus,

Weitere Kostenlose Bücher